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Schwarze Adler, weiße Adler

Schwarze Adler, weiße Adler

Titel: Schwarze Adler, weiße Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Urban
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immer wieder durch die Boulevardpresse. Dieser war es in der Tat gelungen, Engagements für mehrere deutsche Filme zu bekommen, doch kam sie über Nebenrollen nicht hinaus. Auch wurde sie Covergirl des „Playboys“ und war wiederholt Gast in Talkshows. Später geriet sie wegen Drogenbesitzes in Konflikt mit der Strafjustiz sowohl in Deutschland als auch in ihrer polnischen Heimat.
    Während Rudys Sohn aus erster Ehe zweisprachig erzogen wurde, sprechen die beiden Kinder aus seiner neuen Familie nur Deutsch, wie er mit Bedauern einem polnischen Sportmagazin sagte. Dann fügte er hinzu: „Ich bin ein Pole, ich habe ein polnisches Herz, ich bin als Pole geboren und werde als Pole sterben.“ 16
    Hätte er nur ein paar Monate abgewartet, so hätte er ohne Probleme in den Westen gehen können. Er wäre nie von Landsleuten beschimpft und ausgepfiffen worden, seine Karriere hätte vermutlich keinen Bruch erlebt. Er wäre wohl auch Stammspieler der polnischen Nationalmannschaft geblieben. Allerdings war im November 1988 nicht abzusehen, dass das Regime unter Jaruzelski schon im Juni 1989 bei den ersten freien Wahlen im Ostblock abgewählt und im November 1989 die Berliner Mauer fallen würde. So traf ihn voll der Zorn der Funktionäre eines untergehenden Regimes. Andrzej Rudy war der letzte polnische Fußballer, in dessen Laufbahn die Politik unmittelbar eingegriffen hat.
    Seit der politischen Wende von 1989 haben mehr als hundert Polen mit unterschiedlichem Erfolg in der Bundesliga gespielt. Sie mussten keine Funktionäre mehr um Erlaubnis fragen. Auch die polnische Ekstraklasa hat sich für ausländische Spieler geöffnet. Bislang aber war nur ein Deutscher dabei: Der sechsfache deutsche Nationalspieler Ulrich Borowka, der in fünfzehn Jahren insgesamt 388 Bundesligapartien für Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach bestritt, unterzeichnete 1997 einen Vertrag bei Widzew Lodz. Doch kam er nur achtmal in der Ekstraklasa zum Einsatz. Wegen seiner offenkundigen Alkoholprobleme bekam Borowka nach Ablauf der Saison keinen neuen Vertrag und beendete wenig später seine Karriere.

Polen verlor infolge des Zweiten Weltkriegs seine Ostgebiete an die Sowjetunion. Dies bedeutete auch den Untergang einer großen Fußballtradition: Vier Lemberger Vereine hatten der obersten Liga angehört.
    Dafür gewann Polen die deutschen Ostgebiete, mit Ausnahme des Nordteils von Ostpreußen, der sowjetisch wurde.
    Besonders kompliziert verlief die Geschichte des Ostteils Oberschlesiens (kleine Karte): Bis 1922 waren Kattowitz und Königshütte/Chorzów deutsch, dann bis 1939 polnisch, während des Zweiten Weltkriegs wieder deutsch, ab 1945 wieder polnisch.
    Auch in Posen, das wie Ostoberschlesien im Zweiten Weltkrieg ans Deutsche Reich angeschlossen wurde, wechselte die Obrigkeit dreimal.

Biographische Notiz

    Thomas Urban wurde 1954 in Leipzig geboren und wuchs in Bergheim/Erft auf, wo er naturgemäß zum Fan des 1. FC Köln wurde. Seine Eltern sind Heimatvertriebene aus Breslau. In dieser Stadt lernte er seine polnische Ehefrau Ewa kennen, deren Familie wiederum nach dem Krieg ihre Heimat im von der Sowjetunion annektierten Ostpolen hatte verlassen müssen. Er hat sich selbst die Aufgabe gestellt, zum Dialog zwischen den früheren deutschen und den jetzigen polnischen Einwohnern der Gebiete östlich von Oder und Neiße beizutragen. Seit 1988 berichtet er als Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung“ aus Warschau, Moskau und Kiew. Auch ist er Autor von Sachbüchern, u.a. „Vladimir Nabokov – Blaue Abende in Berlin“ (1999), „Der Verlust. Die Vertreibung der Deutschen und der Polen“ (2003) sowie des Polen-Bandes in der von Helmut Schmidt und Richard v. Weizsäcker herausgegebenen Reihe „Die Deutschen und ihre Nachbarn“ (2008).

Danksagung
    Dieses Buch stellt den allerersten Versuch dar, die schwierigen deutschpolnischen Beziehungen im 20. Jahrhundert durch das Prisma der in beiden Ländern populärsten Sportart, des Fußballs, darzustellen. Ich hätte es nicht schreiben können, ohne mich auf die Arbeiten und die Hinweise polnischer Sporthistoriker zu stützen. Wichtige Impulse gab mir die Ausstellung „Oberschlesier in der polnischen und der deutschen Fußballnationalmannschaft“, die das Haus für deutsch-polnische Zusammenarbeit in Gleiwitz im WM-Jahr 2006 organisierte.

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