Schwarze Schmetterlinge
waren kunstvoll aufgesteckt und brachten die klaren Gesichtszüge und die großen braunen Augen zur Geltung. Das Licht fing sich in ihren Augen und den kleinen glitzernden Ohrringen. Er stellte sich vor und erklärte sein Anliegen.
»Mein Name ist Elaine Fernström. Und Sie heißen Per Arvidsson? Darf ich Sie zu einem Getränk einladen, während wir reden? Ein kleiner Whisky vielleicht? Es ist draußen so kühl geworden. Morgan hat mir erzählt, dass er heute Morgen die Scheiben freikratzen musste. Sagen Sie, wäre es unverschämt, Sie zu bitten, den Kamin für mich anzuzünden? Ich bin ein wenig verfroren. Das ist so, wenn man im Rollstuhl sitzt.«
»Was haben Sie denn, womit ich Feuer machen könnte?« Er sah sich im Wohnzimmer nach Streichhölzern um. Sie machte eine Bewegung zu einem kleinen braunen Tisch direkt am Kamin. Dort lagen ein Kartenspiel und ein Feuerzeug.
»Ich unterhalte mich an solchen Abenden gern mit einer Patience. Es ist einsam, wenn Morgan auf Geschäftsreise ist. Nach wem haben Sie doch gleich gefragt? Nach Felicia? Lassen Sie mich raten. Sie sind ein Paar. Sie mietet eine Wohnung von uns, meinen Sie?«
Er antwortete mit einer Kopfbewegung, die je nach Wunsch interpretiert werden konnte. Er hatte eine Notlüge vorbereitet, dass sie verreist sei und er ihre Blumen gießen müsse, aber irgendetwas an der Frau ließ ihn von der Lüge Abstand nehmen.
Sie sah ihn erstaunt an. »Sie meinen, ich müsste wissen, von wem Sie sprechen?«
»Nach dem, was sie mir erzählt hat, müssten Sie recht eng befreundet sein.« Per war erstaunt. Immerhin hatte Felicia der Frau das Leben gerettet. Aber vielleicht war auch das nur eine weitere Lüge gewesen, um eine weniger schmeichelhafte Wahrheit zu verbergen.
»Felicia, nein, seit meiner Kindheit habe ich von keiner Felicia gehört. Damals gab es ein Mädchen auf dem Nachbarhof, die hieß Felicia. Sie bekam Kinderlähmung.«
»Sind Sie während derselben Epidemie erkrankt?«
»Wie meinen Sie das? Nein, ich habe niemals Kinderlähmung gehabt. Ich leide an starkem Gelenkrheumatismus.«
Per schwieg. Offensichtlich hatte Felicia über ihre Beziehung zum Ehepaar Fernström gelogen. Aber warum? Stimmte es, was Pernilla angedeutet hatte, dass Felicia Fernströms Geliebte war?
Er zündete ein zusammengeknülltes Stück Papier an und steckte es unter die Holzscheite. Schnell loderte ein Feuer und warf seinen flackernden Schein ins Zimmer, spielte auf Elaines Gesicht, das manchmal aufschien und dann wieder in den Schatten fiel. Ihm wurde bewusst, wie intensiv sie ihn beobachtete, und er errötete. Um ihrem eindringlichen Blick auszuweichen, drehte er ihr den Rücken zu. Erst jetzt bemerkte er die beiden Gläser, die auf dem Couchtisch standen. Der Whisky war schon eingeschenkt.
»Haben Sie auf jemanden gewartet?«, fragte er und reichte ihr das eine Glas.
»Vielleicht«, erwiderte sie. »Vielleicht ist das ganze Leben ein Warten auf das Bessere, das niemals eintrifft.« Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu, ohne wirklich zu begreifen, was sie meinte.
»Es gibt noch ein kleines Problem, abgesehen davon, dass ich nicht in die Wohnung komme«, sagte er und nippte am Whisky. »Felicia hat vergessen, mir die Adresse zu geben. Ich bin niemals bei ihr zu Hause gewesen. Das klingt komisch, aber so ist es.« Während sie redeten, hatte Elaine die Karten vor sich in einem Kreis auf dem Tisch ausgelegt. Nachdenklich drehte sie eine nach der anderen um.
»Felicia, jetzt verstehe ich. Sie haben sich gestritten, nicht wahr?« Er nickte. Ihm war, als würde sie direkt in ihn hineinsehen. Ihr Gesicht kam näher, und die Augen wurden noch größer. »Sie lieben sie sehr, das merke ich. Vielleicht zu sehr. Sie trägt an schweren Geheimnissen. Wie Sie wissen, verlangt die Liebe Wahrheit. Das ist mit Schmerzen verbunden und bedeutet einen Konflikt für sie. Liebe zu wagen heißt Gefühle zuzulassen, und ihre Gefühle sind verbannt gewesen. Sie will nicht, dass Sie sie so sehen müssen, wie sie ist, und sie will auch nicht, dass Sie erfahren, was sie getan hat. Mein Rat ist, lassen Sie sie in Ruhe. Das ist ihr Wunsch. Aber die Entscheidung liegt bei Ihnen. Morgan hat einen Schlüssel zu der Wohnung, von der Sie sprechen.« Elaine Fernström rollte durchs Zimmer, blieb vor dem Bücherregal stehen und zog eine Schublade heraus. »Das ist das Adressbuch meines Mannes. Ich habe lange überlegt, ob sie es sein könnte. Hier haben Sie Ihre Wahrheit. Sie bekommen die Anschrift.
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