Schwarze Tränen: Roman (German Edition)
dass man in einer Kirche nur selten Erleuchtung findet. Zumindest, wenn sie nicht gerade brennt …« Der Teufel zwinkerte ihm zu.
»Also, was willst du von mir?«
»Na, was wohl? Dir helfen.« Neben Lukas schnappte der Türriegel nach oben, und auch seine Handschellen öffneten sich und fielen auf die Sitzbank. »Ich kann doch nicht zulassen, dass du nach allem, was du für die Welt getan hast, so einfach ins Gefängnis wanderst.«
»Was kümmert es dich?«
»Bitte, Famulus, du bist sozusagen mein Fleisch und Blut. Einer von denen, die bis zum Ende bleiben und dann das Licht ausmachen. Das imponiert mir.«
»Verarsch mich nicht. Du tauchst nie ohne Grund auf.«
»Natürlich nicht. Ich bin schließlich der Teufel.« Mephisto öffnete mit einem Wink seiner Pfote die Fahrzeugtüren und sprang nach draußen. »Kommst du jetzt, oder willst du da drinnen verschimmeln? Um die Sache mit der Polizei kümmere ich mich schon. Und wo wir schon mal dabei sind: Wo sind die Klunker jetzt eigentlich? Meine Tränen. Du weißt schon.«
Lukas sah noch einmal zu den Polizisten, dann stieg er seufzend aus. »Das werde ich gerade dir verraten. Abraham hat sie versteckt und sich anschließend die Erinnerung daran aus dem Gedächtnis gelöscht. Weder du noch ich werden es je erfahren.«
»Bedauerlich. Aber, na ja, wir weinen dem Ganzen besser keine weitere Träne nach.« Der Pudel hechelte amüsiert. »Und jetzt, Famulus, unterhalten wir uns über deine Ausbildung.«
»Vergiss es. Ich bleibe der, der ich bin. Keine Zauberei. Keine Höllentricks. Selbst der Himmel kann mir gestohlen bleiben.«
»Verstehe ich nur zu gut.« Mephisto seufzte schwer. »Das mit Mille war von denen da oben aber auch ein ganz schön lausiger Trick. Wenn die Welt wüsste, dass sie bloß noch existiert, weil du dich in so eine dürre Vogelscheuche verknallt hast, dann …«
»Hör damit auf!« Lukas funkelte ihn zornig an.
»Ehrlich«, säuselte der Teufel. »Ich bin der Letzte, der eurem jungen Glück im Wege steht. Schließlich habt ihr es mir zu verdanken.«
»Was bitte?« Lukas musterte Mephisto misstrauisch.
»Ja, glaubst du denn, der
Himmel
habe dir deine Mille zurückgegeben? Diese Egoisten hätten sie glatt für sich behalten. Nein, das war
ich,
dein alter Freund und Hexenstecher.« Mephisto präsentierte seine stolzgeschwellte Hundebrust. »Und ich habe noch viel mehr getan. Ich habe dafür gesorgt, dass Mille auch weiterhin nicht altert. Ewige Jugend – nur, damit du nicht irgendwann mit einer alten Vettel ins Bett steigen musst.« Mephisto verzog seine Lefzen. »Dabei frage ich mich noch immer, was du an diesem Hungerhaken eigentlich findest.«
»Ewige Jugend?« Lukas brachte etwas Abstand zwischen sich und den Hund. »Unmöglich hast du ihr diese Gabe ohne Grund gegeben!«
»Na ja«, Mephisto wand sich in gespielter Verlegenheit. »Hexe bleibt Hexe. Ich gestehe, ich habe da eine kleine Wette mit denen da oben am Laufen, ob sie in Zukunft standhaft bleibt.«
»Was soll das heißen?«
»Mille liebt dich doch ebenfalls, oder?«
Lukas sah den Pudel lauernd an. Worauf wollte Mephisto hinaus?
»Dummerweise alterst
du
ganz normal«, fuhr der Teufel fort. »Die Süße wird also auf Dauer nicht viel Freude an dir haben. Klar, zuerst wird sie versuchen, sich mit der Situation zu arrangieren. Danach, befürchte ich, wird sie deswegen schon bald so verbittert sein, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tut, um dich bei ihr zu behalten. Und dann klopft sie ganz sicher wieder bei mir an. Ach«, der Pudel lächelte versonnen. »Liebe kann
so schön
sein.«
»Du glaubst also, dass Mille meinetwegen einen neuen Höllenpakt eingehen würde?«, fragte Lukas erschrocken.
»Na ja, dir gegenüber würde sie das vermutlich nicht zugeben. Aber warum sollte sie klüger sein als du?« Mephisto sah mit großen Augen zu ihm auf. »Es sei denn …«
»Es sei denn, was?«
»Es sei denn, du besinnst dich endlich deiner dir gegebenen Kräfte und sorgst selbst dafür, dein Rentenalter etwas nach hinten zu verschieben.«
»Du bist ein miese Töle!«, zürnte Lukas. »Ein verräterischer Hundsfott. Ich hoffe, du verrottest in der Hölle für alle Ewigkeit und …«
Mephistopheles gähnte bloß. »Bist du endlich fertig?«, wollte er wissen.
Lukas ließ sich erschöpft auf eine herumstehende Limonadenkiste fallen und funkelte ihn böse an. »Warum willst du mit aller Macht, dass ich die Zauberei erlerne? Ich
hasse
das Höllenwerk. Du bekommst meine Seele
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