Schwarze Adler, weiße Adler
ein Fotomodell, das in Polen auch Miss-Wahlen gewonnen hatte.
An Andrzej Rudy wollte die Partei ein Exempel statuieren.
Erst nach einem Jahr bekam er die Spielberechtigung für den 1. FC Köln. Der CDU-Politiker Bernhard Worms, der Vorsitzende des Kölner Verwaltungsrates, flog kurz nach der politischen Wende in Polen im Herbst 1989 in Begleitung eines Notars mit einem Aktenkoffer voller Bargeld nach Warschau. 14 Ãber politische Kontakte und mit Hilfe der deutschen Botschaft in Warschau war ein Treffen mit PZPN-Offiziellen vereinbart worden.
In Warschau amtierte bereits die erste Solidarno-Regierung, die auf gute Beziehungen nach Bonn setzte. Gerade die CDU verfügte über zahlreiche Kontakte in die polnische Demokratiebewegung. Angesichts der neuen politischen Lage gab das PZPN-Präsidium seinen Widerstand gegen die Freigabe Rudys auf. In Warschau verbreitete sich die Version, bei dem Treffen sei eine gröÃere Summe in D-Mark über den Tisch gegangen, als verbucht wurde.
Allerdings konnte Rudy zunächst beim 1. FC Köln nicht Fuà fassen. Im Rückblick sagte Worms, er sei auf den Zivilisationsschock des Wechsels aus einer Defizitwirtschaft, in der die Kontakte unter den Menschen für die Bewältigung des Alltags überaus wichtig sind, zu einer Ãberflussgesellschaft ohne ein derartiges Netz aus persönlichen Loyalitäten in keiner Weise vorbereitet gewesen. 15
Seine Frau Ania erwartete von ihm und seinem Arbeitgeber Unterstützung bei der von ihr angestrebten Karriere als Sängerin und Schauspielerin, er verschuldete sich deswegen â die Ehe zerbrach schlieÃlich. Die persönlichen Probleme wirkten sich auch auf seine Leistungen auf dem FuÃballplatz aus. Auch nach zwei Jahren hatte er noch keinen Stammplatz bei den Kölnern sicher; diese liehen ihn schlieÃlich an Brøndby Kopenhagen aus.
Hinter diesem Wechsel stand der Kopenhagener Trainer Morten Olsen, der dänische Rekordnationalspieler. Er hatte Ende der achtziger Jahre beim 1. FC Köln gespielt und dort Rudy kennengelernt. Olsen nahm sich seiner besonders an, Rudy überwand seine Unsicherheit und fand zu seiner Rolle als Mittelfeldregisseur zurück. Als Olsen 1993 Trainer der Kölner wurde, nahm er Rudy erneut mit. Rudy wurde nun Leistungsträger des 1. FC, auch hatte er mittlerweile sehr gut Deutsch gelernt, so dass er seinen Mitspielern klare Anweisungen geben konnte. Als erster Pole wurde er damals auch Mannschaftskapitän in der Bundesliga.
In seiner Heimat wurde in dieser Zeit der Systemwechsel vollzogen, das Land wurde eine funktionierende Demokratie und Marktwirtschaft. Die Presse unterlag nicht mehr der Zensur, im PZPN waren die meisten der alten Kader abgetreten, der Bannspruch gegen Rudy wurde aufgehoben. 1993 wurde er zum WM-Qualifikationsspiel in San Marino eingeladen, mit von der Partie waren die Bundesligalegionäre Jan Furtok und Marek Leniak. Doch war seine Leistung bei dem polnischen 3:0-Arbeitssieg nur mittelmäÃig, er war übernervös. Als er im folgenden Jahr in Kattowitz zu einem Freundschaftsspiel gegen Ãsterreich auflief, wurde er allerdings von einem Teil der Fans ausgepfiffen, was ihn offenkundig verunsicherte. Jedenfalls verloren die Polen 3:4, und die Sportpresse machte Rudy für die Niederlage mitverantwortlich. Er wurde nun vorerst nicht mehr zu Länderspielen eingeladen.
Dabei hatte er noch längst nicht den Gipfel seiner Spielstärke erreicht. Als Olsen 1997 Trainer von Ajax Amsterdam wurde, holte er ein weiteres Mal Rudy nach. Mit den Niederländern spielte dieser in der Champions League, auch wurde Ajax mit ihm einmal Landesmeister und holte zweimal den Pokal. Angesichts dieser Erfolge bekam er 1998 noch einmal die Einladung zu einem Länderspiel gegen Israel. Nach der 0:2-Niederlage der Polen wurde er allerdings nicht mehr in den weiÃ-roten Kader berufen. Auch bei Ajax bekam der mittlerweile 34 Jahre alte Rudy nach zwei durchaus erfolgreichen Spielzeiten keinen neuen Vertrag mehr. Er verdingte sich nun bei belgischen Vereinen, danach bei Viktoria Köln und übernahm schlieÃlich das Amt des Spielertrainers bei Borussia Fulda.
Nach dem Ende seiner aktiven Karriere kehrte Rudy nach Köln zurück, wo er die Jugend des 1. FC und später die Sportfreunde Siegen trainierte. Im Rheinland heiratete er wieder, seine zweite Frau ist Deutsche. Sein Name ging allerdings im Zusammenhang mit seiner Ex-Frau Ania
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