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Schwangerschaft ist keine Krankheit

Schwangerschaft ist keine Krankheit

Titel: Schwangerschaft ist keine Krankheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jael Backe
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Stillen unterstützt fühlte, dürfen nicht unberücksichtigt bleiben. Es gibt durchaus Frauen, die von einer intensiven Stillförderung profitieren können.
Warum Stillen so wichtig ist
    Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich kritisiere hier keineswegs das Stillen an sich. Stillen ist eine rundherum gute, sinnvolle und unzweifelhaft wichtige Angelegenheit. Es beeinflusst grundlegende Stoffwechselprozesse von Kindern ebenso wie seelische Prozesse und ist damit genauso wichtig wie die vorgeburtliche Prägung.
    Das Neugeborene kann beim Stillen körperliche Nähe spüren. Durch die mütterliche Zuwendung erfährt es schon früh Verlässlichkeit und fühlt sich verstanden. Dies ist die Basis für eine vertrauensvolle Bindung zur Mutter und später für positive Beziehungen zu anderen Menschen. Gemeinsame Mahlzeiten verschaffen dem Baby das Gefühl dazuzugehören. Muttermilch ist »emotionale Nahrung«.
    Muttermilch ist aber auch optimal für den Körper Ihres Babys: Sie hat von Natur aus eine ideale Zusammensetzung, enthält alle wichtigen Nährstoffe und Mineralien, ist stets verfügbar und hat »automatisch« die richtige Temperatur. Zudem ändert sich die Zusammensetzung Ihrer Milch und passt sich dem Bedarf Ihres Kindes in Qualität und Menge an.
    Laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung senkt Stillen die Gefahr, dass ein Kind im Erwachsenenalter übergewichtig wird. Jeder Monat, den ein Kind gestillt wird, vermindert sein Risiko für ein späteres Übergewicht um 4 Prozent. Nach sieben Monaten verringert sich das Risiko dann nicht noch weiter, sondern bleibt auf gleichem Niveau stehen (DGE 2009).
    Gestillte Kinder erkranken seltener an Entzündungen des Darmes oder der Atemwege. Die Entwicklung der Kiefer, der Gesichts- und Sprachmuskulatur sowie der Zahnstellung wird durch das Stillen gefördert. Mütterliche Abwehrstoffe gehen in die Milch über und schützen das Baby vor ansteckenden Erkrankungen.
    Die gesundheitlichen und praktischen Vorteile des Stillens sind unumstritten.
    Eine aktuelle Analyse aus den USA zeigt: Wenn 90 Prozent der Familien in den USA alle Neugeborenen sechs Monate lang ausschließlich stillen würden, könnte das dortige Gesundheitssystem 13 Milliarden Dollar pro Jahr sparen (Bartick 2010). 7 Weltweit würden 1,3 Millionen Kinder jährlich weniger sterben, wenn sie gestillt würden (Jones et al. 2003).
    Und schließlich noch ein Vorteil des Stillens für den ganz normalen Familienalltag: Stillen ermöglicht das nächtliche Füttern ohne umständliches Zubereiten von Flaschennahrung. Zudem ist Flaschennahrung viel teurer: Wenn Sie Ihr Kind stillen, können Sie in den ersten sechs Monaten rund 750 Euro sparen.
Stillen, »bis der Schulbus kommt«?
    Die WHO empfiehlt generell, Neugeborene mindestens in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich zu stillen. Anschließend soll bis zu einem Alter von mindestens zwei Jahren noch begleitend gestillt werden. In Deutschland wird empfohlen, mindestens bis zum fünften Monat ausschließlich zu stillen (Koletzko et al. 2010).
    Dieses Ziel wird hierzulande nicht erreicht, wie verschiedene Studien ergeben haben. Es wird deutlich früher als empfohlen zugefüttert oder abgestillt (Kersting 2002, Kohlhuber 2008, Weissenborn 2009). Nur 22 Prozent aller Kinder werden sechs Monate lang voll gestillt (Bergmann 2007). Vor allem sozial benachteiligte und rauchende Mütter geben seltener die Brust (Lange 2007).
    Fazit: Es ist wichtig, junge Mütter schon in der Klinik zum Stillen zu motivieren. Dies allein scheint aber nicht auszureichen, um Frauen zum nachhaltigen Stillen zu bewegen.
    Â 
Wie lange stillen? Kritische Stimmen und die Reaktionen darauf
    Auch wenn das Stillen grundsätzlich positiv zu bewerten ist, gibt es durchaus kritische Stimmen, die hinterfragen, ob die WHO-Empfehlung, sechs Monate ausschließlich zu stillen, für die westlichen Industrieländer ebenso sinnvoll ist wie für Entwicklungsländer. Eine Untersuchung, die in der renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift British Medical Journal erschien, plädiert beispielsweise für eine Beikost bereits mit vier bis sechs Monaten. Laut dieser Studie gilt: Länger als sechs Monate ausschließlich gestillte Kinder
• weisen ein höheres Risiko für die Entwicklung einer Eisenmangelanämie auf,
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