Schwarzer Koks (German Edition)
nächsten Straße. Das erste rote Haus rechts. Dritter Stock. Nummer 32.«
»Wir treffen uns wieder hier.«
»Bist du sicher, dass ich nicht mitgehen soll? Die Frau ist beinhart.«
»Kennt sie dich?«, fragte Nathan.
»Ich habe ihr vor ein paar Tagen wegen dem schwarzen Koks gemailt. Keine Antwort.«
»Dann machen wir mal besser die Pferde nicht scheu, indem wir da zu zweit aufkreuzen. Grab du weiter. Wir treffen uns dann im Hotel.«
Nathan ging um die Ecke. Als er einen guten Blick auf das Haus mit Lucias Wohnung hatte, postierte er sich hinter einen Baum. Dem Eingang schräg gegenüber stand ein grauer Ford, in dem zwei Männer saßen. Er konnte ihre Gesichter nicht sehen, war sich aber sicher, sie gehörten zur Front.
Er blickte hinauf. Es brannte kein Licht im dritten Stock.
Eine Frau kam die Straße herauf. Sie hatte langes dunkles Haar, eine sportliche Figur und trug schwarze Jeans, Sneakers und eine Lederjacke. Sie blieb vor dem Wohnblock stehen und kramte in ihrem kleinen Rucksack nach den Schlüsseln. Das Licht über dem Eingang beleuchtete ihr Gesicht und ließ ihn ihre elfenhaften Züge, eine kecke, leicht nach oben gerichtete Nase und einen Kirschmund sehen.
Es war Lucia.
Sie holte einen Schlüsselbund heraus und sah sich um. Kaum war sie im Haus, eilte Nathan in die andere Richtung davon. Er sprang über eine Mauer in einen Garten, drückte sich an einer Reihe Mülltonnen vorbei in eine kleine Straße, die hinter den Wohnblocks langführte. Er fand eine Hintertür in Lucias Haus. Sie war verschlossen. Sein Einbrecherbesteck befand sich in dem Rucksack, den er nach dem Überfall im Taxi hatte liegen lassen. Also durchsuchte er die Mülltonnen nach etwas Draht, der sich zurechtbiegen ließ. Das musste genügen. Das Schloss war schwergängig, aber in weniger als einer Minute war er im Haus.
Er versteckte sich in der Dunkelheit unter der Treppe, spähte um die Ecke, um nach dem grauen Wagen draußen zu sehen. Die Männer saßen immer noch drin.
Er ging hinauf zu Lucias Wohnung.
Kapitel 36
Bogotá, Kolumbien
12. April 2011
Lucia warf ihren Rucksack auf die Kommode, mitten in ein Sortiment von Make-up, das sie zwei Wochen zuvor gekauft, aber noch nicht ausprobiert hatte. Sie hatte sich noch nicht getraut. Sie stellte den Flachbildfernseher ab, auf dem noch in Großaufnahme Hugh Grant zu sehen war; sie hatte am Abend zuvor im Bett
Tatsächlich… Liebe
geguckt, war aber mittendrin eingeschlafen.
Sie trat ans Fenster. Flackernd kam Leben in eine Laterne auf der anderen Seite, die ein orangefarbenes Licht auf die Straße warf. Außer einigen geparkten Fahrzeugen war die Straße leer.
Waren das die Silhouetten zweier Personen in einem davon? Die spähten doch nicht etwa zu ihrer Wohnung herauf? Oder litt sie an Verfolgungswahn nach dem Zwischenfall mit dem Mann im Pub?
Mit einem Ruck zog sie die Vorhänge zu. Sie warf sich aufs Bett und biss in das weiche Kissen. Frustriert schlug sie mit der Faust auf die Matratze ein. Dann drehte sie sich auf den Rücken und starrte zur Decke hinauf.
Joanna und die anderen im Verwaltungsrat hatten sie verraten. Wie dumm von ihnen; würde sie eben ihre eigene NRO auf die Beine stellen, nach ihren eigenen Regeln und mit handverlesenem Verwaltungsrat. Was die Finanzierung anbelangte, hatte sie ihre Beziehungen. Und ihr einziges Ziel wäre die Aufhebung des Drogenverbots.
Ein rotes Licht blinkte an dem Anrufbeantworter auf dem Nachttischchen gleich neben einem Stapel Liebesromane, der wie der schiefe Turm von Pisa darüber aufragte. Sie drückte auf »Play«.
»Hi, hübsches Kind«, meldete sich Rudolphs Reibeisenstimme mit dem furchtbaren deutschen Akzent. »Ich habe mir gedacht, ich führe dich heute aus, auf einen Burger und einen Film. Der neue Tarrantino ist eben angelaufen. Ruf mich an, ja?«
Nicht nach dem Fiasko vom Samstagabend auf der Party des britischen Paars in Santa Barbara. Rudolph hatte sich furchtbar volllaufen lassen in dem herrlichen Haus mit den weißen Marmorsäulen in Bogotás Reichenviertel. Wieso zeigten immer nur Loser und Säufer Interesse für sie? Warum fand sie keinen richtigen Mann?
Sie sank zurück auf das Bett. Der Festnetzapparat meldete sich.
»Lucia, ich bin’s, Joanna.«
»Was willst du?«
»Dein Handy ist aus.«
»Na und?«, fragte Lucia.
»Wir müssen reden.«
»Willst du mir noch mehr Probleme machen?«
»Ich konnte doch nichts tun.«
Lucia setzte sich auf. Joanna konnte so was von rückgratlos sein.
»Du
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