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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Kornbluth
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verstoßen.«
    »Verdammt, aber das ist für das Syndikat doch eine Sache auf Leben und Tod!« fuhr Charles auf.
    »Nein, Charles. Für das Syndikat gibt es keine Sache auf Leben und Tod. Kommt es je soweit, dann ist das Syndikat schon tot, die Moral aufgelöst, der Glaube zerstört. Was bliebe, wäre nur noch die leere Schale eines Syndikats. Ich bin nicht befugt oder in der Lage zu sagen, ob das Syndikat noch lebt oder schon tot ist. Ich fürchte, es stirbt allmählich. Die auffällige Zunahme von Neurotikern ist ein Symptom. Wir können uns nicht hinter Söldnern zusammenducken, statt dem Volk zu vertrauen, das uns die Macht anvertraut hat. Das wäre nämlich auch ein Symptom. Dick Reiners Vorschlag und sein wachsender Bodengewinn dafür, die Regierung von den Meeren zu vertreiben, ist auch ein Symptom.
    Ich fürchte zwar, das Syndikat zerkrümelt unter unseren Füßen, und trotzdem ziehe ich den Status quo vor. Uns wird es jedenfalls noch aushalten. Wir schützen uns mit einer bewaffneten Handelsflotte und einer Miliz, und wenn die Bevölkerung zu uns hält, so reicht das. Zum Teufel, wir wissen doch nicht, was daraus wird, wenn wir das Syndikat, sein Leben und seine Haltung zu entwurzeln versuchen.
    Ich kann eine Kriegsflotte und eine Armee nicht aus dem Boden stampfen oder befürworten. Ich kann höchstens einem notorischen Kriminellen die Freiheit einschränken. Lest doch die Geschichte. Sie hat mich gelehrt, mich nicht einzumischen. Kein Mensch sollte sich für gescheit genug halten, dem Rad der Geschichte eine andere Richtung aufzwingen zu wollen.
    Wer wüßte schon, was er tut, wenn er nicht einmal den Grund dafür kennt? Gesegnet sei der Cro-Magnon-Mann, weil er den Bogen erfunden hat, verflucht deshalb, weil er ihn als Kriegsgerät mißbrauchte. Gesegnet seien die kleinen Sumerer für die Wunder an Schönheit in Gold und Lapislazuli, die sie geschaffen haben, verflucht seien sie dafür, daß sie die Magd einer toten Königin lebendig begraben haben. Gesegnet sei Shih Huang Ti für die Große Mauer, die er zur Abwehr der Barbaren aus dem Norden und der Kulturen aus dem Süden baute, verflucht dafür, daß er jedes Buch in China verbrennen ließ.
    Gesegnet sei schließlich der Pharao für den Frieden, verdammt für die Sklaverei. Gesegnet seien die Griechen für ihre Bevölkerungspolitik, die es ihnen ermöglichte, den Leuchtturm der Kultur im Westen zu errichten, verflucht seien sie für die Prostitution, die Sodomie und die Kolonisationskriege. Gesegnet seien die Römer für ihre Stärke, mit der sie jeden unvernünftigen Widerstand besiegten, verflucht aber seien sie für ihre Schwäche, die es ihnen nie ermöglichte, den blutigen Griff der etruskischen Wildheit zu lockern.
    Gesegnet seien die Juden, die Gott als Vatergestalt erschufen, aber verdammt seien sie dafür, daß sie ihn auf den Überlebenden eines chirurgischen Eingriffs reduzierten. Gesegnet seien die Christen, die jenen chirurgischen Eingriff abschafften, und verflucht seien sie dafür, daß sie dafür den Gewissensskrupel erschufen.
    Gesegnet seien die Seeleute, die dem hungernden Europa neue Welten öffneten, verflucht seien sie für die Syphilis, die sie von dort mitbrachten. Gesegnet seien die Rothäute, die den Mais als großen Lebenserhalter züchteten, verflucht aber dafür, daß der Mais den besten Boden aushungert. Gesegnet seien alle die, die mit Pinzette und Skalpell Qualen lindern, und verflucht seien sie für die zahllosen Monstren, denen sie damit zum Leben verhelfen.
    Gesegnet seien alle die, die im neunzehnten, zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhundert die großartigen Werke der Technik schufen, und verflucht seien sie dafür, daß sie dem Menschen damit die Lebensgrundlage entziehen.
    Wer weiß schon, was er tut, warum er es tut und wie die Konsequenzen aussehen werden?
    Sollen die Sozialwissenschaftler nur mit ihren Theorien herumspielen; bis heute konnten sie das Bevölkerungsproblem nicht lösen. Unsere Zivilisation wird genauso hinter den Horizont sinken und in der Dunkelheit untergehen wie zahllose andere Hochkulturen vor uns. Ich will nicht dafür reden, daß die Regierung vernichtet werden soll, daß wir die Mobsters beherrschen müßten. Eine solche Politik würde notwendigerweise zahllose unschuldige Menschen töten und ungeheures Leid verursachen. Ich werde daher – zitternd vor Angst – eine absolut defensive und sogar ziemlich lässige Miliz befürworten und beten, daß wir vor einem Aggressionskrieg

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