Schwarzer Koks (German Edition)
solide, sein Favorit. Er warf zwei in den Rucksack und zehn Schachteln mit 12-Schuss-Magazinen dazu. Dazu kam noch ein Militärfeldstecher 10x50, ein Nachtsichtgerät, eine Handvoll Kabelbinder, eine Machete, ein Jagdmesser, eine Taschenlampe, ein GPS, ein Kompass, ein ordentlicher Stapel Semtex und ein Fernzünder.
Als er sich wieder Rudolph zuwandte, sah er dass dieser in der Ecke mit gesenkter Stimme auf Lucia einredete. Rudolph hatte ihren Arm ergriffen, aber sie entzog sich ihm.
»Alles in Ordnung?«, fragte Nathan.
Offene Feindseligkeit blitzte über Rudolphs Gesicht. Er ließ Lucia los.
»Haben Sie, was sie brauchen?«, fragte er Nathan. Er setzte das Lächeln wieder auf.
»Alles klar, Lucia?«, fragte Nathan.
Lucia nickte. Sie stieg die Treppe hinauf. Nathan folgte ihr. Dann standen sie wieder in der Hütte. Rudolph knallte die Falltür zu.
Sie feilschten kurz um den Preis, dann zählte Nathan die nötige Summe ab und reichte die Scheine Rudolph. Unter dem funkelnden Blick der kleinen Frau, die sie mit verschränkten Armen beobachtete, ging er zur Tür. Er hörte Rudolph wieder etwas zu Lucia sagen und wandte sich um. Lucia schüttelte den Kopf und versuchte sich aus Rudolphs Griff zu befreien.
»Lassen Sie sie in Ruhe, Sportsfreund.«
Rudolph funkelte ihn an. »Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Kram.« Nathan tat einen Schritt auf ihn zu, aber Lucia hatte sich bereits aus dem Griff befreit.
»Komm, Nathan«, sagte sie. »Verschwinden wir.«
Nathan warf den schweren Rucksack in den Kofferraum des Taxis. Als der Wagen losfuhr, warf Nathan einen Blick nach hinten. Rudolph stand vor der Hütte in der Abgaswolke, die sie zurückgelassen hatten. Seine dunklen Augen auf dem davonfahrenden Taxi, sprach er in sein Mobiltelefon.
»Was wollte der denn?«, fragte Nathan.
Lucia starrte zum Fenster hinaus.
»Lucia, der wollte doch was von dir.«
»Was denkst du? Er wollte, was alle Kerle wollen.«
»Hör zu, tut mir Leid wegen–«
»Vergiss es.« Lucia zog die Achseln hoch. »Ich möchte nicht drüber reden.«
Kapitel 69
Bogotá, Kolumbien
15. April 2011
Als sie wieder in der Pension waren, setzte Nathan den schweren Rucksack auf der Couch im Wohnzimmer ab. Das Arsenal schepperte. Er öffnete den Sack und begann den Inhalt auszupacken, breitete ihn auf der Couch aus, checkte ein Teil nach dem anderen sorgfältig durch. Alles schien in bester Ordnung. Nathan fand Rudolph herzlich unsympathisch, aber als Waffenhändler, das musste er ihm lassen, war der deutsche Ex-Soldat erste Wahl.
Lucia starrte verdrossen aus dem Fenster auf den Verkehr unter ihr. Nathan achtete nicht auf sie. Für emotionale Komplikationen hatte er keine Zeit. Er musste sich jetzt darauf konzentrieren, Amonite und die Front aufzuspüren. Es galt Caitlins Tod zu rächen. Alles andere zählte jetzt nicht.
Nicht zum ersten Mal während der letzten paar Tage griff er auf seine militärische Ausbildung zurück. Genau diese Haltung brauchte er jetzt. Die Konzentration auf den Auftrag. Den klaren Kopf, der es ihm erlauben würde, in Sekundenbruchteilen die richtige Entscheidung zu treffen. Vor allem aber musste er sich wieder darauf einstellen zu töten. Ohne Zögern. Gnadenlos. Es war die einzige Möglichkeit, sich gegen Amonite zu behaupten.
Nachdem er die Waffen durchgesehen hatte, holte er die Karte heraus, die er sich in dem Schutzhaus der Botschaft ausgedruckt hatte. Manuel hatte im Internetcafé ein Stück die Straße hinauf eine Kopie gemacht und war damit zu seinen Campesinos gegangen in der Hoffnung, jemand könnte bei der Lokalisierung des Übergabeorts für die Helikopter behilflich sein.
Er war auf der Karte mit einem Kreuz gekennzeichnet. Nathan fuhr mit dem Zeigefinger die Umrisse der Region entlang: die Grenze im Nordosten bildete der Rio Caquetá, im Süden lag Ecuador, Peru im Südosten, die Anden im Westen. Der Rio Putumayo bildete eine natürliche Grenze zwischen Kolumbien und Ecuador sowie Kolumbien und Peru. Manuel hatte ihm mal erklärt, was Putumayo in der Sprache der Quechua bedeutet: Das Verb
putuy
bedeutet »heraussprudeln« oder »herausschießen«,
mayo
oder
mayu
ist nichts anderes als der »Fluss«.
Putumayo
war damit der »sprudelnde Fluss«.
»Der sprudelnde Blutfluss«, hatte Manuel mit finsterer Miene hinzugefügt.
Lucia wandte sich vom Fenster ab und riss Nathan zurück in die Gegenwart.
»Manuel ist da«, sagte sie auf dem Weg zur Tür. »Ich habe ihn eben draußen gesehen.«
Sie öffnete die
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