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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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schreiben. Nein, das Paket ist hochgefährlich.
Wie ein Kernkraftwerk mit Löchern in der Mauer. Leg es in den Giftschrank! Im
Institut ist heute nachmittag niemand. Wohl oder übel — wir müssen das Paket in
der Praxis lassen. Wie? Natürlich, wir fahren nachher zu Graf Glorithurn. Das
Gefidel lassen wir uns doch nicht entgehen. Tschüs. Ja, ich dich auch,
Elsedore.“
    Er legte auf.
    Hinter der Hornbrille schoben sich die
Brauen zusammen. „Elsedore, der Liebling, ist vermutlich Ihre Gemahlin?“ fragte
Tim respektlos.
     
    „Was?“ schreckte Heilmann aus seinen
Gedanken. „Ja, wer denn sonst? Dachtest du, meine Helferin?“
    „Gerade das dachte ich nicht.
Entschuldigen Sie, daß ich mitgehört habe. Es ließ sich nicht vermeiden. Sie
sind also eingeladen zu dem Schloßkonzert — heute abend.“
    Heilmann hob die Brauen. „Kannst du
Gedanken lesen?“
    „Ich kann eins und eins zusammenzählen.
Daß Graf Glorithurn heute abend auf Schloß Glorithurn zu Geldern und Knack zu
einem Schloßkonzert einlädt, hat sich rumgesprochen. Sie, Herr Doktor,
geruhten, diese Darbietung als Gefidel zu bezeichnen. Ihre Gemahlin ist
sicherlich der musikalische Teil in ihrer Zweierbeziehung. Nett, daß Sie
mitgehen.“
    „Ich muß. Es sind über hundert
Kilometer bis zum Schloß. Meine Frau ist dämmerungsblind. Sie sieht nicht gut
im Zwielicht. Nur am hellichten Tag und nachts lasse ich sie ans Lenkrad.“
    „Dr. Freund ist auch eingeladen, wie
ich hörte.“
    Tim sprach vom Direktor des Internats.
    Heilmann nickte. „Ich weiß.“
    Er trat zu Tim und begann, dessen
rechten Lungenflügel abzuhorchen.
    „Das hatten wir schon“, sagte der
TKKG-Häuptling. „Sie haben mir bescheinigt, ich hätte die Lunge eines
Rennpferdes.“

    Heilmann legte zwei Finger an die
Stirn. „Das Paket aus Kalkutta macht mich nervös. Ich bin unkonzentriert. Wir
wollten die Wirbelsäule ansehen.“
    Während das geschah, fragte Tim:
„Lassen Sie sich indischen Tee schicken? Ich trinke ihn auch sehr gern.“
    „Keinen Tee. Das Paket... Jetzt tief
einatmen. Dreh dich nach rechts! Das Paket kommt von unserem indischen
Partner-Institut. Jetzt nach links! Sehr gut!“ Er klatschte Tim auf den Rücken.
„Erhalt dir deine Wirbelsäule! Du bist gewachsen wie ein Baum.“
    „Tropenkrankheit und asiatische
Seuchen“, nickte Tim. „Verstehe! Daß schwarzer Tee nicht so hochgefährlich wie
ein Kernkraftwerk mit Löchern ist, habe ich mir doch gleich gedacht.“
    Heilmann zog sich hinter den
Schreibtisch zurück und trug auf Tims Karteiblatt ein.
    „Weißt du, was das Paket enthält“,
murmelte er dabei. „Ein Gefäß mit einer Nährlösung. In der befinden sich
lebende Bakterien, und zwar von den Schwarzen Pocken — im Volksmund wird’s
Schwarze Pest genannt. Es handelt sich um eine neue Variante (Abart) der
gräßlichen Seuche, die nicht umsonst als Geißel der Menschheit galt. Die neuen
Bakterien besitzen die Eigenschaft, sich ungeheuer schnell zu vermehren. Die
Todesrate unter den Erkrankten ist enorm hoch. Aber wir sind dabei, ein
Gegenmittel zu entwickeln. Für meine Arbeit am Institut brauche ich die
Bakterien, die mir jetzt zugeschickt werden. Natürlich sollte das Paket nicht
an meine Privatadresse geschickt werden — sondern ans Institut.“
    „Ist das nicht gefährlich, Bakterien
einfach so auf die Reise zu schicken.“
    „Die Nährlösung ist in einem luftdicht abgeschlossenen,
absolut unzerbrechlichen Gefäß verpackt. Da kann nichts passieren.“
    „Und wenn’s jemand öffnet?“
    „Auf dem Gefäß sind Warnungen
angebracht — auf englisch, indisch, französisch, deutsch und... na, das reicht
doch. Außerdem ist die Sendung ja angekommen, zufrieden?“
    Tim grinste. „Ein gottverdammter
Leichtsinn, würde ich sagen.“
    „Peter Carsten, du bist eine
Nervensäge.“
    „Ich weiß. Wenn ein Jugendlicher
Erwachsenen sagt, daß sie Mist bauen, ist er entweder dumm, frech, vorlaut,
altklug oder eine Nervensäge.“
    Heilmann lehnte sich zurück. „Wenn die
Post wüßte, was sie manchmal befördert, würden die Zusteller streiken. Du
kannst dich anziehen.“
    Tim krabbelte mit Kopf und Armen in T-
und Sweat-Shirt. „Ich bin also gesund?“
    „Es ist schon unanständig, so gesund zu
sein. Für uns Ärzte bist du ein Schreckgespenst.“
    „Für deutsche Ärzte vielleicht“, lachte
Tim, „für chinesische wäre ich eine Geldquelle.“
    „Wie meinst du das?“
    „Na, weil doch dort die Medizin
andersherum funktioniert, wie

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