Schwarze Schmetterlinge
ist der Rauch in die Wohnungen gesogen worden. Bei einem Feuer fungiert jede Wohnung als eine Art Brandzelle. Sie können einem Feuer ungefähr dreißig Minuten lang widerstehen. Doch wenn ein Brand im Lüftungsraum ausbricht, dann ist der Feuerplan außer Funktion gesetzt. Das darf nicht passieren. Der untere Teil mit dem Warenhaus und der Garage verfügt über einen Feuermelder und ein Sprinklersystem, doch das trifft nicht auf die Wohnungen zu.«
»Sie sagen, dass so etwas nicht passieren darf. Aber offensichtlich ist genau das in dieser Nacht geschehen. Wer ist verantwortlich für den Brandschutz? Gibt es einen Hinweis auf Brandstiftung?«
»Das werden die Ermittlungen zeigen.«
»Gibt es einen Verdacht, dass es sich um denselben Täter handeln könnte wie bei den anderen Bränden?« Das Mikrofon des Reporters wurde dem Polizeisprecher unter die Nase gehalten.
»Darüber können wir derzeit noch nichts sagen.«
»Die Polizei sucht aber immer noch nach der falschen Ärztin Rebecka Moberg.«
»Ja, es ist uns an Hinweisen aus der Bevölkerung gelegen, die unsere Ermittlungsarbeiten erleichtern können.«
»Es scheint ein Mensch im Fahrstuhl an der Fassade des Hochhauses zu hängen. Sieht aus wie eine Frau. In welchem Zustand befindet sie sich? Lebt sie überhaupt noch?«
»Bitte nehmen Sie von dieser Frage vorerst Abstand.« Der Sprecher zeigte mit einer Geste, dass er derzeit auf keine weiteren Fragen mehr antworten würde.
Arvidsson schaltete den Fernseher aus und blieb dann am Fenster stehen, wo er ohnmächtig ins Nichts starrte. Der Raureif auf der asphaltierten Straße glitzerte im Licht der Laterne und funkelte in den langen, durchsichtigen Grashalmen der Wiese. Noch ein Menschenopfer, makaber in einem Fassadenfahrstuhl platziert. Sollte denn der Albtraum niemals ein Ende haben?
Er konnte die Vorstellung, das Bett mit einer Frau geteilt zu haben, die zu solchen Taten fähig war, unmöglich akzeptieren. Vor seinem inneren Auge sah er sie wie ein Kind zusammengerollt und mit der Decke bis unter die Nase gezogen schlafen. Sollte all das, was sich auf dem Fernsehbildschirm vor ihm abspielte, von Felicia begangen worden sein? Die Erinnerung an den leblosen Körper von Bella Svanberg verursachte ihm Übelkeit. Und doch hatte er keine andere Wahl, er musste an sie als seine Felicia denken. Im Traum konnte er sich vorbehaltlos hingeben, im Wachzustand wehrte er sich. Felicia, was hast du getan? Kann man von der Arbeit in der Krankenpflege so verhärtet werden, dass ein Menschenleben mehr oder weniger keine Rolle mehr spielt? Was geschieht mit einem Menschen, der die ganze Zeit seine Gefühle abschalten muss, um effektiv arbeiten zu können? Kann man den Zustand kühler Objektivität auch in anderen Situationen hervorrufen? Er wusste es nicht.
Per Arvidsson nahm sich zusammen und wählte die Nummer seiner Kollegin Lena Ohlsson. Bestimmt hatte sie auch für den Kontakt mit ihm einen Maulkorb angelegt bekommen. Aber es war einen Versuch wert.
»Polizeiinspektorin Lena Ohlsson.« Er mochte ihre Telefonstimme. Sie schien nicht erstaunt darüber, dass er anrief. »Ich habe mir schon gedacht, dass du es bist.«
»Ich habe gerade von dem Brand gehört. Die Frau im Fassadenaufzug, ist sie das nächste Opfer? Ist sie tot?«, fragte er. Ein seltsam schnaufendes Geräusch am anderen Ende drang in sein Ohr. »Weißt du was davon? Was ist denn, Lena, weinst du? Oder lachst du?« Er merkte, wie er wütend wurde. »Jetzt antworte mir doch, zum Teufel! Ich muss es wissen!«
»Erinnerst du dich, dass wir an deinem letzten Arbeitstag eine Anzeige wegen Diebstahls einer Schaufensterpuppe reingekriegt haben?«
»Was hat das denn mit der Sache zu tun? Begreifst du denn nicht, was ich hier durchmache? Begreifst du nicht, wie sich das anfühlt, von der Arbeit ausgeschlossen zu sein? Nichts zu hören?«
»Entschuldige, Per. Die Frau im Fassadenaufzug ist eine Schaufensterpuppe mit Polizeiuniform und blonder Perücke. Jemand hat sich einen Scherz mit uns erlaubt. Die Medien haben die Information inzwischen auch erhalten, sie werden sie in der nächsten Sendung bringen.«
»Gibt es einen Beweis dafür, dass Felicia die Täterin war? Oder besser gesagt, spricht irgendetwas dafür, dass sie es nicht war?« Er schloss die Augen und wartete auf die Antwort.
»Du weißt, dass ich keine Informationen an dich weitergeben darf …«
»Ich bitte dich, Lena. Ich werde dein Vertrauen nicht missbrauchen. Gibt es wieder eine Botschaft,
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