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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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einfache Erklärung nicht gelten lassen. Er blieb dabei, daß der Stein nicht herabgefallen, sondern geworfen worden sei. Wenn er im Fallen nicht irgendwo angeprallt war, so hätte er niemals eine Curve beschreiben können, außer wenn er von fremder Gewalt geschleudert wurde.
    Harry sah darin vielmehr ein directes Attentat gegen sich oder seinen Vater, wenn nicht gar gegen den Ingenieur selbst. Man wird zugeben, daß er hierzu einige Ursache hatte.

Siebentes Capitel.
Eine Erfahrung Simon Ford’s.
    Es schlug Mittag an der alten, hölzernen Wanduhr des Zimmers, als James Starr nebst seinen zwei Begleitern die Cottage verließ.
    Das durch den Ventilationsschacht herabdringende Tageslicht erhellte ein wenig die umgebende Höhle. Harry’s Lampe erschien hier zwar überflüssig, sollte sich aber sehr bald als nothwendig erweisen, denn der alte Obersteiger beabsichtigte, den Ingenieur bis zum äußersten Ende der Grube Dochart zu führen.
    Nachdem die drei Kundschafter – der Verlauf wird es lehren, daß es sich hier um eine Auskundschaftung handelte – etwa zwei (englische) Meilen der Hauptgalerie gefolgt waren, erreichten sie den Eingang eines engen Stollens, der wie ein Nebenschiff auf einer grün bemoosten Auszimmerung ruhte. Er hielt etwa die gleiche Richtung ein, wie fünfzehnhundert Fuß höher oben das Bett des Forth.
    In der Voraussetzung, daß James Starr nicht mehr so wie früher mit den Irrgängen der Grube Dochart bekannt sei, erinnerte ihn Simon Ford an die Grundzüge des Planes, indem er bezüglich der Hauptlinien auf die Gestaltung und Ortslage der Erdoberfläche darüber hinwies.
    Plaudernd gingen also James Starr und der alte Bergmann weiter.
    Harry erleuchtete den Weg vor ihnen. Auch jetzt suchte er dadurch, daß er in alle dunklen Winkel den Lichtschein fallen ließ, irgend einen verdächtigen Schatten zu entdecken.
    »Haben wir sehr weit zu gehen, Simon? fragte der Ingenieur.
    – Noch eine halbe Meile, Herr James. Früher hätten wir den Weg freilich mittels der durch Dampfkraft fortbewegten Hunde zurückgelegt – aber ach, die Zeit liegt weit hinter uns!
    – Wir begeben uns also bis zum Ende des zuletzt abgebauten Flötzes? fragte James Starr.
    – Ja! – Wie ich sehe, kennen Sie das Bergwerk noch recht genau.
    – Nun, Simon, ich meine, es sollte Euch auch schwer werden, noch weiter zu gehen.
    – Ja freilich, Herr James. Dort haben unsere Häuer das letzte Stück Kohle des Lagers ausgebrochen. O, ich erinnere mich, als ob ich noch dabei wäre! Ich selbst habe damals den letzten Schlag gethan, der in meiner Brust stärker widerhallte als von dem todten Gesteine. Rings um uns stand nun nichts mehr an als Sandstein und Schiefer, und als der letzte Karren zum Förderschachte rollte, da bin ich ihm tiefbewegten Herzens gefolgt, wie dem Leichenzuge eines Armen. Mir war es, als wäre es die Seele des Bergwerkes, die da mit ihm fortzog!«
    Die Rührung, mit welcher der alte Obersteiger diese Worte sprach, bemächtigte sich auch des Ingenieurs, der seine Gefühle theilte. Es waren die des Seemanns, der sein entmastetes Schiff verläßt, des Verarmten, der das Haus seiner Ahnen abbrechen sieht.
    James Starr hatte Simon Ford’s Hand ergriffen und drückte sie herzlich. Aber auch dieser suchte die Hand des Ingenieurs, und indem er den Druck erwiderte, sagte er:
    »Jenes Tages haben wir uns doch Alle getäuscht! Nein, die alte Kohlengrube war nicht todt. Es war kein Leichnam, den damals die Bergleute verließen, und ich glaube behaupten zu können, daß sein Herz auch noch heute schlägt.
    – O, reden Sie, Simon! Sie haben ein neues Flötz gefunden? rief der Ingenieur ganz außer sich. Ich wußte es wohl, Ihr Brief konnte ja nur diese Bedeutung haben! Eine Mittheilung für mich und dazu in der Grube Dochart! Welch’ andere Entdeckung, als die einer neuen Kohlenader konnte mich sonst besonders interessiren?…
    – Ich wollte vor Ihnen, bemerkte Simon Ford, davon Niemand etwas wissen lassen.
    – Daran thatet Ihr recht, Simon. Aber sagt mir, durch welche Sondirung oder wie habt Ihr Euch davon überzeugt?
    – Hören Sie mir zu, Herr James, antwortete Simon Ford. Ein Kohlenflötz hab’ ich noch nicht aufgefunden…
    – Was denn?
    – Nur den handgreiflichen Beweis dafür, daß noch ein solches vorhanden ist.
    – Und dieser Beweis besteht?…
    – Können Sie glauben, daß sich aus der Erde schlagende Wetter entwickeln, wenn keine Kohle vorhanden wäre, sie zu erzeugen?
    – Nein, gewiß nicht. Ohne

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