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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sich die
ganze Zeit unter den Arm geklemmt hatte, zu Boden gefallen.
    „Was hast du da?“ fragte Tim. „Einen
Kunstkatalog?“
    „Speziell über Paperweights“, nickte
Karl.
    „Über was?“ fragte Klößchen.
    „Paperweights. Das ist englisch und
heißt Briefbeschwerer, wie du eigentlich wissen solltest.“
    Klößchen schüttelte den Kopf. „So ein
Blödsinn. Mir ist noch nie ein Brief weggeflogen. Wozu also sollte ich ihn
beschweren? Im Gegenteil! Manchmal soll er sogar fliegen. Zum Beispiel bei
Luftpost.“
    Karl seufzte. „Paperweights“, belehrte
er seinen dicken Freund, „sind äußerst nützlich, Willi. Das merkst du
spätestens dann, wenn du auf dem Schreibtisch 43 Briefblätter liegen hast und
plötzlich Durchzug entsteht — weil Tim Fenster und Türen aufreißt. Alle
Briefbögen fliegen. So schnell kannst du gar nicht hingrapschen.“
    „Du meinst also, ich stelle mir 43
Briefbeschwerer auf den Tisch?“
    „Zwei oder drei genügen. Denn Papier
kann man schichten. Im übrigen sind diese Paperweights Kunstwerke, wie du
siehst.“ Er hielt ihm den aufgeklappten Katalog hin. „Sammler gieren danach und
zahlen Höchstpreise. Bis zu 200 000 Mark für seltene Stücke. Jawoll!“
    „Echt wahr?“ staunte Klößchen. „Die
Dinger sehen aus wie gefüllte Glaskugeln.“
    „Das sind sie auch. Glaskugeln, massive,
an einer Seite abgeplattet, so daß sie stehen und nicht rollen. Ins Glas
eingeschlossen sind kleine Kostbarkeiten: künstliche Blumen, Bilder,
nachgebildete Tiere, Korallen und Phantasiefiguren.“
    „Von mir aus“, brummte Klößchen. „Wenn
ein Paperweight mit eingebauter Schokolade auf den Markt kommt, kannst du mir
Bescheid geben. Dann greife ich zu.“
    „Vergebt mal die Briefbeschwerer“,
sagte Tim, „und denkt an Claudia Tümmel. Wir fangen sofort an mit der Beschattung.
Aber da habe ich schon das erste Problem am Hals. Denn ich muß um 14 Uhr zu Dr.
Heilmann.“
    Claus Heilmann war der Arzt des
Internats. Er hatte seine Praxis in der Stadt, hielt aber im Zimmer der
Schulschwester einmal wöchentlich eine Sprechstunde ab.
    „Du siehst recht gesund aus“, meinte
Gaby. „Fehlt dir was?“
    „Du weißt doch, daß ich mir beim
Judotraining eine Rippe geprellt habe. Der Medizinmann besteht darauf, daß ich
bei ihm antanze. Sonst schreibt er mich krank für das nächste Judoturnier.“
    „Du bist also nicht dabei“, sagte
Klößchen, „falls Claudia sich um 14 Uhr oder später stadtwärts verkrümelt.“
    „Den ersten Teil der Beschattung müßt
ihr übernehmen. Ich stoße später dazu.“
    „Pustekuchen.“ Gaby formte einen runden
Mund und blies kräftig durch die Zähne. „Ich gehe gleich nach dem Mittagessen
zu Elsa Kranig.“
    „Wer ist das?“
    „Eine nette Dame. Das heißt, Dame ist
sie erst in letzter Zeit. Vorher war sie Kriminalinspektorin, eine Kollegin
meines Vaters. Eine sehr tüchtige. Und außerdem eine Schulfreundin meiner
Mutter.. Deshalb besteht ziemlich enger Kontakt zwischen Elsa und meinen
Eltern. Ihren Beruf hat sie freilich schon vor drei Jahren an den Nagel gehängt
— und einen Industriellen geheiratet: Johannes Ruprecht Kranig, den bekannten
Seifenhersteller. Mit Mädchennamen hieß Elsa nicht Kranig, sondern... Jetzt
habe ich’s vergessen. Die Ehe dauerte leider nur zwei Jahre. Elsas Mann ist mit
seinem Sportflieger abgestürzt. Elsa lebt nun als reiche Witwe und überlegt, ob
sie wieder zur Kripo zurückgehen soll.“
    „Und was willst du bei ihr, der Witwe?“
    „Sie hat mich eingeladen.“
    „Hm.“ Tim bog und drückte die Finger
seiner rechten Hand. „Dann bleibt die Beschattung also an euch hängen“, wandte
er sich an Karl und Klößchen.
    „Wir werden unser Bestes tun“, nickte
Karl.
    „Und was wird aus meinen
Extraportionen“, seufzte Klößchen, „wenn die Tümmel hier ihren Job verliert?“

2. Dampfnase verwählt sich
     
    Den halben Vormittag hatte er versucht,
seine Komplicen zu erreichen. Aber Paul Frese, der Drücker, und Knobel, genannt
Schöner Detlef, schliefen wohl noch. Jedenfalls nahm keiner den Telefonhörer
ab.
    Richard Beize, der auf den Spitznamen
Dampfnase hörte, zuckte die Achseln. Dann eben nicht. Zwar hatten sie
vereinbart, alle Coups und Vorhaben miteinander abzusprechen. Aber bei
Einzelgängern wie ihnen funktionierte das ohnehin nur selten.
    Beize strich sich über die Stirnglatze.
Nicht mehr lange — und sie würde bis zum Hinterkopf reichen. Sein fahlblonder
Haarkranz hing lang auf den Kragen.

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