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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Kornbluth
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weg, sondern ließen sie laufen, bis sich keiner mehr auch nur eine Spur Luxus erlauben konnte.«
    »Onkel ...«
     
    Ein Periskop brach durch das unruhige Wasser der See vor Island, Georgia. Am anderen Ende des Periskops war Kapitän Van Dellen von der Nordamerikanischen Navy, mager wie ein Windhund; und der fette kleine Commander Grinnel.
    »Sie könnten Sie noch ein wenig näher 'ranbringen, Van«, schlug Grinnel vor.
    »Übung schadet nichts«, antwortete Van Dellen. Grinnel war mit etlichen Admiralen sehr dick befreundet, und Van Dellen faßte ihn deshalb auch fast immer mit Samthandschuhen an, obwohl er im Rang über ihm stand. Aber dies war sein Schiff, und kein Agent der ONI durfte ihm sagen, wie er es zu führen hatte.
    Grinnel lächelte liebenswürdig zu dem kleinen Scherz. »Nun, ich könnte es eine Maske nennen, eine Verkleidung«, sagte er und tätschelte seinen dicken Bauch. »Aber Sie kennen mich ja zu gut.«
    »Mit einer solchen See haben Sie keine Schwierigkeiten«, erklärte Van Dellen geschäftsmäßig. Er überlegte sich, wie er Grinnel beibringen konnte, in welche Gefahr er sich begab mit nichts an Hilfsmitteln als einem raschen Verstand, einem Trickring und einigen Kanonen.
    Aber alles, was ihm durch den Kopf ging, war das: Gott sei Dank, daß ich den widerlichen kleinen Soziokraten loskriege. Der legt mich eines Tages um, wenn ich in seiner Schußlinie stehe, und die Chance, daß er aufkommt, ist gleich Null. Zum Glück bin ich selbst ein Konstitutionist. Wir lassen uns auf solche Dinge nicht ein. Oder doch? Niemand erzählt mir je etwas. Ein miserabler Schweinebootfahrer. Und dieser Bursche wird eines Tages Admiral sein. Aber mein Sohn wird auch Admiral werden. Er hat Verstand wie seine Mutter.
    »Das wär's also, nicht wahr?« meinte Grinnel lächelnd.
    »Eh? Ah, ich verstehe. Chuck!« rief er einem Matrosen zu. »Brich mal die Kapsel des Commanders frei. Und sag den anderen, sie sollen für den Katapultschuß bereitstehen.«
    Der Commander schnaufte, als man ihn in die Kapsel schob. »Bist du auch sicher, daß dieses Ding hier gerade rauskam? An mir klebt jetzt schon alles«, sagte er zum Lagerverwalter.
    »Vor drei Minuten, Sir, wurde die Kapsel entsiegelt«, sagte ein forscher kleiner Dummkopf. »Wenn wir noch lange reden, wird's nur noch schlimmer.« Er warf einen Blick auf sein Chronometer. »Sie haben jetzt noch siebzehn Minuten. Erlauben Sie mir, daß ich Sie anschnalle.«
    Der Commander prägte sich genau das Gesicht des kleinen, forschen Leutnants ein, das er nie mehr vergessen würde und setzte sich zurecht. Das Kapseldach schnappte ein. Eines Tages würde dieser vorlaute Kerl noch bedauern, ihn zurechtgewiesen zu haben. Er gab Van Dellen das Zeichen, und dieser winkte automatisch zurück. Sogar ein Lächeln schaffte er noch. Drei Matrosen paßten die Kapsel in das Katapultschloß.
    Pfummmmm!
    Sie schaukelte auf dem Wasser und paßte sich sofort dessen Farbe an. Grinnel zerrte am Hebel, der sie in Richtung Küste steuerte, und begann die Propellerkurbel zu drehen. Er drehte sehr schnell, denn in etwa fünfzehn Minuten würde sich die Kapsel mit allem Zubehör völlig auflösen. Wenn das geschah, mußte er also die Küste erreicht haben.
    Und an der Küste war er dann bis zum 15. Januar ganz allein auf sich gestellt. Erst ab dann waren seine Befehle genau spezifiziert.

 
3.
     
    Charles Orsino rutschte auf seinem Stuhl herum.
    »Ja«, sagte F. W. Taylor und lachte vergnügt. »Der Alte Amadeo und seine Kollegen wurden ›Kriminelle‹ genannt. Und wenn sie den Leuten Alkohol lieferten, ohne sich um Zölle und Steuern zu kümmern, dann hießen sie ›Schmuggler‹. Und ein Schmuggler war auch der, der billige Butter in den Süden und billige Margarine in den Norden lieferte. Straßenräuber hießen sie, wenn sie den Inflations- und Kriegsgewinnlern ihre ungerechtfertigten Gewinne und Waren abnahmen und sie zu vernünftigen Preisen an die Verbraucher lieferten.
    Ja. Sie waren Kriminelle. Und die Bankiers waren die Säulen der Gesellschaft.
    Diese Bankiers beherrschten die Gesellschaft, und wenn sie sprachen, waren sie die Stimme der ewigen Wahrheit. Es war Wahnsinn, sie herauszufordern, den Glauben an sie zu leugnen. Und doch waren sie vielleicht die beste Institution für ihre Zeit und ihre Ära ...«
     
    Vater Ambrosius kaute an einem Salzhering herum, wusch die Hände und kramte aus seinem Brustbeutel einen Gänsekiel und einen Pergamentbogen. Diesen reinigte er mit einem

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