Schwarzer Koks (German Edition)
fuhr dann auf eine kleine, leuchtend blau getünchte Hütte mit einer Coca Cola-Reklame obenauf zu. Es war ein Ziegelbau mit Holzdach und kleinen Löchern als Fenster. Nathan stieg aus und zog seinen leeren Rucksack vom Sitz. Die Straße war weniger belebt als die Hauptstraße, auf der sie gekommen waren. Lucia tauchte neben ihm auf.
»Das ist die Adresse?«, fragte er den sichtlich nervösen Fahrer, der im Wagen geblieben war und halb aus dem Fenster gelehnt eine Zigarette rauchte.
Der Mann nickte, stieß eine Rauchwolke aus, die in Schlieren in der feuchten Luft vor ihm hängen blieb.
»Warten Sie hier«, sagte Nathan.
Nathan spähte in die Hütte. Auf einem windigen Holztisch in einer Ecke brannte eine Kerosinlampe, die den Raum mit dem beißenden Dunst brennenden Petroleums erfüllte. Eine kleine Kolumbianerin in einem weiten Kleid erschien in einer finsteren Tür. Ihre Hüften waren nicht weniger ausladend als der Vorbau an ihrer Brust.
»
Sí?
«, sagte sie.
Lucia sprach sie auf Spanisch an, zu schnell als dass Nathan etwas verstanden hätte. Die Frau antwortete einsilbig, bis Lucia etwas Geld aus der Tasche zog. Die Frau riss es ihr aus der Hand und führte sie nach hinten hinaus in einen kleinen Hof. Neben einem Haufen zerschlagener Stühle lag ein schlafender Hund. Die Frau führte sie in eine weitere Hütte. Nathan konnte sich des überraschten Gedankens nicht erwehren, wie weitläufig diese von außen so täuschend kleinen Behausungen tatsächlich waren.
In einer Hängematte in der Ecke lag ein Mann, dessen Züge im Zwielicht untergingen. Nathan sah nur die Glut einer Zigarette in seiner Hand.
»Lucia!«, sagte er im Aufspringen und trat die Zigarette auf dem Lehmboden aus. »Schön, dass du’s einrichten konntest.«
Er sah auffallend gut aus mit seinen scharf geschnittenen Zügen, dem kräftigen Kinn und dem perfekten Körper, an dem er ganz offensichtlich hart arbeitete. Er trug eine schwarze Hose und ein sorgfältig gebügeltes Hemd. Sein kräftiges Aftershave biss sich auf merkwürdige Weise mit dem Gestank rundum.
»Rudolph, das hier ist Nathan, der Mann, von dem ich dir erzählt habe.« Lucia machte eine verbindende Geste zwischen ihnen. Die beiden Männer gaben sich die Hand. Rudolph musste den Kopf einziehen, um nicht an der Decke anzustoßen.
»Wie ich höre, können Sie mir helfen«, sagte Nathan.
»Tatsächlich?« Rudolph setzte ein breites Lächeln auf. Es war zu breit. »Hier lang.« Er führte sie in einen anderen Raum. Er bewegte sich mit der Geschmeidigkeit des geübten Fighters. Er zog an einem eisernen Ring am Boden und hob damit eine ramponierte hölzerne Falltür an. Er nahm eine Kerosinlampe von einem Haken an der Decke und stieg eine knarzende Holztreppe hinab in einen Keller.
Rudolph machte Licht. Nathan stieß einen leisen Pfiff aus. In diesem Loch gab es jede Waffe, an die man für einen Einsatz nur denken könnte, alle wohlgeordnet und instandgehalten. Maschinenpistolen wie die deutsche MP5 und eine ganze Auswahl von Sturmgewehren hingen in feindsäuberlichen Reihen an der Wand. Auf einem Tisch lag ein Sortiment von Pistolen und Revolvern aus, daneben stapelten sich Kartons mit Handgranaten, Packen mit ziegelrotem Semtex-Plastiksprengstoff, Munitionskisten und anderes Gerät. Zu Nathans Linken lagen, auf einem weiteren Holztisch, zwei RPGs und ein auf ein Dreibein montiertes schweres MG vom Typ M2HB Browning.
»Nicht schlecht.« Nathan nahm eine Glock vom Tisch und checkte das System. »Genau das, was ich brauche.«
Er wandte sich wieder Rudolph zu, der aus dem Augenwinkel anerkennend nach Lucia schielte.
»Wie machen wir das hier?«, fragte Nathan.
»Ganz einfach.« Rudolph wandte sich Nathan zu. »Sie suchen sich aus, was Sie wollen. Bezahlen Cash. US-Dollar. Keine Fragen.«
Nathan trat auf die Reihe der Sturmgewehre zu. Er nahm ein deutsches G3 vom Ständer, stellte es dann wieder ein. Er hatte eine eingefettete, noch unbenutzte AK-47 erspäht. Die Kalaschnikow war eine bewährte Waffe, die auf widrigste Bedingungen ausgerichtet war. Selbst ein Kind konnte sie instandhalten, geschweige denn damit schießen; nicht umsonst war sie in jedem vom Krieg gebeutelten Winkel der Welt so beliebt.
Prüfend sah er sich eine Box mit 30-Schuss-Magazinen an. Nicht eines wies die blau-grüne Verfärbung der Patronenhülsen auf, die auf Feuchtigkeit hätte schließen lassen. Er warf sie in den Rucksack. Dann wandte er sich wieder der Glock zu. Die Glock 17 war zuverlässig,
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