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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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maulte er laut, »die Sauerei hier isch schlimm genug so früh am Morge.« Er bückte sich vorsichtig nieder, hielt die Szene in mehreren Bildern fest.
    »Wie sieht’s in dem Auto aus?«, rief eine neugierige Stimme aus der gaffenden Menge.
    Rössle reagierte nicht, setzte seine Arbeit fort.
    »Eine Person?«, fragte Braig.
    Der Techniker hob die Hand, hielt bestätigend den Daumen hoch.
    »Ihr seid schon länger hier?«, fragte Neundorf.
    Rauleder wischte sich die Haare aus der Stirn. »Eine halbe Stunde vielleicht. Wir wollten es zuerst nicht glauben. Ein Auto mit einem Toten im Bärensee. Wir dachten, da will uns jemand an der Nase rumführen. Aber dann kam ein zweiter Anruf. Es ist gar nicht so einfach, da ranzukommen. Wir versuchten es zuerst direkt.« Rauleders Blick wanderte nach unten zu seiner nassen Hose. »Keine Chance. Dann holten wir das Boot. Das ist zwar umständlich, aber so ersparen wir uns wenigstens ein Vollbad.«
    »Wer hat das Auto entdeckt?«
    Rauleder zog ein Blatt Papier aus seiner Tasche, reichte es der Kommissarin. »Ein Herr Dolde. Die Kollegen haben seinen Namen und die Adresse notiert. Der Mann hatte es eilig, ist aber den ganzen Morgen unter einer dieser Nummern zu erreichen. Er studiert.«
    »In Stuttgart?«
    Der Techniker nickte. »Er steht kurz vor seinem Examen, war heute Morgen zum Joggen hier, wie jeden Tag. Mehr weiß ich nicht. Ihr müsst ihn anrufen.«
    Neundorf nahm das Papier, bedankte sich. Sie blickte zum See, sah, wie Rössle mit dem Boot um das Fahrzeug herumpaddelte und dabei eine Aufnahme nach der anderen schoss. »Wie kam das Auto ins Wasser? Habt ihr euch schon umgesehen?«
    Rauleder zeigte auf das Areal unmittelbar hinter ihnen, das ringsum mit rot-weißen Plastikbändern vor unerlaubtem Zutritt geschützt war. »Wir haben noch nichts genauer überprüft. Zuerst muss der Tote aus dem Fahrzeug. Aber wie die Sache ablief, ist trotzdem schon weitgehend klar. Die Spuren dort vorne sind eindeutig. Frische Abdrücke von Autoreifen und Schuhen. Du kannst sie von hier aus erkennen.«
    »Ihr habt nicht suchen müssen?«
    »Die Absturzstelle dort vorne ist kaum zu übersehen. Die Böschung ist abgeschliffen, das Gras und das Moos wie abrasiert. An den Kanten hängen die Reste der Pflanzen, die dort wuchsen.«
    Neundorf legte die Hand über die Augen, betrachtete die Fläche. An der Kante unmittelbar über dem See baumelten Moos- und Grasbüschel, die nur noch von dünnen Wurzeln gehalten wurden. Das Auto musste dort über die Böschung gerutscht und dann kopfüber in den See gefallen sein, falls das von dieser Entfernung aus richtig zu beurteilen war.
    »Ihr habt Abdrücke von Schuhen entdeckt?«, griff Braig die Aussage des Technikers auf.
    Rauleder wickelte das Seil langsam auf, weil Rössle mit seiner wackligen Unterlage wieder zurückpaddelte, hob seine Hand abwehrend hoch. »Ich will euch nicht zu viel versprechen. Wir haben das Gelände noch nicht detailliert untersucht. Bisher reden wir nur von ersten Eindrücken. Aber die Abdrücke von Schuhen, genau an der Stelle, wo das Auto über die Erde schrammte, sind nicht zu übersehen. Frische Abdrücke.«
    »Wie viele sind es?«
    »Zwei. Ein linker und ein rechter Schuh. Der Größe und der Anordnung nach von derselben Person.«
    »Das bedeutet ...« Braig wurde mitten in seiner Überlegung von Rössle unterbrochen, der das Ufer erreicht hatte und auf den Rucksack am Boden deutete, aus dem ein schmaler Werkzeugkoffer ragte.
    »Do isch oiner ausgstiege«, erklärte der Techniker, »bevor der Karre ins Wasser naghagelt isch.«
    »Dort vorne?«
    Rössle nickte. »Zwoi bis zwoiahalb Meter vor der Kante.«
    »Ihr seid euch sicher?«
    Der Techniker warf ihm einen mürrischen Blick zu, sparte sich jeden Kommentar. Braig wusste, wie exakt, ja penibel der Kollege arbeitete. Rössle beanspruchte zwar oft mehr Zeit, zu einem Ergebnis zu gelangen, als den fast ständig unter Zeitdruck leidenden, nach vorzeigbaren Resultaten lechzenden Kommissaren lieb war, seine Untersuchungen jedoch führte er mit einer Präzision und Zuverlässigkeit durch, die bisher – Braig konnte sich nicht an eine einzige Ausnahme erinnern – jedem kritischen Einwand standgehalten hatten. Zudem gab er prinzipiell keine voreiligen Verlautbarungen von sich, von deren Haltbarkeit er nicht überzeugt war. Jahrelange berufliche Erfahrung und eine – wie die meisten Kollegen urteilten – dabei erworbene außergewöhnlich schnelle und treffsichere Auffassungsgabe

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