Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
Vom Netzwerk:
Unterwelt. Diese stammten noch aus seiner Kindheit in Trenchtown und garantierten ihm ein gutes Geschäft.
    »Boss, wir nähern uns der Insel.« Patrice trat ehrerbietig vor Elijah hin. »Keine Stunde mehr und wir sind da.«
    »Und?«
    »Noch immer keine Spur von den Leuten.«
    »Du regst dich auf wie ein altes Weib.« Elijah winkte wegwerfend ab. »Der Herr hat zu mir heute Nacht im Traum gesprochen. Die kommen schon.«
    »Sie hätten sich aber längst melden sollen.«
    »Willst du Gottes heilige Botschaft in Frage stellen?«
    »Nein, Boss. Ich wollte nur–«
    »Dann geh wieder an die Arbeit.« Elijah sah wieder aufs Meer hinaus. Amonite dürfte den Haitianern klare Anweisungen gegeben haben. Die würden schon kommen.
    Oder etwa nicht?
    Er rief nach Patrice, der in die Kabine hinabgestiegen war, um mit dem Rest der Gang zu sprechen.
    Die Stirn in Falten, kam Patrice die Treppe heraufgeeilt. »Ja?«
    »Was genau war denn mit den Haitianern vereinbart?«
    »Sich per Funk zu melden. Stündlich zur vollen Stunde.«
    »Und das haben sie nicht?«
    »Nein.«
    »Seit wann denn nicht mehr?«
    »Seit drei Stunden«, sagte Patrice.
    »Warum sagst du denn das nicht?«
    »Du warst beschäftigt.«
    »In Zukunft unterbrichst du mich, egal, was ich mache. Verstanden?«
    Patrice senkte den Kopf, wenn auch nicht schnell genug, um den jähen Zorn auf seinem jungen Gesicht zu verbergen.
    Elijah ignorierte ihn. »Sag den Jungs, sie sollen sich bereitmachen. Wir können kein Risiko eingehen. Ich werde den Herrn bitten, uns den rechten Weg zu weisen.«
    Patrice steckte den Kopf durch die Luke und bellte einige Befehle hinab. Metall schlug gegen Metall. Elijah schob sich an ihm vorbei. Der ätzende Dunst ließ ihn blinzeln. Sein Team bestand aus vier Gangstern, darunter sein Cousin Dan ›Puff Puff Boy‹ Wesley. Sie holten eben die Waffen aus dem Versteck im Schiffsboden: Glock, Kalaschnikow, die als »Straßenfeger« berüchtigte Ingram Mac-10 nebst Magazinen voll Munition. Schmuddelige Dreadlocks flogen ihnen um die vernarbten Gesichter. Sie hörten sich an wie eine Herde Wildschweine; sie unterhielten sich in gröbstem Patois. Die Äderchen in ihren Augen schienen schier platzen zu wollen von all dem schwarzen Koks, den sie geraucht hatten; sie behaupteten, der »Shit« sei gar noch stärker als Crack.
    »Bleibt unter Deck«, sagte Elijah. »Auf mein Zeichen kommt ihr hoch.«
    Er gähnte. Er hatte seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen. Seine Gelenke und der Rücken taten ihm viel zu weh; und dann machte er sich Sorgen wegen des Deals. Er ging nach vorne an den Bug, wo Patrice saß und die Beine über die Bordkante baumeln ließ. Seine schwarzen Locken und die straffen Muskeln an seinem nackten Oberkörper schimmerten in der Sonne des Spätnachmittags.
    Elijah konnte noch immer nur staunen über seine eigene Großzügigkeit: Erst wenige Monate zuvor hatte er Patrice vor den Schrecken von Kingstons Slums gerettet. Seine Eltern schienen sich nichts dabei zu denken, ihren fünfzehnjährigen Sohn zu verkaufen; sie sahen nur das viele Geld. Patrice hatte ihm mehrmals auszubüxen versucht. Elijah schüttelte den Kopf, als er sich neben Patrice setzte. Kinder wussten einfach nicht, was gut für sie war.
    Patrice wollte wieder nach hinten, aber Elijah ergriff ihn am Arm und zog ihn an sich heran. Er küsste ihn. Seine Lippen waren so was von weich; sie schmeckten so gut, dass Elijah eine Regung in der Hose verspürte. Patrice versuchte sich loszumachen, aber Elijah hielt ihn so brutal fest, dass er vor Schmerz das Gesicht verzog; seine Augen wurden feucht.
    Befriedigt ließ Elijah ihn los.
    »Bleib unter Deck, wenn wir die Insel erreichen«, sagte er zu Patrice im Aufstehen und tätschelte seinen Kopf. »Ich möchte nicht, dass dir was passiert.«
    Patrice zog die Knie an die Brust und umschlang sie.
    Elijah ging zurück aufs Hauptdeck. Er griff sich einen Feldstecher und hob ihn an die Augen. Er sah rundum nichts als das Meer, Reihe auf Reihe gekräuselter kleiner Wellen; nur gelegentlich durchbrach die Pracht ein blitzender Fisch.
    Dann sah er die Insel. Sie säumte gerade den Horizont.
    »Land!«, rief er und nahm die Arme hoch. »Gepriesen sei der Herr!«
    Patrice kam gelaufen und griff nach dem Steuer. Er brachte den Motor auf Touren. Die Felsen kamen näher, bis die kleinen Einlässe und Buchten zu erkennen waren. Die weißen Sandstrände erstreckten sich über hunderte von Metern. Ein Postkartenidyll.
    »Mach mal langsamer«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher