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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Harry, das kann nur Er gethan haben!
    – Welcher Er? fragte James Starr.
    – Nun, jener Unbekannte, antwortete Harry Ford, der unser Reich heimsucht; er, dem ich hundertmal aufgelauert habe, ohne ihn zu erlangen; derselbe, das steht nun außer Zweifel, der auch jenen zweiten Brief schrieb, um Sie, Herr Starr, von der Begegnung mit meinem Vater abzuhalten, und der in dem Stollen vom Yarow-Schachte her jenen Stein nach uns schlenderte! O, hier ist kein Zweifel möglich! Bei allen diesen Vorkommnissen ist die Hand eines Menschen im Spiele!«
    Harry hatte mit solch’ entschiedener Sicherheit gesprochen, daß sich seine Ueberzeugung auch dem Ingenieur unwillkürlich aufdrängte. Nur der alte Obersteiger beharrte bei seiner Ansicht, trotzdem man sich hier angesichts einer unleugbaren Thatsache befand, jener Verschließung der Schieferplatten, durch welche das Gas noch gestern hervordrang.
    »Nimm Deine Spitzhaue, Harry, rief Simon Ford. Steig’ auf meine Schultern, mein Junge! Ich bin noch fest genug, Dich zu tragen.«
    Harry verstand ihn. Sein Vater stellte sich dicht an die Wand, er selbst schwang sich auf dessen Schultern, so daß er die verkitteten Spalten erreichen konnte. Sofort bearbeitete er mit wiederholten kräftigen Schlägen das umgebende Schiefergestein.
    Bald entstand ein scharfes Zischen, wie man es vom Champagner hört, der seine Kohlensäure durch einen nicht ganz dichten Pfropfen treibt – ein Geräusch, das man in den englischen Kohlenwerken mit dem onomatopoetischen Namen »Puff« bezeichnet.
    Harry ergriff nun die Lampe und näherte sie dem Spalt…
    Es entstand eine leichte Detonation, und längs der Wand hin hüpfte eine kleine röthliche, an den Rändern blaue Flamme, ähnlich einem flackernden Irrlicht.
    Harry sprang wieder herunter, und der alte Obersteiger ergriff als Ausdruck seiner innigsten Freude die Hände des Ingenieurs mit den Worten:
    »Hurrah, hurrah, hurrah! Herr James, das Wettergas brennt, die Kohle ist da!«
Achtes Capitel.
Eine Dynamit-Explosion.
    Der von dem alten Obersteiger angekündigte Versuch war also geglückt. Das Wasserstoff-Monocarbonat entwickelt sich, wie bekannt, nur in und aus Kohlenlagern. Das Vorhandensein einer weiteren Ader des kostbaren Brennstoffes konnte also nicht mehr bezweifelt werden. Wie ausgedehnt, wie werthvoll sie wäre, das blieb der späteren Entscheidung überlassen.
    Diese Consequenzen zog der Ingenieur aus der eben selbst beobachteten Erscheinung. Sie stimmten übrigens vollständig mit denen Simon Ford’s überein.
    »Gewiß, sagte sich James Starr, hinter dieser Wand verläuft noch eine Kohlenschicht, auf welche unsere Bohrversuche nicht trafen. Bedauerlich ist nur, daß fast die ganze Betriebsausrüstung des Werkes seit zehn Jahren verfallen und nun neu herzustellen ist. Immerhin! Wir haben die Ader, welche man schon für erschöpft hielt, wieder aufgefunden, und werden sie diesmal gewiß bis zum Ende verfolgen.
    – Nun, Herr James, fragte Simon Ford, was halten Sie von unserer Entdeckung? That ich unrecht daran, Sie zu belästigen? Bedauern Sie diesen letzten Besuch der Grube Dochart?
    – O nein, nein, mein alter Freund! antwortete James Starr. Diese Zeit war nicht verschwendet, aber es würde der Fall sein, wenn wir nich sofort zur Cottage zurückkehrten. Morgen begeben wir uns wieder hierhe und sprengen diese Wand mittels einer Dynamitpatrone. Treffen wir au das Kohlenflötz selbst, so werden uns wiederholte Bohrversuche über desse Ausdehnung und Mächtigkeit aufklären, und ich gründe sobald diese unsere Erwartung irgend entsprechen, gewiß zur Zufriedenheit der alten Actionär eine Gesellschaft von Neu-Abersoyte. Noch vor Ablauf von drei Monate müssen dann die ersten Kohlenwagen aus der neuen Lagerstätte geförde werden.
    – Wohl gesprochen, Herr James 1 rief Simon Ford freudig erregt. Die alte Grube verjüngt sich, wie eine Witwe, wenn sie wieder heirathet. Das frische Leben der früheren Tage wird wieder aufblühen unter den Schlägen der Spitzhaue, dem Donner der Minen, dem Rasseln der Wagen, dem Wiehern der Pferde, dem Knarren des Gestänges und dem Keuchen der Maschinen! O, ich soll das Alles wieder erblicken! – Ich hoffe, Herr James, Sie werden mich nicht für zu alt halten, mein Amt als Obersteiger wieder einzunehmen?
    – Nein, wackerer Simon, gewiß nicht! Ihr seid jünger geblieben als ich, alter Kamerad.
    – Und, beim heiligen Mungo, Sie werden auch wieder unser »
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« sein! Möge die neue Ausbeutung recht

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