Schwarz-Indien
Kohlen keine bösen Wetter. Es giebt niemals Wirkungen ohne Ursachen!
– So wie es keinen Rauch giebt ohne Feuer.
– Und Ihr habt Euch neuerdings von dem Vorhandensein solcher Kohlenwasserstoffgase überzeugt?…
– Ein alter Bergmann wird sich hierin nicht täuschen, erwiderte Simon Ford. Ich kenne unseren Feind, die schlagenden Wetter, schon gar zu lange!
– Doch, wenn das nun ein anderes Gas gewesen wäre, warf James Starr ein. Die Wetterluft ist fast geruchlos und ganz farblos. Sie verräth ihre Gegenwart eigentlich nur durch die Explosion.
– Wollen Sie mir gestatten, Herr James, antwortete Simon Ford, zu erzählen, was ich deshalb und wie ich es angefangen habe… so nach meiner Art und Weise… und entschuldigen, wenn ich zu lang werde?«
James Starr kannte den alten Obersteiger und wußte, daß es am besten sei, ihn nicht zu unterbrechen.
»Herr James, fuhr Jener also fort, seit zehn Jahren ist kein Tag vergangen, ohne daß wir, Harry und ich, nicht bemüht gewesen wären, die Grube wieder ertragsfähig zu machen; – nein, gewiß kein Tag! Wenn noch ein Kohlenlager vorhanden war, wir hatten uns fest vorgenommen, es aufzufinden. Welche Mittel konnten wir dabei anwenden? Bohrversuche? das war unmöglich, dagegen besaßen wir den Instinct des Bergmanns, und manch mal kommt man directer zum Ziele, wenn man dem Instincte, als wen man den Rathschlägen des Verstandes folgt. Das ist wenigstens so mein Idee…
– Der ich nicht widerspreche, sagte der Ingenieur.
– Nun beobachtete Harry bei seinen Streifzügen durch den westlichen Theil des Werkes einige Male Folgendes: Am äußersten Ende der Neben stollen flackerten aus dem Schiefergestein manchmal kleine Flammen auf Wodurch sie sich entzündeten? Ich weiß es heute so wenig wie damals Genug, diese Flammen konnten nur Folgen des Vorhandenseins schlagenden Wetter sein, und für mich ist das gleichbedeutend mit dem Vorhandensein von Kohle.
– Veranlaßten diese Flammen niemals eine Explosion? fragte de Ingenieur lebhaft.
– Gewiß, kleine, beschränktere Explosionen, bestätigte Simon Ford ganz solche, wie ich selbst oft zu Stande zu bringen suchte, wenn es galt schlagende Wetter nachzuweisen. Sie erinnern sich vielleicht, wie man frühen verfuhr, um Explosionen in den Bergwerken zu verhüten, bevor unser gute Genius, Humphry Davy, die Sicherheitslampe erfand.
– Ja wohl, antwortete James Starr, Ihr sprecht von dem »Büßer?« Ich habe einen solchen leider nie in Thätigkeit gesehen.
– Freilich, Herr James, dazu sind Sie, trotz Ihrer fünfundfünfzig Jahre, zu jung. Ich, der ich zehn Jahre älter bin, habe den letzten Büße des Kohlenwerkes noch arbeiten sehen. Man nannte ihn so, weil er ein weite, grobe Mönchskutte trug. Sein eigentlicher Name war der »Fireman« (Feuermann). Jener Zeit besaß man kein anderes Mittel, die bösen Wette unschädlich zu machen, als daß man sie durch kleine, absichtliche Explosione vernichtete, bevor sie sich in größerer Menge in den Stollen anhäuften. Z dem Zwecke kroch der Büßer mit maskirtem Gesicht, den Kopf dicht in der Kapuze und den Körper sorgfältig in seiner grobwollenen Kutte verhüllt, übe den Boden hin. Er athmete in den unteren, reineren Luftschichten, hielt bei, seinen Wanderungen aber eine lange, brennende Fackel hoch über den Kop Schwebten nun böse Wetter in der oberen Luft, so entstand eine meist gesah los vorübergehende Explosion und so gelangte man durch häufigere Wiede holung dieser Operation dazu, die Gruben vor größerem Unheil zu bewahren. Manchmal (freilich starb der Büßer, von den schlagenden Wettern getroffen, auf der Stelle Dann ersetzte ihn ein anderer. So blieb es, bis Davy’s Sicherheitslampe in allen Kohlenwerken eingeführt wurde. Mir jedoch war jenes erstere Verfahren bekannt; durch dasselbe habe ich das Auftreten schlagender Wetter erkannt, und mich überzeugt, daß in der Grube Dochart noch Kohlenvorräthe vorhanden sind.«
Die Erzählung des alten Obersteigers von dem »Büßer« beruht vollkommen auf Wahrheit. Auf jene Weise verfuhr man in früheren Jahren, um die Luft in den Kohlenwerken zu reinigen.
Die Wetterluft, auch Wasser-Monocarbonat oder Sumpfgas genannt, ist farblos, fast total geruchlos, leuchtet angezündet sehr wenig und vermag die Athmung nicht zu unterhalten. Der Bergmann vermöchte in diesem giftigen Gase nicht zu leben, so wenig, wie das etwa in einem mit Leuchtgas gefüllten Gasometer möglich wäre. Ebenso wie letzteres, welches
Weitere Kostenlose Bücher