Schwarze Tränen: Roman (German Edition)
doch schon so.«
»Weil ich hier oben jemanden brauche, dem ich trauen kann. Und weil wir beide ein verdammt gutes Team waren. Das wirst du doch wohl zugeben.« Mephisto strich um seine Beine, dann sah er ernst zu ihm auf. »Himmel und Hölle. Engel und Teufel. Dämonen und Zauberer. Glaube nicht, dass du schon alles weißt.« Er knurrte. »Ist dir eigentlich klar, dass Abaddon die vier Apokalyptischen Reiter von der Kette gelassen hat? Außerdem hat sich Fausts Ränkespiel bei den anderen Unsterblichen herumgesprochen – was meinem Ruf nicht gerade guttat. Überall kriechen diese Bastarde jetzt aus ihren Löchern und suchen nach neuen Wegen, um mir den Thron zu entreißen. Allen voran eine: Lilith!«
»Lilith? Die erste Frau Adams? Die existiert ebenfalls?« Lukas stöhnte.
»Sicher tut sie das«, knurrte Mephisto. »Das Miststück hat die Höllenrevolte dazu genutzt, aus dem Exil auszubüxen, in das ich sie einst verbannt hatte. Und glaube mir: Sie ist das rachsüchtigste Stück Weib, das du dir vorstellen kannst. Angeblich verfolgt sie einen Plan, der selbst jenen deines Ahnen in die Tasche steckt. Und es heißt, dass sie nach dir suchen lässt. Ich weiß nur nicht, warum. Noch nicht.« Mephistos Augen glühten in einem roten Licht. »Erlerne die Zauberei, Famulus«, beschwor er ihn. »Denn es gibt kein Zurück. Tust du es nicht, ist dein schönes neues Leben keinen Pfifferling wert. Und das deiner Freunde ebenfalls nicht.«
Lukas sah den Teufel lange an. »Es geht also wieder von vorn los?«
Sein Gegenüber nickte ernst.
Lukas stöhnte. Verzweifelt ging er alle Optionen durch, die ihm blieben, doch jede von ihnen lief darauf hinaus, dass er dem Schrecken am Ende wehrlos ausgesetzt war. Er seufzte schwer. »Also gut. Was soll ich tun?«
Mephisto war zufrieden. »Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann. Also dann: Genieß erst einmal deinen Abend. Und sieh zu, dass deine Mutter wieder verschwindet. Gib auch Mille und Abraham Bescheid, denn ich befürchte, die Angelegenheit betrifft auch sie. Ich melde mich bei euch.« Er wandte sich zu den Polizeiautos um; das Glühen in seinen Augen intensivierte sich. Hinter ihm fuhren die Streifenwagen an und rollten vom Parkplatz, ohne dass sich die Beamten noch einmal zu Lukas umsahen. Auch die Varieté-Chefin kam leicht verwirrt zu sich. »Ah, Herr Faust, da sind Sie ja. Kommen Sie, Ihre Kollegen erwarten Sie bereits für den gemeinsamen Schlussauftritt.«
»Natürlich. Bin gleich da.« Lukas wartete, bis die Frau ins Gebäude zurückgekehrt war. »Mephisto«, rief er dem schwarzen Pudel hinterher, der sich nun ebenfalls anschickte, den Hinterhof zu verlassen. »Wird diese Geschichte je ein Ende finden?«
Der schwarze Pudel blieb stehen. »
Diese
Geschichte schon. Was jedoch das Ringen um eure Seelen anbelangt«, er lächelte diabolisch, »das wird wohl bis in alle Ewigkeit so weitergehen.«
ENDE
Über Thomas Finn
Thomas Finn, geboren 1967 in Evanston/Chicago, studierte Volkswirtschaft und war nebenbei als Journalist und Autor für diverse deutsche Verlage und Magazine tätig, u.a. als Chefredakteur für das Magazin Nautilus. Seit 2001 arbeitet er als Roman-, Spiele- und Drehbuchautor. Er ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, u.a. mit der Segeberger Feder. Er lebt und arbeitet in Hamburg.
Mehr unter: www.thomas-finn.de
Impressum
© 2014 der eBook Ausgabe by Knaur eBook.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –
nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Momo Evers, Haus der Sprache
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverabbildung: FinePic ® , München
ISBN 978-3-426-42127-7
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