Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Huismann
Vom Netzwerk:
sei für die Behörden ein »Vorwand, um an Geld und Land heranzukommen« . Die Forstbehörde wolle die »totale Kontrolle« über die Nationalparks. »Die Eingeborenen stören ihre Pläne.«
    Ullash Kumar kennt viele Beispiele für die Korruption von Forstbeamten: Gegen Geld vergeben sie illegale Holzeinschlagskonzessionen, gegen Geld verschaffen sie reichen Geschäftsleuten und Politikern aus der Stadt eine Sondergenehmigung, damit sie in der geschützten Pufferzone der Parks Luxushäuser bauen können. Immer wieder liest man in der indischen Presse von Fällen, bei denen Parkbeamte in Wilddiebereien verwickelt sind und am Verkauf der Tiger verdienen, die sie eigentlich schützen sollen.
    Nach Ullash Kumars Überzeugung ist der WWF für die dunklen Seiten der indischen Tigerpolitik zumindest mitverantwortlich: »Er hat die indische Tigerpolitik entworfen, die zur Umsiedlung der Adivasi geführt hat, er fördert den Ökotourismus – lauter Dinge, die dem Tiger und den anderen Tieren schaden. Ich habe viele Freunde, die beim WWF einen Job gefunden haben. Wer in Indien Biologe ist, kommt um den WWF nicht herum, wenn er Arbeit sucht. Der WWF tut nach meiner Erfahrung auch Gutes, aber das Schlechte überwiegt. Am meisten Sorgen mache ich mir, weil der WWF sich seine Tigerkampagne von Konzernen wie Exxon Mobile finanzieren lässt. Damit wird er zum Handlanger von Mächten, die sich weder für die Waldmenschen noch für den Tiger richtig interessieren. Solche Konzerne, so meine Befürchtung, wollen sich über die Nationalparks vielleicht langfristig einen Zugriff auf Land verschaffen.«
    Oft kommt die Einrichtung von Nationalparks einer modernen Art des Landraubes gleich. Nationalparks sind weit mehr als ein Zufluchtsort für wilde Tiere, sie beherbergen viele wertvolle Rohstoffe. Der erste Schritt zum Landraub ist die Enteignung der Stämme. Damit geht das traditionelle Gemeineigentum verloren und das Land wird zur Ware. Nationalparks sind zwar in der Regel öffentliches Eigentum, aber die wirtschaftliche Ausbeutung der Ressourcen des Waldes wird privaten Unternehmen und Nicht-Regierungsorganisationen übertragen, die damit Profit machen.
    Reiseveranstalter betreiben ein Geschäft mit dem Ökotourismus und die großen Pharma- und Nahrungsmittelkonzerne plündern das genetische Reservoir der Wälder. Sie wollen die Daten sammeln und nutzen, bevor ein Großteil der Arten ausgestorben ist. Häufig verhandelt der WWF mit, wenn es um die Rechte am genetischen Rohmaterial der Regenwälder geht. Er tritt auch dafür ein, dass die Ureinwohner an den Profiten beteiligt werden. So sollen sie in die globale Wirtschaft integriert werden.
    Auch versorgt die Vertreibung der indigenen Völker die Bergbau- und Farmbetriebe am Rand der Wälder mit billigen Arbeitskräften. Nur wenige Vertriebene finden einen Job in der Tourismusindustrie. Die meisten Naturschutzflüchtlinge der Erde enden wie Muthamma und ihre Stammesangehörigen als moderne Sklaven auf den Plantagen, die sich überall auf der Welt am Rande der Regenwälder ausbreiten. Immer größere Waldflächen auf der südlichen Hemisphäre werden für den globalen Kapitalismus aufgeschlossen – nicht zuletzt im Namen des Naturschutzes.
    Am Abend verabschieden wir uns von den Honigsammlern. Von Muthamma wird es ein Abschied für immer, denn wenige Monate nach dem Treffen mit ihr erhalte ich von Ullash Kumar die traurige Nachricht, dass diese kluge und charismatische Führerin der Adivasi an Nierenversagen gestorben ist.
     
    Auf Leonardo DiCaprios Spur
     
    Bei unserer Reise durch das Tigerland frage ich mich immer wieder, was Leonardo DiCaprio von dem Konflikt zwischen Waldmenschen und Naturschutz hält. 2010 kündigte der WWF an, der Hollywoodstar werde als Tigerbotschafter nach Indien aufbrechen, um sich selbst ein Bild von der Lage der Großkatzen zu machen. Doch Ullash Kumar hat nichts von dieser Reise mitbekommen und beim WWF Indien erfahre ich: DiCaprio war nie hier.
    Auf Nachfrage teilt der WWF USA mit, der Star habe sich anders entschieden und sei nicht nach Indien, sondern ins Nachbarland Nepal gereist – und zwar »geheim«; deshalb gibt es auch kein Filmmaterial und keine Fotos von dem Besuch, außer einem einzigen: Im königlichen Bardia-Nationalpark stellt DiCaprio gemeinsam mit einem WWF-Mitarbeiter eine Fotofalle auf. Die Gesichter kann man kaum erkennen, es ist das Foto eines Hobbyfotografen. Es könnte auch in Kalifornien aufgenommen worden sein. Ist das alles

Weitere Kostenlose Bücher