Schwarzbuch Scientology
gegen die politisch wirkenden Kräfte anzuheizen und vor
allem mit Kampagnen eventuell geplante kritische Auseinandersetzungen mit der Scientology-Organisation zu verhindern oder umzusteuern. Zuständig für diese Aktionen war der Vorläufer des heutigen Office of Special Affairs, das Guardian Office (GO), der Geheimdienst der Organisation.
Für Deutschland wurde im Rahmen dieses »Snow White«-Programms unter dem Stichwort »Project Coal« die Anweisung Nr. 732 der Guardian Office vom 20. April 1973 bekannt. Der »Ruin-Punkt« der Deutschen ist nicht schwer zu ermitteln.
Die Bundesrepublik Deutschland ist besonders empfindlich, wenn es um Beschuldigungen im Hinblick auf Völkermord geht, da das Verhalten der Nazis gegenüber den Juden den Impuls für die Konventionen lieferte. Das Land strengt sich an, um seinen Ruf als Verbrecher loszuwerden. Dieses ist eine Form der Politik.
(a) Koordinieren Sie alle Aktionen mit dem GO, und operieren Sie nur durch das GO. Ein Verfahren ist bereits im Gange.
(b) Benutzen Sie vorhandene Rechtsanwälte, finden Sie heraus, welche Gesetze in Deutschland zu beachten waren, um die Völkermordkonvention durchzusetzen, wer sie unterschrieb und ratifizierte.
(c) Setzen Sie alles daran, durch Vorladungen in laufenden Prozessen und anderen legalen Auseinandersetzungen, jegliche Akten und Dossiers bezüglich Scn (Scientologen) oder ihrer Führer zu erhalten.
(d) …
(e) Fertigen Sie einen groben Entwurf einer Petition an, um in Erfahrung zu bringen, welche Behörden in Deutschland in die Gesetzgebung unter b) einbezogen waren. Dies umfasst sowohl alle Referenzen und Dokumente als auch den Bona-fide-Status von Scn. Führen Sie jeden auf, der die Konventionen übertreten hat, Schulddokumente, die die Verletzung der Klausel belegen.
(f) Lassen Sie den Anwalt den Rest machen.
(g) …
(h) Nutzen Sie jegliche Vorteile.
(i) Falls Sie nicht wirklich Erfolg haben, stellen Sie sicher, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, gehen Sie vor die UN und die EU-Kommission.
(j) Dies wirkt wie ein Abschreckungsmittel in Bezug auf weitere Angriffe.
(Landesamt für Verfassungsschutz Baden Württemberg [Hrsg.]: »Der Kampf der Scientology-Organisation um die Anerkennung der Gemeinnützigkeit in den USA und seine Auswirkungen auf Deutschland«. Stuttgart, 2004, S. 14)
Die Kampagnenvorgabe ist formuliert und wird bis heute umgesetzt. Sobald sich in der Bundesrepublik Deutschland einzelne Personen, Behörden oder Regierungsstellen in Bund und Ländern kritisch mit dem System Scientology auseinandersetzen, kommt die Diskussion um mögliches Nazigedankengut bei einzelnen Menschen hoch, oder die Politik wird praktisch in die Folge der Schreckensherrschaft der Nazis gerückt. Besonders deutlich wurde diese Strategie weltweit, als in den 90er Jahren die Organisation in US-amerikanischen Zeitungen große Anzeigen schaltete, die die damalige bundesdeutsche Politik bezichtigten, die
Mitglieder der Scientology-Organisation würden verfolgt wie unter den Nazis die Juden. Auch die Formulierungen in den 1973 erlassenen Anweisungen des GO, dass bei erkennbarem mäßigen Erfolg der Umsetzung der Gesamtstrategie Institutionen wie die Vereinten Nationen (UN) angerufen werden sollen, werden weiter befolgt. Insbesondere nach der Erteilung des Status der Gemeinnützigkeit in den USA Anfang 1993 unter der Clinton-Ära findet sich die Bundesrepublik Deutschland regelmäßig neben anderen kritisch gegenüber der Organisation eingestellten europäischen Ländern wie Frankreich oder Belgien in den Berichten des US-Kongresses wegen angeblicher religiöser Diskriminierung von Scientology-Mitgliedern wieder.
Die Erstellung solcher Zerrbilder zur Diffamierung von Deutschen und Deutschland durch die Geheimdienstabteilung der Organisation dienen aber auch nach innen zur Disziplinierung und wahrscheinlich auch zum Erzeugen von Ängsten bei der Anhängerschaft. Die gewünschte Verinnerlichung, zu einer verfolgten Gruppe zu gehören, die wegen der bahnbrechenden Erkenntnisse des L. Ron Hubbard, die die verblendete, kranke Welt nicht erkennen will, kann zum innerscientologischen Elitedenken durchaus beitragen. Gezielt wird dann auch in Veröffentlichungen der obersten Führung darauf abgehoben, dieser Aspekt immer wieder betont. So zum Beispiel in einem Sonderbericht zum 15jährigen Bestehen der International Association of Scientologists (IAS) aus dem Jahr 1999. Dort heißt es:
In Kanada und Deutschland wurden tückische
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