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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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besonders vertrauten Umgang miteinander, haben bloß Guten Tag und Guten Abend gesagt.«
    »Verstehe. Und was macht dieser Leonardo beruflich?«
    »Warum all diese Fragen? Hat er etwas angestellt?«
    »Nein, nichts. Wir haben nur einen verlorenen Gegenstand gefunden, der nach unseren Hinweisen ihm gehören könnte«, fabulierte Teresa in möglichst überzeugendem Ton.
    »Ach so. Aber ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen. Kommen Sie ein andermal wieder, in ein paar Tagen. Falls ich ihn vorher sehe, sage ich ihm, dass er sich bei der Polizei melden soll.«
    »Und was ist er von Beruf?«, beharrte Teresa.
    »Was weiß ich! Doch wenn Sie meine Meinung hören wollen, hat er keinen.«
    »Und wovon lebt er?«
    »Auch das weiß ich nicht.« Nun erschien ein spöttisches Lächeln auf dem Gesicht des Alten. »Eigentlich ist es Ihre Aufgabe, das herauszufinden, meinen Sie nicht? Heutzutage gibt es eine Menge Leute, auch auf dieser Piazza hier, die von morgens bis abends Däumchen drehen und trotzdem wie ein Krösus leben. Es ist nicht mehr wie zu meiner Zeit …«
    »Ja, schon gut. Vielen Dank«, schnitt Teresa ihm schnelldas Wort ab. »Sollten Sie ihn sehen, rufen Sie mich bitte an, ohne ihm etwas zu sagen«, bat sie noch und gab ihm ihre Visitenkarte.
    Der Mann schüttelte den Kopf und lächelte sie wieder an. »Verstehe!«
    Dann kehrten die Beamten zur Dienststelle zurück.
    Alle, bis auf einen, der sich mit dem Rücken zur Kirche auf der Piazza postierte und das Haus beobachtete.
    127
    Unterdessen spielte sich in der Carabinieri-Station in der Via Borgognissanti ein Drama ab.
    Sara Genovese war in die Enge getrieben worden und hatte zugeben müssen, dass sie die Verfasserin des anonymen Briefes war. Sie habe das schweren Herzens und nur aus Liebe zu ihrer Freundin getan, hatte sie unter Tränen erklärt. Dann hatte sie Stein und Bein geschworen, dass Giovanna ihr nie etwas von der Absicht erzählt hatte, ihr das gesamte Vermögen zu vererben. Die Nachricht habe sie selbst völlig überrascht, hatte Sara Genovese mehrmals betont, um ihren Worten mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen.
    Inzwischen waren ihre Augen geschwollen und stark gerötet. Sie trank einen Kaffee, während Gori und Surace sie aufmerksam beobachteten. Die beiden Beamten waren überzeugt, dass dies der richtige Zeitpunkt war, um ihren Widerstand zu brechen.
    »Signora, kennen Sie einen gewissen Umberto Bartolotti?«, fragte Gori, nachdem die Zeugin ihren Becher auf dem Schreibtisch abgestellt hatte.
    »Umberto wer?«, entgegnete sie und starrte ins Leere.
    »Der Ingegnere.«
    Schweigen antwortete ihnen.
    Sara Genovese wirkte wie in Trance. Sie konnte nicht klar denken. Es war alles zu viel für sie. Dann noch dieses Verhör, das ihr so zusetzte! Sie fühlte sich leer und kraftlos.
    »Schauen Sie mal!«, forderte Gori sie auf und zeigte ihr ein Passbild von Bartolotti. »Sagt Ihnen dieses Gesicht etwas?«
    Sie beugte sich weit vor, als sähe sie plötzlich nur noch verschwommen, und bewegte dann kaum merklich den Kopf.
    »Heißt das ja?«, bohrte der Maresciallo nach.
    »Ja«, flüsterte sie.
    »Dann sagen Sie mir bitte, woher Sie ihn kennen und in welcher Beziehung Sie zu ihm stehen.«
    »Ich muss mal auf die Toilette. Darf ich?«
    Surace begleitete sie und kam nach rund zehn Minuten mit ihr zurück. Sie hatte ziemlich lange gebraucht, offenbar weil sie sich auch das Gesicht gewaschen und die letzten Make-up-Spuren beseitigt hatte.
    »Ja, ich kenne ihn«, sagte sie, als sie sich wieder setzte, noch blasser als zuvor.
    »Dann erzählen Sie mal!«
    Mit bebender Stimme berichtete Sara Genovese, dass es sich um eine alte Bekanntschaft handelte. Als Kind war sie aufgrund des schlechten Verhältnisses zwischen ihren Eltern, die sie vernachlässigt hatten, vom Vormundschaftsgericht einem privaten Betreuungszentrum für Kinder und Jugendliche auf dem landwirtschaftlichen Gut von Umberto Bartolottis Vater anvertraut worden. Dort hatte sie andere Mädchen kennengelernt, mit denen sie häufig gespielt hatte.
    An dieser Stelle stockte sie und begann wieder zu weinen.
    Eine lange Pause folgte, und Gori war mehrmals versucht,sie zum Weitersprechen zu drängen, doch er hatte ein Herz und hielt sich zurück.
    Nach einer Weile fuhr sie von selbst fort. »Wir sind fast alle sexuell missbraucht worden«, sagte sie leise und sah sich nervös um, als wollte sie sichergehen, dass nur die beiden Carabinieri sie hörten.
    »Von Umberto?«, hakte der Maresciallo nach.
    »Nein, er

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