Schwarze Sonne Afrika
abgezogen waren, sagte er zu Njelle:» O Njelle! Ich höre, daß draußen Krieg ist und nun sitze ich hier tatenlos bei einer Frau! Ach Njelle, wenn ich doch nur ein Pferd hätte!« Njelle sagte: »Höre, es sind hier am Königshof zwei herrliche Pferde, eines hat sieben, das andere hat zehn Sklaven gekostet. Geh hin und wähle eines aus.« Gossi ging hin und wählte ein Pferd aus. Er kam zurück und sagte: »Ach, Njelle, wenn ich nun noch ein gutes Gewehr hätte!« Njelle hattealle Schlüssel über alle Vorratshäuser. Sie zeigte ihm, wo der Speicher mit den Gewehren sei. Er ging hin und nahm aus dem Haufen von fünfzig eine Doppelbüchse heraus. Njelle zeigte ihm, wo der Speicher mit dem Pulver und den Kugeln sei. Sie sagte zu Gossi: »Nimm dir nur viel Pulver und Kugeln mit!« Gossi sagte: »Ich brauche nur für zwei Schüsse, um uns hier zu befreien.« Er lud und sagte: »Guten Weg, Njelle.« Njelle sagte: »Guten Weg, Gossi!« Inzwischen war es dem Heerhaufen des Königs Hamadi sehr schlecht ergangen. Die Feinde waren mit großer Macht herangekommen und hatten die Fulbe so gut wie zurückgedrängt. Nun waren zwei kühne Helden unter den Truppen des Feindes, die hatten es darauf abgesehen, den König Hamadi zu töten oder gefangen zu nehmen. Der eine hatte gerade die Büchse angelegt, um König Hamadi aus nächster Nähe totzuschießen, der andere hatte schon die Hand ausgestreckt, um den König Hamadi an der Brust zu packen. In diesem Augenblick kam Gossi angejagt. Er erschoß erst den, der sein Gewehr gegen König Hamadi gerichtet hatte, dann tötete er den anderen, der seine Hand nach dem König ausgestreckt hatte. Beide sanken tot zu Boden. Gossi packte die beiden Pferde an den Zügeln, reichte dem König die Zügel und sagte: »Bewahre mir diese beiden Pferde gut.« Der König band die Riemen der Pferde zusammen und hielt sie, und so wurde der König Hamadi der Sofa (Diener) des Helden Gossi. – Gossi aber stürzte sich in das Schlachtgewimmel, sprengte überallhin, wo der Feind die Oberhand gewinnen wollte und es gelang, daß das Heer König Hamadis doch noch den Feind zurückschlug.
Als das Heer Hamadis sich versammelte, sprengte Gossi so schnell wie möglich zur Stadt zurück, band sein Pferd am Hause Njelles an und ging hinein. Gossi sagte: »So, Njelle, nun mache mir warmes Wasser, damit ich mich baden kann, denn ich habe schwere Arbeit hinter mir.« Darauf lachte Njelle vor Freude und bereitete alles. Der Held wusch sich.
Das Heer Hamadis versammelte sich auf dem Schlachtfeld und kehrte in die Stadt zurück. Die Versammlung trat wieder auf dem großen Platz zusammen. Als alle anwesend waren, sagte der König: »Wir müssen jene Sache des Helden Gossi, die noch nicht erledigt ist, abschließen. Gossi hatte den Ngare togo scholi getötet und ist in das Haus meines Lieblingsweibes gegangen, um bei ihr drei Tage zu schlafen. Wir haben keine Strafe ersinnen können, die schwer genug gewesen wäre, die genügt hätte, diese Verbrechen zu sühnen. Inzwischen ist aber eine große Änderung eingetreten. Gossi hat mir in der großen Schlacht nicht nur das Leben gerettet, sondern wir haben es ihm zu verdanken, daß wir den Sieg nicht verloren haben. Darum will ich diesem Helden Gossi, statt ihn zu strafen, die Frau Njelle schenken.« Der ältere Bruder Gossis ging hin, um den Helden zu rufen und ihm zu sagen, was der König beschlossen habe.
Gossi kam. Er trat in die Versammlung. Er nahm kühn und unverzagt neben dem König Platz. Er sagte: »König Hamadi! Ihr anderen! Ihr glaubt, daß ich diese Sache um der Frau Njelle wegen getan habe. Das würde ich nicht tun, denn Njelle ist die Frau des Königs. Aber eine Fulbefrau hat mir gesagt, »es gibt keine ordentlichen Männer mehr!« Es ist eine Schande, wenn die Fulbefrauen so sprechen können. Ich habe mit alledem nur zeigen wollen, daß es eben noch echte Männer unter den Fulbe gibt. Deine Frau will ich dir nicht nehmen. Behalte sie, König Hamadi.«
Damit stand Gossi auf und verließ das Viertel des Königs.
Später sagte der Held Gossi: »Ich bin doch der tapferste aller Fulbe. Nur drei Männer werden mich darin übertreffen: Einer, der sich in warmem Wasser wäscht und Geduld genug besitzt, dem Juckreiz zu widerstehen und sich nicht zu kratzen. Dann Einer, der einen Niednagel am Finger hat und den Mut besitzt, ihn nach der Handfläche zu fingerauf wegzuziehen, statt ihn abzubeißenoder abzuschneiden. Und schließlich Einer, der nachts Wasser
Weitere Kostenlose Bücher