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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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du?«
    »Krakau«, antwortete sie, »die Stadt, mit der die beiden Mordopfer beruflich zu tun hatten.«
    »Ja«, bestätigte Braig, »daran habe ich auch gedacht.«
    »Was ist auf dem anderen Bild? Du erwähntest, es seien zwei Fotos.«
    »Auf dem anderen Bild ...« Er stockte, hielt das Foto hoch, betrachtete es erneut. Es gab keinen Zweifel, nicht einen Hauch der Ungewissheit. Er hatte es auf den ersten Blick begriffen.
    »Ja? Was ist auf dem zweiten Foto zu sehen?«, fragte Neundorf. Die Ungeduld in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Dasselbe Mädchen«, antwortete er, »nur in anderer Umgebung.«
    »Nämlich? Mein Gott, warum machst du es so spannend?«
    »Es kann nur kurze Zeit danach aufgenommen worden sein, sie hat sich überhaupt nicht verändert, ist kein Haar gealtert. Ich kann jedenfalls keinen Unterschied feststellen. Nur die Umgebung ist vollkommen anders. Sie liegt in einem Sarg, in ein weißes Kleid gehüllt. Ihre Augen sind geschlossen. Umgeben wird sie von einem Meer von Blumen und Kränzen. Auf einer der Schleifen steht groß der Name:
Eva Camiszewicz
.« Er schwieg, ließ seine Augen über das Foto streifen, betrachtete das sanfte Gesicht, die gelockten blonden Haare, die in ihre Stirn fielen.
    Seine Kollegin benötigte ein paar Sekunden, bis sie wieder etwas von sich hören ließ. »Der Tod dieses Kindes hat mit Karl Herzog und Christoph Wulf zu tun.«
    »Das war mein erster Gedanke.«
    »Und diese junge Frau, die von Wangbiehler beobachtet wurde ...«
    »Swetlana«, ergänzte Braig.
    »Swetlana. Was wollte sie, weshalb ist sie hier? Wangbiehler behauptet, sie habe Herzog ins Gesicht gespuckt. Denkst du dasselbe wie ich?«
    »Ich glaube, ja. Wahrscheinlich ist sie mir nur knapp entkommen.«
    »Du hast keine Waffe gefunden?«
    »Hier in der Wohnung? Ich wüsste nicht, wo. Die Zimmer sind alle leer, bis auf die Küche. Aber wenn sie wirklich die Person ist, nach der wir suchen, weshalb sollte sie die Waffe dann hier zurücklassen?«
    »Sie hat sie mitgenommen, falls wir ihr doch noch auf die Schliche kommen. Sie ist gefährlich. Wir müssen sofort die Fahndung nach ihr einleiten. Ihr vollständiger Name, du glaubst, Frau Herzog weiß ihn?«
    »Ich werde sie fragen«, sagte Braig, »vielleicht kennt sie ihn und kann mir auch erklären, was es mit dem Tod des Mädchens auf sich hat. Ich fahre jetzt sofort nach Fellbach. Könntest du bitte die Techniker informieren und sie beauftragen, die Wohnung hier zu untersuchen? Die Schlüssel sollen sie bei mir in Fellbach abholen.«
    Er verabschiedete sich von Neundorf, nachdem sie ihm dies zugesichert hatte. Er steckte die beiden Fotos ein, lief zur S-Bahn. Der Anblick des toten Kindes hatte ihn in innere Unruhe versetzt, seine Gedanken schienen Achterbahn zu fahren. Stand der Tod des Mädchens wirklich im Zusammenhang mit den Morden an Karl Herzog und Christoph Wulf? Hatte das Auftauchen der jungen Frau in Fellbach tatsächlich mit den Verbrechen zu tun, an deren Aufklärung sie jetzt schon so lange arbeiteten?
    Eine neue Theorie? Durften sie die Erpresser bei der Suche nach den Mördern wirklich außen vor lassen?
    Er hatte den Bahnsteig erreicht, hörte die verzerrte Nationalhymne, zog sein Handy aus der Tasche.
    »Weißt du, was ich überhaupt nicht verstehe?«, sprudelte Neundorf augenblicklich los. »Ich begreife den Zusammenhang von Frau Herzog und dieser Swetlana nicht. Kann es stimmen, was wir vermuten: Die junge Frau hat die beiden Männer auf dem Gewissen? Wieso besitzt Frau Herzog den Schlüssel zu der Wohnung, in der sich Swetlana aufhält? Sie unterstützt doch nicht die Mörderin ihres eigenen Sohnes?«
    Braig trat zur Seite, weil eine Gruppe Jugendlicher die Treppe zum Bahnsteig hochstürmte und zu einer der Bänke spurtete. Er sah, wie sie sich auf die Sitzfläche fallen ließen und die Beine in die Luft streckten.
    »Da stimmt doch irgendetwas nicht«, fuhr Neundorf fort.
    Was sollte er antworten? Er fühlte sich von der kalten Luft angegriffen, raffte die Jacke zusammen. Natürlich hatte seine Kollegin Recht. Was in aller Welt veranlasste Emilie Herzog, mit einer Person Kontakt aufzunehmen, die für den Tod ihres Sohnes verantwortlich war? Wusste sie nichts von deren Täterschaft? Oder lagen Neundorf und er mit ihrer Vermutung völlig daneben?
    »Ich weiß es nicht«, sagte er, »vielleicht hat diese Swetlana mit den Verbrechen überhaupt nichts zu tun.« Er fühlte sich verwirrt, hatte Mühe, seine Gedanken zu ordnen.
    »Und die

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