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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Polizei wohl nichts zu wissen«, sagte er. »Er war zweifellos betrunken und ist in den Kamin gestürzt. Ein tragisches Ende.«
    Der Obertutor hing seinen Gedanken nach. »Wissen Sie eigentlich, was er getan hat?« fragte er. »Nur zu gut«, sagte der Dekan. »Ich werde Sir Cathcart anrufen und ihm sagen, er soll das Ultimatum vergessen. Das brauchen wir nicht mehr. Wir werden einen neuen Rektor wählen müssen. Wir sollten darauf achten, daß ihm die Collegeinteressen am Herzen liegen. Wir dürfen keinen zweiten Fehler begehen.«
    Der Obertutor schüttelte den Kopf. »Eine Wahl erübrigt sich, Herr Dekan«, sagte er. »Der Rektor hat schon selbst seinen Nachfolger bestimmt.«
    Die beiden alten Männer starrten sich im Dunkeln an und verdauten die außerordentliche Tragweite von Sir Godbers letztem Wort. Es war zwar undenkbar, und doch ... Sie zogen sich zur Beratung in den Gemeinschaftsraum zurück. Die uralten holzgetäfelten Wände, die mit Wappen und grotesken Tierfratzen verzierte Stuckdecke, die Porträts früherer Rektoren und die silbernen Leuchter – das alles drängte sie geradezu, in der Vergangenheit nach Lösungen für ihr aktuelles Dilemma zu suchen.
    »Es gibt vergleichbare Fälle«, sagte der Obertutor. »Thomas Wilkins war Konditor.«
    »Und ein bedeutender Theologe dazu«, gab der Dekan zu bedenken.
    »Dr. Cox begann seine Laufbahn als Friseur«, betonte der Obertutor. »Er verdankte seine Wahl seinem Reichtum.«
    »Ich habe Ihren Wink verstanden«, sagte der Dekan. »Bei der jetzigen Lage sollte man ihn nicht unberücksichtigt lassen.«
    »Außerdem muß man noch die öffentliche Meinung bedenken«, fuhr der Obertutor fort. »Im gegenwärtigen Klima wäre es keine unpopuläre Berufung. Sie würde unsere Kritiker total entwaffnen.«
    »Das stimmt«, sagte der Dekan. »Das würde sie allerdings. Aber der Collegerat ...«
    »Hat in dieser Angelegenheit kein Mitspracherecht«, erklärte der Obertutor. »Traditionell stellen die letzten Worte des Rektors eine unanfechtbare Entscheidung dar.«
    »Wenn sie in Anwesenheit von zwei oder mehr ranghohen Fellows fielen«, ergänzte der Dekan. »Es liegt also ganz bei uns.«
    »Es besteht kaum ein Zweifel daran, daß er leicht beeinflußbar ist«, fuhr der Obertutor nach einer langen Pause fort. Der Dekan nickte. »Ich bekenne, daß mir dieses Argument zwingend erscheint«, sagte er. Sie erhoben sich und löschten die Kerzen.
    Skullion saß zitternd in seiner dunklen Küche. Es war zwar eine kalte Nacht, doch Skullion spürte die Kälte nicht. Für seinen Schüttelfrost gab es andere Gründe. Er hatte den Rektor bedroht und sehr wahrscheinlich umgebracht. Die Erinnerung an den in einer Blutlache liegenden Sir Godber verfolgte ihn. An Schlaf war nicht zu denken. Er saß am Küchentisch und zitterte vor Angst. Er hatte keine Ahnung, was jetzt zu tun war. Die Polizei würde ihn finden. Skullions eingefleischter Respekt vor der Obrigkeit ließ den Gedanken, daß sein Verbrechen unentdeckt bleiben könnte, gar nicht erst aufkommen. Diese Vorstellung war beinahe ebenso ungeheuerlich wie die, ein Mörder zu sein. Als der Dekan und Obertutor um acht an seine Tür klopften, saß Skullion immer noch da. Sie hatten den Prälektor mitgebracht. Wie üblich war er eigentlich überflüssig. Skullion hörte sich das Klopfen ein paar Minuten lang an, ehe sein Pförtnerinstinkt die Oberhand gewann. Er stand auf, ging in den schmuddligen Hausflur hinunter und öffnete die Tür. Blinzelnd stand er im Sonnenschein, das Gesicht vor Anspannung blaurot angelaufen, aber so ernst, wie es der Anlaß verlangte.
    »Wenn wir kurz mit Ihnen sprechen dürften, Mr. Skullion«, sagte der Dekan. Die Anrede bestätigte Skullions schlimmste Befürchtungen, Sie erinnerte an die höflichen Formalitäten des Henkers. Er drehte sich um und ging voran in das Wohnzimmer, wo die durch Spitzenvorhänge fallenden Sonnenstrahlen den Sofaschonern ein neues Muster verpaßten. Die drei Fellows nahmen ihre Hüte ab und saßen verlegen auf den viktorianischen Stühlen. Wie die meisten Möbel im Haus waren sie von den gelegentlichen Neumöblierungen in Porterhouse verschont geblieben.
    »Es wäre wohl besser, wenn Sie sich hinsetzen würden«, sagte der Dekan, als Skullion vor ihnen stehenblieb. »Was wir Ihnen zu sagen haben, könnte ein gewisser Schock für Sie sein.« Gehorsam setzte Skullion sich hin. Sie konnten nichts sagen, was ihn schockieren würde, da war er sich ganz sicher. Er war auf das Schlimmste

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