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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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hatte kein x-beliebiges Messer benutzt, sondern eine Art Dolch mit einer langen, gezackten Klinge, wie man ihn für die Unterwasserjagd verwendet. Genau die Sorte, die bei Beatrice Filangeri beschlagnahmt worden war.
    Keine Spuren dagegen waren auf der Verpackung der Einwegkamera und auf dem Foto sichergestellt worden.
    Warum hatte der Täter den Ort des Verbrechens fotografiert? Und das immer wieder? Mit Sicherheit hatte er Aufnahmen von den Morden an Vater, Mutter und Tochter Innocenti gemacht. Und vielleicht hatte er auch in den Cappelle fotografiert.
    Welche Verbindung gab es da?
    Das Erste, was dem Commissario in den Sinn kam, war, dass der Täter auf der Suche nach Lustgewinn handelte – er genoss seine Taten, sie erregten ihn, er wollte sie im Bild festhalten. Möglicherweise arbeitete er auch im Auftrag anderer und hatte die Fotos geschossen, um die Erledigung der Morde zu beweisen. Oder, noch eine Hypothese, er wollte die Intelligenz derjenigen herausfordern, die hinter ihm her waren.
    Und was, wenn alle drei Motive galten?
    Immerhin bestätigte dieses Detail die These, dass es sich um ein und dieselbe Person handelte.
    Sicher, es kam selten vor, dass Verbrecher ihre Taten an die große Glocke hängten, besonders, wenn sie mehrmals im selben geografischen Gebiet zuschlugen. Dieser Fall war wirklich seltsam.
    Nun wurde es höchste Zeit, die nicht wiederholbaren Labortests durchzuführen.
    Ferrara rief den Staatsanwalt an, um ihn an die Ausstellung der entsprechenden Anordnung zu erinnern.
    »Ich schicke sie Ihnen morgen früh«, versprach Vinci.
    Ferrara war mittlerweile davon überzeugt, dass die Taten weder das Werk eines Verrückten noch das eines Triebtäters oder Sadisten waren, wie man vermuten könnte, wenn man die Morde an Giovanna Innocenti und Silvia De Luca für sich betrachtete. Und auch nicht das einer ausländerfeindlichen Gruppierung, wie jemand mit dem Anruf bei der Nazione hatte glauben machen wollen. Das war nur ein Ablenkungsmanöver gewesen. Nein, diesen Morden musste eine gewisse Logik innewohnen – eine Logik, die höchstwahrscheinlich auf die Innocentis zurückwies.
    Dennoch fehlte immer noch das Motiv.
    Geld?
    Rache?
    Oder beides?
    129
    MÜNCHEN
    Es war ein warmer, beinahe hochsommerlicher Tag. In der Stadt herrschte an diesem verkaufsoffenen Sonntag ein geschäftiges Treiben.
    In den Cafés am Marienplatz drängten sich die Leute um die Tische im Freien. Die Touristen starrten zum Turm des neuen Rathauses hinauf. Es war kurz vor Mittag, und sie begannen, sich um die Säule mit der vergoldeten Marienstatue an der Spitze zu scharen und auf den Beginn des Glockenspiels mit seinen mechanischen Figuren zu warten. Diese stellten den Schäfflertanz dar, mit dem die Pest hatte abgewehrt werden sollen, sowie ein berühmtes Turnier, das im Jahr 1568 auf dem Platz stattgefunden hatte. Ein Schauspiel, das nicht nur die Kinder, sondern auch deren Eltern begeisterte.
    Um eine bessere Sicht zu haben, ging Leonardo Berghoff in die gegenübergelegene mehrstöckige Buchhandlung Hugendubel. Mit dem gläsernen Aufzug fuhr er in die oberste Etage, von der aus man die kleinen Figuren mit den Händen greifen zu können meinte. Sobald sie sich zu den Glockentönen zu drehen begannen, knipste Leonardo Berghoff eine Reihe von Fotos und erinnerte sich daran, wie Ingrid ihn als Kind manchmal hierhin mitgenommen hatte. Zuerst bewegten sich die Figuren in der oberen Reihe: zwei Männer zu Pferd, die mit aufgerichteten Speeren aneinander vorbeizogen. Dann tanzten die in der unteren Reihe, indem sie sich um sich selbst drehten, während eine Figur in der Mitte die Arme hob und den Tanz dirigierte.
    Weil es so ein schöner Tag war, ging Leonardo Berghoff anschließend in den Englischen Garten. Dort beobachtete er eine Weile die Surfer, die es mit dem wilden Wasser des Eisbachs aufnahmen, dem kleinen, aber reißenden Isar-Zufluss, der ihnen das weit entfernte Meer ersetzen musste.
    Berghoff blieb in der Nähe der Brücke stehen, wo zwei wild strömende Arme zusammenflossen und einen kleinen Wasserfall bildeten. Die Surfer in ihren Neoprenanzügen waren die reinsten Akrobaten.
    Am nächsten Tag würde er die Frau besuchen, die er viele Jahre lang für seine Mutter gehalten hatte.
    Es würde das letzte Mal sein.
    13.00 UHR
    Auf dem kleinen Fernseher begannen die Nachrichten.
    Die ersten Bilder kamen aus dem Krieg in Afghanistan. Dort waren die Soldaten der Friedenstruppen darum bemüht, den Demokratieprozess zu

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