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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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tierischen Hunger, gegenüber war ein Café, es hieß Visite-ma-tante, er fand das originell, Stanjic findet so etwas lustig, er hat einen Humor wie eine Oma.
     
    Er trat ein, es war proppenvoll. Das mit dem Selbstläufer wusste er damals noch nicht, er verhielt sich aber ganz wie der Rest der Herde, es war ein kleines Café und es war proppenvoll, es musste ein gutes kleines Kaffee sein.
    Er hatte sich an einen Tisch mit dazugesetzt, er hatte sich umgeschaut, er wurde sofort glücklich. Es war wie nach Hause kommen, diese vielen hübschen Streifen, wenn das Feng-Shui stimmt und das Qi fließt, wird man einfach sofort glücklich, man fühlt sich zu Hause.
    Er hatte eine dicke Tomatensuppe gegessen und wies der Teufel will und als hätten sie für so was einen inneren Kompass, hatten Glaser und Sydow in ihm sofort einen verwandten Geist erkannt, eine befreundete Seele, den Deckel zu ihren hutlosen Töpfen. Sie verlungerten hier des Öfteren ihre Abende, gingen Sydows Oma auf den Keks oder spielten Monopoly. An diesem Tag saßen sie am Tisch und er setzte sich dazu, sie checkten schnurstracks: Das ist unser Mann, und seither hatten sie alle miteinander das Reden nicht eingestellt.
     
    Wie es wohl kommt, dass die Menschen sich finden unter den Massen, wie kann es sein, dass sie immer wieder mit bemerkenswerter Sicherheit sich die paar herauspicken, die an sie andocken, als gehörten sie immer schon mit dazu, ist es der Geruch? Der Ruf des Rudels?
    Lass diese abseitigen Überlegungen, sagte mein Lektor, das interessiert niemanden. Ich habe mir vor gefühlten hundert Seiten das Stichwort Filme notiert, Stanjic wollte was über Filme sagen.
    Richtig, sagte ich, das hat mit seinen Erlebnissen in der Schweiz zu tun und die wiederum sind unabdingbar für das zukünftige Drama. Wenn sich, sagte ich pikiert, das alles hätte auf sechzig Seiten zusammenfassen lassen, hätte ich es getan.
    Abwarten, murmelte er düster, abwarten. Unsere Wette gilt.
     
    Umstandslos waren sie von jetzt an drei statt zwei, sie quatschten einem ein Ohr ab und gingen jedem ungeheuer auf den Zeiger, sie liebten schlechte Witze und gründeten ein Trio für gepflegtes Musizieren.
    Für ein paar Wochen wohnte Stanjic bei Glaser, der war an den Stadtrand gezogen, als wärs schon ein Programm. Sicher, der Früchtetee war bedenkenswert, das Heizen mit Holz ein Irrtum, immerhin hatte er aber seither ein Gästezimmer, die Nähe zum Wald und einen Balkon, Stanjic fand das also ein gutes Programm.

16. Der erste Film

    Die Filme also, Glaser machte so Filme, Neue Medien, Kunst, weiß der Himmel, viele jedenfalls, waren es zweihundert, dreihundert? Ich weiß es nicht, sagte Stanjic, es sind sehr viele, allesamt unbeschriftet, daher ein Akt schierer Willkür, seine Auswahl zu treffen, ich arbeitete mich, Pragmatiker, der ich bin, ganz einfach systematisch vor, schaute mir alle paar Tage einen davon an. Ich bin ein sortierter Mensch, also beschriftete ich sie. Mein erster Film: Astronauten .
    Ach, sagte Sydow, handelte er von so einer Werkzeugtasche, die –
    Nein, sagte Stanjic. Wie man sich denken kann, fuhr er fort, ich meine, hast du Simon je zugehört, wenn er dir was von Kunst erklärt, von Neuen Medien?
    Nein, sagte Sydow, hab ich nicht.
    Ich habe am Anfang ein bisschen reingehört, null verstanden. Insofern wunderts einen nicht, dass es sich bei dieser Sammlung filmischen Schaffens keineswegs um die handelsüblichen Versatzstücke des American Dream handelt, Hollywood ist woanders.
    Dieser erste Film, den ich mir anschaute, stand in seltsamem Verhältnis zu einem Erlebnis, das ich danach hatte, als ich in der Schweiz war.

17. Die Schweiz ist ein kleines, aber wichtiges Land

    Stanjic war für ein paar Tage in die Schweiz gefahren. Er hatte dort eine Freundin besucht, ach was, er kannte sie nicht mal persönlich, die Freundin von einer Freundin oder so, nein: eine ehemalige Studienkollegin von Simon, so wars. Hauptsächlich aber war er dorthin gereist, weil mit seinem Cello was nicht stimmte.
    Ich möchte hier nicht genauer darauf eingehen. Die näheren Umstände dieser unerfreulichen Cellosache habe ich wie gesagt an anderer Stelle erschöpfend erläutert, nur so viel: Das Cello hatte kleine Löcher, wo keine sein sollten, Stanjic sagte, in der Schweiz gebe es dafür einen Spezialisten.
    Einen Spezialisten für Löcher?, hatte Glaser gefragt, ist das ein Schweizer Spezialberuf?
    Quatsch, sagte Stanjic, mit Käse hat der nichts zu tun. Glaube ich. Hoffe

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