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Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Huismann
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aufgefallen. Mir war sofort klar, dass hier kein Salonökologe schreibt, sondern jemand, der selbst in den Dschungel geht. Über E-Mail habe ich Kontakt zu ihm aufgenommen. Jetzt sitzen wir uns gegenüber und ganz entgegen meiner Erwartung offenbart er mir als Erstes seine tiefe Liebe zum WWF.

    Ullash Kumar, Naturschützer
    Als Schuljunge war er Mitglied eines WWF-Jugendclubs und lernte bei Exkursionen in den Wald seiner Heimat Nilgiri, wie man Tiere und Pflanzen bestimmt: »Ich bin dem WWF sehr dankbar für diese Erziehung. Nach dem Studium wurde ich Sekretär der Nilgiri Wildlife Association, die ganz auf der Linie des WWF arbeitete. Wir kämpften für die Vergrößerung eines Tigerreservates. Auf dem Gebiet lebte ein Adivasi-Stamm und er sollte umgesiedelt werden. Für mich war klar, dass sie gehen mussten, und ich glaubte ernsthaft, sie würden sich freuen: Ihre Haustiere wären vor den wilden Tieren sicher, sie könnten ihre Kinder zur Schule schicken und bessere Jobs finden, als im Wald Früchte zu sammeln oder Gummibäume anzuzapfen.
    Zu meiner großen Überraschung ging der Stamm vor Gericht. Er kämpfte um sein Recht, im Wald zu bleiben. Ich wollte verstehen, was diese Menschen dachten und fühlten, und entschloss mich, sie aufzusuchen. Das war der Anfang eines tiefen Wandels in mir, der dazu geführt hat, dass ich das westliche Naturschutzmodell heute vehement ablehne. Der WWF verfolgt sein elitäres Naturschutzmodell aber nach wie vor. Das Wesen der Naturvölker ist ihm wohl eher fremd geblieben.«
    Ullash Kumar gehört zu einem Netzwerk indischer Naturschützer, die mit den Waldmenschen ein Bündnis eingegangen sind. »Nur die Stämme können den Tiger und andere Tiere retten – sie sind unsere Hoffnung.« Die meisten indischen Intellektuellen haben keinen Kontakt mit den Adivasi, die in Indien als »Unberührbare« gelten. Sie stehen sozial unterhalb aller Kasten, und auch für engagierte Naturschützer ist es offenbar schwer, über den Schatten des Systems zu springen.
    Im Namen der Doktrin vom menschenfreien Dschungel sollen jetzt noch einmal bis zu einer Million Adivasi umgesiedelt werden, denn die alten Reservate werden vergrößert und neue sollen entstehen. Viele Stämme wehren sich gegen die erneute Vertreibung. Ullash Kumar glaubt, dass sie sich auch mit Entschädigungszahlungen nicht von ihrem Wald trennen werden: »Ein Stamm bekommt ungefähr 40 Lakh Rupien Entschädigung, wenn er seinen Wald aufgibt; das sind ungefähr 60.000 Euro. Das ist schnell weg. Wo sollen sie leben? Und wovon? Niemand will sie haben. Sie gehen in den Slums der Städte unter.«
    Auf unserer Fahrt zum Nagarhole-Nationalpark erklärt Ullash, was Adivasi bedeutet: »Die, die zuerst hier waren.« Die Stämme lebten in den Wäldern, bevor die heute dominanten Bevölkerungsgruppen Indien besiedelten. Jahrzehntelang wurden ihre Interessen mit Füßen getreten; kein Wunder, dass einige Stämme mit der maoistischen Guerrilla sympathisieren, die Indien in Atem hält. In der Stadt Mysore halten wir an einem Kiosk und kaufen eine Indian Times mit der Schlagzeile: »Sechs WWF-Mitarbeiter gekidnappt.« Rebellen des Bodo-Volkes haben die WWF-Mitarbeiter entführt, als sie im Dschungel von Assam einen Tigerzensus durchführten. Die Armee schickt eine Spezialeinheit in den Dschungel, um die Geiseln mit Gewalt zu befreien. Alltag in Indien. Auch in dem Gebiet, in das wir fahren, gibt es immer wieder Überfälle der maoistischen Naxaliten auf Polizeistationen sowie auf Büros der Forstbehörde.
    Beim Stamm der Honigsammler
     
    Nach sechs Stunden Fahrt sind wir im Nagarhole-Nationalpark angekommen. Affen hüpfen grazil über die Straße, dann und wann begegnet uns ein Elefant, und in der Dämmerung starrt uns aus dem Busch mit glühenden Augen ein Leopard an. Die Hütten des Stammes der Honigsammler kommen in Sicht. Kurz vor ihrem Dorf steht am Straßenrand ein großes Schild: Anhalten verboten. Doch wir haben eine Sondergenehmigung der Parkverwaltung und dürfen einkehren. Das halbe Dorf ist auf den Beinen, um uns zu begrüßen; an der Spitze die Stammesführerin Muthamma, eine dunkle Schönheit im langen, weißen Sari, die ohne Vorrede zur Sache kommt: »Vor zehn Jahren sind wir das erste Mal umgesiedelt worden – hierhin in die Pufferzone des Nationalparks. Jetzt wird das Tigerschutzgebiet ausgeweitet und wir sollen wieder weg. Die Regierung behandelt uns wie Gegenstände. Wir werden nicht weichen – nur tot kann man uns aus unserem

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