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Schwangerschaft ist keine Krankheit

Schwangerschaft ist keine Krankheit

Titel: Schwangerschaft ist keine Krankheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jael Backe
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Frankreich gegeben habe.
    Im Zentrum dieses aufopfernden Mutterbildes steht laut Badinter das Stillen: Noch in den 1970er-Jahren gab man das Fläschchen, heute aber gehört das Stillen zum guten Ton. Nur wer stillt, ist in Deutschland eine gute Mutter. Die Philosophin kritisiert die Militanz der Stillgruppen und den moralisierenden Ton, der dort herrscht. Alle nicht stillenden Frauen würden automatisch herabgewürdigt.
    Fazit: Stillen scheint heute ein wesentlicher Bestandteil unseres Mutterbildes zu sein, in das Sie gepresst werden. Lassen Sie sich nicht von Still-Klischees und Still-Normen erdrücken: Auch wenn Sie nicht stillen oder nicht stillen können, sind Sie deswegen keine schlechtere Mutter.
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Nicht-Stillen als »stummer Widerstand«
    Wie kommt es, dass statistisch gesehen die Mehrzahl der Frauen stillt, solange sie im Krankenhaus ist, dann aber innerhalb der ersten Lebensmonate des Babys abstillt? Welche Frau kann heute unter dem wachsenden Druck der herrschenden Still-Ideologie schon noch zugeben, dass sie vielleicht gar nicht stillen will? Als Gründe dafür, nicht mehr die Brust zu geben, werden dann meist Erschöpfung, eine zu geringe Milchmenge oder wunde und schmerzhafte Brustwarzen genannt. Die Ambivalenzen der Mutterschaft werden laut Badinter heute »unter den Teppich gekehrt«.
    Jede Frau darf eine solche Abneigung in sich wahrnehmen, auch wenn diese dem soeben beschriebenen »Mutterideal« widerspricht. Tatsache ist: Durch das Stillen ist eine Frau angekettet, ihrer Freiheit beraubt. Sie muss ständig als Milchquelle bereitstehen, immerzu etwas produzieren und aktiv abgeben. Manche Frauen fühlen sich »wie eine Milchkuh«, bezeichnen sich als »Essen auf Rädern« als »riesigen Schnuller« oder als »milchspendendes Ökosystem« (Badinter 2010), kurzum: als passive, benutzte Objekte ohne eigene Bedürfnisse.
    Das rosarote Bild der glücklichen, stillenden Mutter, wie es beispielsweise in dem Buch Vom Glück des Stillens von Eva Herman (2003) gezeichnet wird, ist nicht ehrlich und nicht realistisch. – Dieses Buch ist übrigens bezeichnenderweise mit einer Plakette versehen: »Empfohlen von der Initiative babyfreundliches Krankenhaus«.
    Die Verklärung der nährenden Mutter lässt die andere Seite des mütterlichen Empfindens, die wir gerne auch als Schattenseite bezeichnen können, in der Zeit nach der Geburt komplett unberücksichtigt. Es ist zutiefst menschlich, immer auch Zweifel und Zerrissenheit zu spüren, gleichzeitig zu hassen und zu lieben. Unser Wesen ist nun einmal ambivalent und voller Konflikte. Es gibt gleichzeitig bestehende Gefühle, Vorstellungen, Wünsche und Absichten, die nicht miteinander vereinbar sind. Dazu ein kurzes Beispiel aus meiner frauenärztlichen Praxis.
Fallbeispiel: Petra G., 35 Jahre
    Petra ist Kinderkrankenschwester und hat vor etwa zwei Monaten einen gesunden Jungen, Daniel, zur Welt gebracht. Sie hat vier Jahre auf diese Schwangerschaft gewartet, bis es unter Hormonbehandlung endlich »geklappt hat«. Daniel ist ein echtes Wunschkind. Die Schwangerschaft verlief unkompliziert. Es sollte eine Hausgeburt werden, die von einer befreundeten Hebamme geleitet wurde, doch diese musste abgebrochen werden, weil die Wehen aufhörten. Die Geburt wurde im Krankenhaus fortgesetzt. Leider musste dann wegen schlechter kindlicher Herztöne doch noch ein Kaiserschnitt durchgeführt werden. In der Phase danach erholten sich Mutter und Kind jedoch rasch.
    Petra kam wegen Unterbauchschmerzen und wegen Problemen beim Stillen knapp zwei Monate später zu mir in die Praxis. Bei der Untersuchung konnte ich keine Auffälligkeiten feststellen, körperlich war alles in Ordnung. Im Gespräch zögerte sie und begann unvermittelt zu weinen. Sie glaube, dass mit ihr etwas nicht stimme. Sie sei eine schlechte Mutter. Auf meine Nachfrage, wie sie denn darauf komme, sagte sie, dass sie ihr Baby, das sie sich doch so sehnlich gewünscht hatte, nicht lieben könne. Irgendetwas fehle ihr. Das erwartete große Glück habe sich bis jetzt nicht oder immer nur in kurzen Momenten eingestellt. Sie habe den Eindruck, dass das Kind sie aussauge, alle Kraft von ihr nehme. Sie fühle sich ihm ausgeliefert und nicht gewachsen.
Anpassung an eine neue Rolle
    Derartige Berichte habe ich immer wieder gehört. Sie werden zögernd von den Frauen vorgebracht. Viele junge Mütter

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