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Schwarz auf Rot

Schwarz auf Rot

Titel: Schwarz auf Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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und hingerichtet worden wäre, hätte das die gesamte Familie i ns Unglück gestürzt. Es könnte eine Art falsch verstandener romantischer Selbstaufopferung g e wesen sein«, sagte Herr Ren nachdenklich. »Aber ich bin mir da nicht sicher. Wan ist ein verbitterter alter Mann. Die Veränderungen in der heutigen Gesellschaft dürften ihm schwer zugesetzt haben. Und ich kann ihm das nac h fühlen. In den frühen Fünfzigern, als man mir meine Firma und das shikumen -Haus genommen hatte, dachte ich auch, das Ende der Welt sei gekommen. Nur meiner Kinder wegen habe ich weitergemacht. Aber Wan hat niemanden. Vielleicht erschien ihm das als willkommene Gelegenheit, sein Leben auf politisch würdige Weise zu beenden und sich zugleich für Lindi zu opfern.«
    »Ja, das wäre eine einleuchtende Erklärung.«
    »Ich bin so froh über den Ausgang Ihrer Ermittlungen, Genosse Hauptwachtmeister Yu. Der wahre Verbrecher wurde gefaßt. Das ist Gerechtigkeit«, sagte Herr Ren. »Übrigens sind die klebrigen Reiskuchen in Peiqins R e staurant, dem Vier Meere, wirklich hervorragend. G e stern bin ich dort gewesen. Und wissen Sie was? Ich muß ihrem Vater vor vierzig Jahren einmal begegnet sein. Wahrscheinlich ist uns in dieser Welt des roten Staubes letztlich doch alles vorherbestimmt.«
    »Es freut mich wirklich, Sie kennengelernt zu haben, Herr Ren.«
    »Wenn ich das nächste Mal ins Vier Meere gehe, bri n ge ich ein halbes Pfund xiao -Schweinefleisch mit. Sie müssen es im Kühlschrank aufbewahren. Dann brauchen Sie nicht extra in den Alten Halbplatz zu kommen. Aber Sie müssen gute Nudeln nehmen. Das Fleisch schmeckt am besten in einer guten, heißen Nudelsuppe.«
    »Bei nächster Gelegenheit muß ich Sie unbedingt mit Oberinspektor Chen, meinem Chef, bekanntmachen. Er ist auch ein Feinschmecker. Sie werden sich viel zu s a gen haben.«
    In dieser Welt des roten Staubes mußten tatsächlich geheime Übereinstimmungen herrschen, denn Yu hatte den Apparat noch nicht aus der Hand gelegt, als Chen anrief.
    »Ich habe gerade mit dem städtischen Wohnungsamt gesprochen«, sagte Chen mit einem gewissen Drängen in der Stimme. »Im Bezirk Luwan ist ein Zimmer frei g e worden. Kein Neubezug, aber immerhin vierundzwanzig Quadratmeter, die bereits in zwei Räume unterteilt sind. Es ist kein neuer Apartmentblock, sondern ein shikumen -Haus, und es liegt praktisch mitten im Stadtzentrum.«
    »Wirklich!«
    Yu war erleichtert, daß Chen von Wohnraum sprach, den er auf der Liste des Wohnungsamtes entdeckt hatte, und nicht über den Fall. Doch Yu wunderte sich schon lange nicht mehr über die Dinge, die sein Chef zu tun geruhte.
    »Ich habe ein paar Leute angerufen, und es klingt nach einer guten Wohnlage.«
    »Ein shikumen -Haus … « Yu war sich nicht sicher, ob das eine Alternative für ihn war. Zugegeben, es schien besser als das, was sie jetzt hatten: Der Raum war zehn Quadratmeter größer und bereits unterteilt. Das würde bedeuten, daß Qinqin mehr für sich sein konnte. Und Yu mußte nicht länger den Eingang mit seinem Vater, dem Alten Jäger, teilen. Aber sie würden weder ein eigenes Bad noch eine eigene Küche haben. Und wenn er jetzt annahm, würde er so schnell kein Apartment von seiner Dienststelle zugewiesen bekommen.
    »Sie können natürlich auch abwarten, Hauptwach t meister Yu. Solange ich im Wohnungsausschuß bin, werde ich mich für Sie einsetzen, das wissen Sie. Sobald das Präsidium wieder neue Apartments zu vergeben hat, stehen Sie ganz oben auf der Liste, aber …«
    Diesen Teil hatte Yu schon zu oft gehört. Vor allem das »ganz oben auf der Liste«, und Chens Betonung ha t te, wie er bemerkte, deutlich auf dem »aber« gelegen und auf dem, was er nicht gesagt hatte. Niemand wußte, wann dieses nächste Mal sein würde und ob nicht wieder i r gendwelche »Unwägbarkeiten« eintreten würden. Qinqin war inzwischen ein großer Junge. Konnte Yu es sich le i sten, noch länger zu warten? Mit d iesem Zimmer hatte er den Spatz in der Hand und nicht bloß die vagen Verspr e chen, die Parteisekretär Li machte.
    »Wer kann schon sagen, ob es ein nächstes Mal geben wird?« erwiderte Yu.
    »Das meine ich auch. Eine Wohnungsreform wäre ü berfällig in China.« Und dann zitierte Chen wieder e i nes seiner beliebten Sprichwörter: »Hast du das Dorf erst einmal hinter dir gelassen, wirst du vielleicht keine and e re Bleibe mehr finden.«
    »Ich werde es mir überlegen«, sagte Yu. »Ich muß erst noch mit Peiqin reden.«
    »Ja,

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