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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Bergstation und bat, vorsichtig damit umzugehen. Anschließend ging Kreuthner Ski fahren. Die schwarze Piste der ehemaligen Herrenabfahrt war bei durchschnittlichen Skifahrern gefürchtet, bei den guten aber ein Geheimtipp. Man konnte sie nur befahren, wenn es frisch geschneit hatte. Denn sie wurde nicht gewalzt, und bereits nach wenigen Tagen war sie so ramponiert, dass sie auch besseren Fahrern kaum noch Freude bereitete.
    An diesem Tag fiel die meiste Zeit flockiger Schnee vom Himmel. Nur mittags tat sich für zwei Stunden ein Wolkenloch auf, und Kreuthner konnte auf der Terrasse des Wallberghauses das eine oder andere Weißbier genießen. Und wie er in der Sonne saß und über die Berge nach Süden schaute, hinüber zum Blankenstein und weiter hinten zur Halserspitze und links davon zum Felsmassiv des Guffert und ganz weit hinten zu den Gletschern der Zillertaler Alpen – da hörte er eine dünne weibliche Stimme. »Ist da noch frei?«
    Am Tisch stand eine Frau von etwa fünfunddreißig Jahren. Ihr Skioverall war vor vielen Jahren in Mode gewesen, jetzt aber alt und abgetragen, die Skischuhe ebenso. Die Haare hellblond, mittellang und dünn, das Gesicht war weiß mit vollen Lippen, nicht ins Auge springend schön, doch auf den zweiten Blick ansprechend. Sie schien in sich gekehrt und sah Kreuthner an, als fürchte sie ernsthaft, dass er sie nicht Platz nehmen ließe. In der Hand hielt sie ein Tablett, darauf ein Teller Pommes frites, eine Plastikflasche Wasser ohne Kohlensäure und eine Gabel.
    »Hock dich her. Is noch alles frei«, sagte Kreuthner und zog sein Weißbier an sich, denn die Frau machte einen ungeschickten Eindruck. Die Vorsicht erwies sich als berechtigt. Beim Hinsetzen verhakte sich ein Skischuh der Frau zwischen Tisch und Bank, und das Tablett fiel ihr aus der Hand, woraufhin sich die Pommes über den Tisch verteilten. Die Frau entschuldigte sich hektisch und begann, die Kartoffelstreifen aufzusammeln. Sorgsam reihte sie sie nebeneinander auf dem Teller auf. Als die verfügbare Fläche belegt war, legte sie die nächste Schicht gitterförmig auf die untere.
    »Machst du des immer mit deinen Pommes«, erkundigte sich Kreuthner, nachdem er ihr eine Weile zugesehen hatte.
    »Ich hab’s gern ordentlich«, sagte die Frau und steckte sich nachdenklich ein Pommes-Stäbchen in den Mund. Dann stapelte sie weiter.
    »Okay …« Kreuthner nahm einen Schluck Weißbier und wandte seinen Blick nach Süden zum Horizont. »Die Bratwurst hier is auch net schlecht. Da musst net so viel ordnen.«
    »Das mag sein. Nur … ich bin Vegetarierin.«
    Kreuthner betrachtete die Frau mit einer Mischung aus Neugier und Erstaunen. Noch nie in seinem Leben hatte Kreuthner einen leibhaftigen Vegetarier getroffen, jedenfalls keinen, der es zugegeben hätte. »Echt? Gar kein Fleisch?«
    Die Frau hatte drei Pommes frites sorgfältig nebeneinander auf die Gabel gespießt und biss von allen gleichzeitig ab. »Ist das schlimm?«, fragte sie.
    »Nein, nein. Ich denk mir nur …« Kreuthner sah sie an, als würde ihr Gras aus den Ohren wachsen. »Aber Hendl schon, oder?«
    »Ist auch Fleisch.«
    Kreuthner nickte und dachte über das eigenartige Weltbild der Vegetarier nach, während die Frau ihre Pommes in Dreierreihen verspeiste. So vergingen einige Minuten in Stille.
    »Super Tag heut, oder?«, sagte Kreuthner schließlich, um irgendetwas zu sagen.
    »Ja, super«, sagte die Frau und mühte sich mit dem Verschluss der Wasserflasche ab. Kreuthner fragte, ob er behilflich sein könne. Doch die Frau schüttelte den Kopf.
    »Ich bin der Leo«, sagte Kreuthner.
    »Ich heiße Daniela.« Die Frau lächelte verdruckst und trank mit hochgezogenen Schultern aus der Wasserflasche, die sie endlich aufbekommen hatte.
    »Da drüben in der Wolfsschlucht«, Kreuthner deutete nach Süden auf die Blauberge, die im Gegenlicht als dunkler Schattenriss erkennbar waren, »da ist mein Opa umgekommen.«
    »Im Gewitter?« Daniela dachte vielleicht an die Stelle im
Brandner Kaspar,
wo Marei auf der Suche nach ihrem Liebsten in der Wolfsschlucht den Tod findet.
    »Na, war a schöner, sonniger Tag. Aber er hat an gewilderten Hirsch am Buckel g’habt. Der hat ihn in die Tiefe gerissen. Mein Opa hat einfach net auslassen wollen, verstehst?«
    »Ja, so was passiert, wenn man grundlos Tiere tötet.« Sie stocherte die letzten Pommes auf ihre Gabel. »Entschuldigung. Ich wollte damit nichts gegen deinen Großvater sagen.«
    »Des war a Sechzehnender. Der is

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