Schwarzbuch Banken und Finanzvertriebe - so schützen Sie sich vor fiesen Tricks
privaten
Krankenvollversicherungen handelt es sich um äußerst provisionsträchtige
Produkte. Um an die begehrten Neukunden zu kommen, zahlen die Versicherer je
nach Tarif häufig 2.000 bis 4.000 Euro Provision pro
Vertragsabschluss.
Allerdings werden gerade für jüngere Arbeitnehmer die
verlockenden Offerten privater Krankenversicherer langfristig oft zur teuren
Kostenfalle. Bekanntermaßen gilt ja bei den Privaten im Gegensatz zu
gesetzlichen Versicherern das Prinzip der Kopfpauschale: Der
Versicherungsbeitrag ist nicht vom Einkommen abhängig, sondern von Alter und
Geschlecht des Versicherungsnehmers sowie eventuellen Risikofaktoren wie
Vorerkrankungen oder Allergien. Das heißt, dass man sich in jungen, in der
Regel gesünderen Jahren relativ preiswert versichern kann. Dabei ist
allerdings auch zu berücksichtigen, dass gerade jungen Leuten Billigtarife
angeboten werden, in denen viele Leistungen gekürzt sind. Was kaum einer
weiß: Die zunächst so günstigen Tarife werden für Junge aufgelegt und dann
„geschlossen“, wenn die Kunden anfangen, für die Versicherung teuer zu
werden. Der Effekt: Da der gesündere Nachwuchs fehlt und sich die Kosten
nicht wie sonst auf eine eher gemischte Gruppe verteilen, werden diese
Tarife noch schneller noch teurer. Für die nachkommenden jüngeren Menschen
wird dann wieder ein neuer billiger Tarif entwickelt und das Spiel geht von
vorn los.
Regelmäßig deutliche Beitragserhöhungen
Dass die Beiträge längst nicht so stabil sind, wie es die Kunden
gern hätten, bestätigte eine Analyse der Agentur Morgen & Morgen. Demnach
verteuerten sich die privaten Krankenversicherungen von 2010 auf 2011 im Schnitt
um 7 Prozent. In den Vorjahren seit 2006 lagen die durchschnittlichen
jährlichen Beitragserhöhungen für Männer zwischen 4,5 und 5,6 Prozent und
für Frauen zwischen 3,5 und 4,3 Prozent. Wer sich privat versichert, muss
demzufolge damit rechnen, dass sich der Beitrag alle 15 Jahre verdoppelt.
Besonders exzessive Beitragserhöhungen ermittelte der
Verbraucherzentrale Bundesverband zum Jahreswechsel 2011/2012. Über 140
Beschwerden wurden bundesweit ausgewertet, teils mit erschreckenden
Ergebnissen. In den überprüften Fällen stiegen die Versicherungsprämien zum
Jahreswechsel im Schnitt um 23,9 Prozent.
Exponentieller Anstieg der
Versicherungspr äm ien zum Jahreswechsel 2011/12
Besonders negativ fielen die Central Krankenversicherung und
die Gothaer Versicherung mit einer durchschnittlichen Erhöhung von 28,4
Prozent beziehungsweise 26,4 Prozent auf. Negative Spitze war eine Erhöhung
um 60 Prozent bei der Central. Besonders betroffen waren langjährige
Bestandskunden und ältere Versicherte. Die Beschwerden umfassen
mit wenigen Ausnahmen Verträge, die länger als zehn Jahre
bestehen, und Versicherte, die älter als 45 Jahre sind. In einem Extremfall
zahlte eine 59-jährige Frau einen monatlichen Beitrag in Höhe von 1.095
Euro.
Dazu kommt ein weiterer Knackpunkt: Gutverdienende Singles oder doppelverdienende Paare können mit dem
Wech sel zur privaten Krankenversicherung zwar kurzfristig
ordent lich Geld sparen. Doch was ist, wenn sich Nachwuchs ankündigt und einer der Ehepartner für eine gewisse Zeit
b er uflich pausiert? Dann schnappt die Kostenfalle gleich
zweimal zu, weil zunächst
Privatversicherung für Familien teuer
einmal das Kind zu zusätzlichen Kosten versichert werden muss
und auch für den nicht berufs tätigen Partner eine eigene
Krankenversicherung abgeschlos sen werden muss. Die kostenlose
Mitversicherung von F am il ienangehörigen ohne eigenes
Einkommen, wie sie aus der gesetzlichen Krankenversicherung bekannt ist, gibt es
bei den Privaten nämlich nicht.
Deutlich schwieriger als der Einstieg in eine private
Krankenversicherung gestaltet sich die Rückkehr in die gesetzliche
Krankenkasse. Für Arbeitnehmer ist das nur möglich, wenn sie jünger als 55
Jahre sind und das Jahreseinkommen unter die Jahresarbeitsentgeltgrenze
fällt.
Rückkehr in die gesetzliche Krankenkasse
schwierig
Selbstständige können sich erst dann erneut gesetzlich
versichern, wenn sie wieder hauptberuflich im Anstellungsverhältnis tätig
werden oder ihre Selbstständigkeit ganz aufgeben. Auch das „Umbuchen“ der
Kinder in die kostenlose Familienversicherung des gesetzlich versicherten
Ehepartners funktioniert meistens nicht, weil die Versicherung der Kinder
immer an den Ehepartner mit dem höheren Einkommen angedockt wird.
Tipp: An die Zukunft
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