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Schwarze Adler, weiße Adler

Schwarze Adler, weiße Adler

Titel: Schwarze Adler, weiße Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Urban
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nichts übrig geblieben, er hatte den größten Teil in Kasinos verspielt. Auch wurde er bald nach seiner Rückkehr nach Polen wegen wiederholten Fahrens unter Alkoholeinfluss zu einer Gefängnisstrafe von fünfzehn Monaten, ersatzweise 7.000 Zloty (damals ca. 3.500 Mark) verurteilt. Fans seines früheren Vereins sammelten die Summe, so dass er die Haft nicht antreten musste. Er eröffnete eine Kneipe in Posen, machte aber pleite.
    Bei Lech Posen wollte man ihm nicht seinem Schicksal überlassen und bot dem 29-fachen Nationalspieler eine Stelle als Assistenztrainer an. Doch Okoski hielt nur ein paar Monate durch. Zuletzt arbeitete er als Verkäufer in einem Geschäft in seiner Heimatstadt Koszalin (Köslin) in Pommern.
    Andrzej Iwan
    Für seinen Hang zum Alkohol war auch der Mittelfeldspieler Andrzej Iwan bekannt, der 1987 von Górnik Zabrze zum VfL Bochum kam. Einst wurde er als größtes Talent des polnischen Fußballs gefeiert, gerade 18 Jahre alt, wurde er in den Kader berufen, der 1978 zur WM nach Argentinien fuhr. Er lief dort im Eröffnungsspiel gegen die Deutschen auf, die amtierenden Weltmeister; das niveauarme Spiel blieb torlos.
    Doch mehrere Alkoholexzesse und Wirtshausschlägereien führten dazu, dass Iwan vorübergehend weder in seinem Club noch in der Nationalmannschaft spielen durfte. Die Öffentlichkeit erfuhr allerdings nichts davon. Im Rückblick schilderte er das damalige Klima: „Die Wahrheit ist, dass damals sowohl in der Nationalmannschaft als auch in den Vereinen getrunken wurde. Doch waren es andere Zeiten, es gab die Pressezensur, und daher konnten viele unserer Eskapaden vertuscht werden. (…) Natürlich hat niemand vor einem wichtigen Spiel getrunken. Doch schon bei der Verabschiedung danach gab es fast immer Alkohol.“ 8
    Nach seinen eigenen Worten wusste der Bochumer Trainerstab von seinem Alkoholproblem, ließ ihn aber gewähren, solange er gute Leistungen erbrachte. Nach zwei Jahren wechselte Iwan in die griechische Liga, wo er seine Profilaufbahn beendete. Später wurde er Spielervermittler.
    Marek Leniak
    Gänzlich ohne Eskapaden verlief dagegen die Bundesligakarriere von Marek Leniak, der 1988 von PogoStettin zu Bayer 04 Leverkusen kam. Er war erst 24 Jahre alt, somit der jüngste Spieler, den die Behörden für die Profivereine im Westen freigaben. Polen brauchte dringend Devisen. Dank der Hilfe von Andrzej Buncol integrierte Leniak sich rasch in die Mannschaft und wurde bald Stammspieler. In dieser Zeit wurde er auch weiter in die Nationalmannschaft berufen, insgesamt brachte er es auf 20 Länderspiele.
    Nach vier Jahren erhielt er allerdings keinen neuen Vertrag in Leverkusen. Es folgten sieben unstete Jahre, in denen es ihn jeweils nur eine Saison bei einem Verein hielt: SG Wattenscheid 09, TSV 1860 München, KFC Uerdingen, Neuchâtel in der Schweiz, Fortuna Düsseldorf, Preußen Münster, schließlich SSVg Velbert und SV Hilden-Nord. Er blieb im Raum Rhein-Ruhr und arbeitete als Trainer.
    Jan Furtok
    Wesentlich erfolgreicher verlief die Bundesliga-Karriere von Jan Furtok, der ebenfalls 1988 von seinem Heimatclub GKS Kattowitz zum Hamburger SV kam. Die Genehmigung seines Transfers war offenbar nur noch Formsache, die Ablösesumme teilten sich nach den Worten Furtoks der Vorstand seines bisherigen Clubs und der PZPN. Beim HSV war er als Nachfolger Mirosław Okoskis vorgesehen. Das Kalkül ging auf: Schon im ersten Spiel in Hamburg schoss er ein Tor.
    Dafür hatten der HSV und Furtok ein Problem ganz anderer Art zu lösen: Die polnischen Behörden verweigerten nämlich zunächst seiner Frau und den beiden Kindern, damals vier und zwei Jahre alt, die Ausreise in die Bundesrepublik. Zwei Wochen nach Furtoks Ankunft in Hamburg hatte sich nämlich der polnische Nationalspieler Andrzej Rudy vor einem Freundschaftsspiel in Italien abgesetzt. Furtok wurde vom SB verdächtigt, Mitwisser, wenn nicht gar Initiator der Flucht gewesen zu sein. 9 Der HSV schaltete den DFB ein, die Familie kam schließlich nach zwei Monaten in Hamburg an.
    Wie auch bei den anderen polnischen Bundesligaspielern besuchten die Kinder erst einen deutschen Kindergarten, dann eine deutsche Schule. Samstags wurden sie zum Polnisch-Unterricht gebracht. Die Eltern besuchten auf Geheiß des Vereins einen Deutschkurs. Furtok bekam auch einen deutschen Pass, weil seine Vorfahren in Oberschlesien Reichsbürger

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