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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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nicht, was ich tun könnte«, erklärte der Rektor. »Außerdem bin ich wirklich nicht der Meinung, daß Sie nach dem, was Sie neulich abends gesagt haben, viel Verständnis erwarten können.«
    Skullion musterte ihn verdrießlich. »Ich habe nichts Unrechtes gesagt«, murmelte er. »Nur, was ich denke.«
    »Es wäre vielleicht angebracht gewesen, wenn Sie erst gedacht hätten, und dann ...« Sir Godber gab auf. Die Situation war sehr unangenehm. Er wußte Besseres mit seiner Zeit anzufangen, als sich mit Collegepförtnern herumzustreiten. »Mehr gibt es dazu ohnehin nicht zu sagen.« Skullion trat verärgert von einem Fuß auf den anderen. »Seit fünfundvierzig Jahren bin ich hier Pförtner«, sagte er. Sir Godber wischte die Jahre mit einer Handbewegung beiseite. »Ich weiß, ich weiß«, sagte er. »Das ist mir bekannt.«
    »Ich gab dem College mein Leben.«
    »Aber gewiß doch.«
    Skullion betrachtete den Rektor mit finsterer Miene. »Ich bitte nur darum, die Stelle behalten zu dürfen.« Der Rektor drehte ihm den Rücken zu und trat mit dem Fuß nach dem Feuerholz im Kamin. Die unterwürfige Bitte dieses Mannes machte ihn wütend. Soweit er sich zurückerinnern konnte, hatte Skullion einen schlechten Einfluß im College ausgeübt. Er verkörperte alles, was Sir Godber verabscheute. Sein ganzes Leben lang war er grob, tyrannisch und aufdringlich gewesen, und der Rektor hatte sein unverschämtes Verhalten in der Nacht der Explosion nicht vergessen. Da stand er nun, den Hut in der Hand, und wollte seine Stellung wiederhaben. Am schlimmsten war, daß er dem Rektor Schuldgefühle bereitete. »Wie ich vom Schatzmeister hörte, haben Sie Vermögen«, sagte er herzlos. Skullion nickte. »Können Sie davon leben?«
    »Ja.«
    »Dann verstehe ich wirklich nicht, warum Sie sich beschweren. Viele gehen mit sechzig in den Ruhestand. Haben Sie denn keine Familie?« Skullion schüttelte den Kopf. Wieder verspürte Sir Godber eine ganz unsinnige Entrüstung, Die Verachtung stand ihm ins Gesicht geschrieben, eine Verachtung, die genausosehr seiner eigenen Weichheit wie diesem erbärmlichen Menschen vor ihm galt. Skullion bemerkte die Verachtung, und seine kleinen Augen verfinsterten sich. Er hatte sich zu diesem Bittgang überwunden und seinen Stolz hinuntergeschluckt, doch als er den verärgerten Rektor sah, kam er wieder hoch. Dieser Stolz kehrte zurück aus der Vergangenheit, als Skullion noch ein freier Mann gewesen war, und überwand die Schranken seiner Ehrerbietung. Er war nicht gekommen, um sich auch nur insgeheim von Sir Godber und seinesgleichen beleidigen zu lassen. Ohne zu wissen, was er tat, trat er einen Schritt vor. Sir Godber wich instinktiv zurück. Er hatte Angst vor Skullion, und das sah man ihm an, genau wie seine Verachtung. Sein Leben lang hatte er vor Skullion Angst gehabt, vor den kleinen Skullions, die in heruntergekommenen Straßen wohnten, an denen er auf dem Schulweg vorbeigehen mußte, die ihn jagten, mit Steinen bewarfen und schmuddelige Kleider trugen.
    »Nun sehen Sie mal«, sagte er und versuchte, seiner Stimme Autorität zu verleihen, doch Skullion hatte genug gesehen. Verbittert starrte er Sir Godber an, auch er im Griff der Vergangenheit mit ihren aggressiven Instinkten. Sein Gesicht war rot angelaufen, seine Hände, ohne daß er es wußte, zu Fäusten geballt.
    »Du Scheißkerl!« schrie er und stürzte sich auf den Rektor. »Du verfluchter Scheißkerl!« Sir Godber taumelte nach hinten und stolperte über den Couchtisch. Er krachte gegen den Kaminsims, griff nach der Sessellehne und drohte im nächsten Moment rücklings in den offenen Kamin zu fallen. Unter seinen Füßen rutschte eine Brücke sacht weg, und Sir Godber sackte auf den Boden des Arbeitszimmers. Sein Kopf schlug gegen die Kante des eisernen Kamingitters. Wie vom Donner gerührt, stand Skullion über ihm. Blut sickerte auf das Parkett. Skullions Zorn verrauchte. Einen Augenblick lang starrte er auf den Rektor hinunter, dann wandte er sich um und lief. Er rannte durch den Flur, aus der Haustür und auf die Straße. Sie war leer. Skullion bog nach rechts ab und rannte über den Gehsteig. Kurz darauf war er in der Trinity Street. Passanten gingen an ihm vorbei, doch ein Collegepförtner in Eile war nichts Ungewöhnliches.
    Im Rektorhaus lag Sir Godber reglos im flackernden Licht seines Kaminfeuers. Das seiner Kopfwunde entströmende Blut sammelte sich in einer Lache und trocknete. Eine Stunde verging, und Sir Godber blutete immer

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