Schwarze Madonna
dann ja auch schleunigst abgehauen.«
Justus nickte. »Es war eben Pech, dass er sich so übel verletzt hat. Ich dachte auch, dass sie ihn eigentlich nur gehörig einschüchtern sollten.«
»Na, mich haben sie eingeschüchtert«, sagte Peter nachdrücklich. »Ich werde die ganze Nacht nur von Haien mit Clownsmasken träumen!«
Es dauerte eine Weile, bis sie die Laguna Street fanden. Es war eine schäbige, heruntergekommene Straße im Osten der Stadt. Fast alle Häuser waren mit Graffiti beschmiert, alle Fensterläden waren mit Vorhängeschlössern gesichert. Kein Mensch war zu sehen, aber verschiedentlich hörten sie Musikfetzen und Kindergeschrei durch die Fenster in den oberen Stockwerken. In einem Keller drosch jemand auf Töpfe und Deckel ein, übte offenbar für einen Wettbewerb unbegabter Schlagzeuger und hatte gute Chancen zu gewinnen.
Das Haus Nr.46 unterschied sich nicht von den anderen. Es hatte eine graue Vorderseite, die einschließlich der verriegelten Fensterläden graffitiverschmiert war – außer an den Stellen, wo der Putz samt Farbe abblätterte. Die Haustür war aus Holz und hatte keine Klinke, nur ein Schlüsselloch. Namensschilder gab es auch nicht. Justus versuchte es mit der untersten Klingel und der schrille Ton gellte unangenehm laut durch den Abend. Irgendwo begann ein Hund zu bellen, aber die Tür blieb geschlossen. Die anderen drei Klingeln brachten das gleiche Ergebnis.
Justus warf einen Blick auf Peter. »Hast du deine Dietriche dabei, Zweiter?«
»Ja, schon, aber ich glaube nicht, dass wir das tun sollten.«
»Wieso denn nicht? Es ist ein Notfall – schließlich hat José dich selber darum gebeten, die Madonna aus seiner Wohnung zu holen, bevor die Clowns es tun.«
Peter zögerte, zuckte dann mit den Achseln und zog sein Dietrichset aus der Tasche. Justus hatte ja Recht – wie immer. Aber das hieß noch nicht, dass es Peter auch gefallen musste. Ihm fiel nur leider kein logisches Gegenargument ein – auch wie immer.
Er probierte drei Dietriche aus. Der dritte passte. Es klickte, und die Tür öffnete sich mit einem Knarren. Die drei ??? traten ein, und Bob knipste die vorsorglich mitgebrachte Taschenlampe an.
Der Lichtstrahl fiel auf einen Haufen Kartons, leere Flaschen und Müllsäcke. Rechts gingen zwei Türen vom Hausflur ab, links führte eine Treppe nach oben. Bob leuchtete die beiden Türen an und schaute fragend zu Justus hin. Der Erste Detektiv nickte. Lautlos schlichen sie zur ersten Tür, und Peter hoffte nur, dass Justus sich eine sehr gute Erklärung zurechtgelegt hatte, falls sie plötzlich aufging.
Aber sie blieb geschlossen. Nach kurzem Suchen entdeckte Bob ein Namensschild: Gonzales . Sie schlichen zur nächsten Tür – und dort hatten sie Glück.
» J.S .«, flüsterte Justus. »José Santanda. Die Dietriche, Zweiter!«
»Warte!«, zischte Bob. »Die brauchen wir gar nicht. Die Tür ist offen!«
Sie erstarrten alle drei. Aber hinter der Tür rührte sich nichts. Justus gab der Tür einen sehr vorsichtigen Schubs und sie schwang knarrend nach innen auf. Der Lichtstrahl der Taschenlampe folgte ihr.
Einen Augenblick lang standen sie wie gelähmt da. Dann sagte Bob heiser: »Ich glaube, die Clowns waren doch schneller als wir.«
Einbruch mit Folgen
Die Wohnung war völlig verwüstet. Im Flur lag ein umgestürzter kleiner Schuhschrank. Die Garderobe war mitsamt den Haken aus der Wand gerissen worden und die Scherben des Spiegels knirschten unter den Schuhen der drei ???, als sie vorsichtig in die Wohnung schlichen. »Leise!«, wisperte Peter.
Im Schein der Taschenlampe bot sich ihnen ein hässliches Bild. Offenbar hatte José die Wohnung über Jahre hinweg renoviert, umgebaut und mit liebevoll ausgesuchten mexikanischen Truhen und Schränken eingerichtet, und jemand hatte sich die größte Mühe gegeben, das alles zu zerstören. Alle Schränke waren aufgerissen, die Schubladen eingetreten und ihr Inhalt auf den Boden geworfen worden. Die Sofapolster waren aufgeschlitzt, die Bücher aus dem Regal gerissen, die Regale umgeworfen. Alle Bilderrahmen waren zerschlagen, alle Bilder zerfetzt. Fernseher und Musikanlage waren nur noch eine Masse aus verdrehtem, zerbrochenem Elektroschrott. Über bloßen Vandalismus ging diese gezielte, brutale Zerstörung weit hinaus.
»Gib mir mal die Taschenlampe«, flüsterte Justus Bob zu und schlich auf eine Tür zu, die schief in den Angeln hing. Eine Diele knarrte unter seinen Füßen und alle drei erstarrten. Aber
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