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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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soll denn das heißen, nicht häufig da, wo warst du immer in letzter Zeit?
    Erzähl ich dir ein andermal.
    Wieso ein andermal, erzähls mir jetzt!
    Nein. Jetzt nicht. Ein andermal.
     
    Das regt mich auf, sagte mein Lektor, er löffelte sich obszön viel Zucker in seinen Kaffee, wieso erfahren wir das nicht jetzt? Das ist doch albern.
    Die Literatur, sagte ich gewichtig, ist voll von Kommunikationsschwierigkeiten. Die Leute in den Büchern hätten nicht die vielen Probleme, wenn sie zu Zeiten anständig miteinander reden würden.
    Ja, in den Büchern.
    Wie auch im Leben.
    Er rührte seinen Kaffee um und schaute unzufrieden, er wollte mir widersprechen, das sah ich ihm an. Dann dachte er mit Sicherheit an all die Gelegenheiten, in denen er nicht anständig mit den Leuten geredet hatte, er dachte an die vielen Kommunikationsschwierigkeiten.
    Na?, sagte ich.
    Reden wir ein andermal darüber, sagte er.
     
    Wieso häufig nicht da, wiederholte Sydow schockiert, du bist doch immer da, du hast –
    Frederik, pass auf. Ich erzähls dir, versprochen, aber ein andermal. Ist eine komische Geschichte. Erzähl ich dir mal. Heute mag ich nicht.
    Sydow lehnte sich an den Rucksack, schaute zu, wie Glaser zupfte und die Schrauben drehte. Also gut. Aber es ist nichts Schlimmes?
    Ich hoffe nicht, Glaser drehte den Kopf ein wenig, lächelte ihn an, ich weiß es nicht.
    Das ist nicht dein Ernst, oder? Du weißt nicht, ob es was Schlimmes ist, und erzählst mir ein andermal davon? Sei besorgt, sagst du mir, der Rest folgt? Ich werde den ganzen Tag kein Auge mehr zumachen!
    Ja, Glaser lachte, maximal.
    Ich meine das überhaupt nicht lustig, ich mache mir jetzt unheimliche Sorgen, grüble und bange und kann nicht mehr schlafen und –
    Das musst du nicht. Glaser tätschelte ihm die Schulter, ganz sicher. Ich muss erst noch was rausfinden. Ist einfach eine komische Geschichte.
    Von wem handelt sie denn, hat sie –
    Ich erzähls dir. Versprochen, Freddy. Und jetzt reden wir von was anderem. Ich werde Staub wischen. Soll ich es jetzt gleich machen?
    Nein.
    Fein. Ich werde Staub wischen, du übst die Begleitung. Und ein andermal erzähle ich dir mehr.
    Ist das jetzt Erpressung. Weil du weißt, dass ich eine Stauballergie habe.
    Weil ich weiß, dass du irre Spaß daran haben wirst. Das ist eine Musik, die macht wahnsinnigen Spaß. Und jetzt reden wir von was anderem oder ich wische Staub.
     
    Was soll denn das mit dem Staubwischen, mein Lektor hatte sich große, runde Fragezeichen an den Seitenrand gemalt, was ist los mit Simon?
    Sag mal, ich betrachtete ihn aus zusammengekniffenen Augen, hast du den Text überhaupt gelesen?
    Er verschränkte die Arme vor der Brust und schaute mich streng an, auf so ein Niveau, sagte er, lass ich mich überhaupt nicht ein.
    Diese Sache mit Michael beschäftigt ihn, ist doch klar, sagte ich. Mit Michael und Katharina. Es spitzt sich zu.
    Und darum wischt er seine Wohnung nicht mehr.
    Genau.
    Weil er nicht zwei Sachen gleichzeitig machen kann, präzisierte er in seiner typisch pedantischen Art, sich Sorgen machen und Wohnung putzen.
    Das ist jetzt etwas zugespitzt formuliert.
    Olaf schrieb mit rotem Filzer Multitasking quer über die Seite. Das solltest du textintern mal problematisieren, sagte er jovial.
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihn streng an. Auf so ein Niveau, dachte ich bei mir, lass ich mich üb-er-haupt-nicht-ein.
     
    Sie schwiegen eine Weile und dachten nach oder dachten nicht nach, so genau lässt sich das immer nicht sagen.
    Es wurde dämmrig und Glaser schaltete die Lampe an seinem Pult ein. Er begann wieder zu zupfen und zu summen, es klang alles grässlich.
    Sydow ging zur Toilette, vielleicht gab es da Berichtenswertes. Er rollte ein paar Blätter ab und las:
    In fruchtbarer Phase herrscht Funkstille:
    Frauen vermeiden während ihrer fruchtbaren Tage den Kontakt mit ihren Vätern. Dies entdeckten US -amerikanische Wissenschaftler, als sie beobachteten, wie oft und wie lange Frauen während ihrer verschiedenen Zyklusphasen mit ihren Vätern und ihren Müttern telefonieren.
    Ergebnis: Um die Zeit des Eisprungs herum versuchen Frauen, sich um die Telefongespräche mit ihren Vätern zu drücken. Die Forscher vermuten, sie könnten damit instinktiv versuchen, Inzucht zu vermeiden.
    Das ist äußerst verblüffend, dachte Sydow. Eigentlich ließe sich mit ein wenig Engagement und unter der eventuellen Mitwirkung der Telefonanbieter damit ein hieb- und stichfester

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