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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Elijah, der wieder durch den Feldstecher spähte. Der Strand zeigte nicht die Spur von Leben. Was zu erwarten war. Die Haitianer würden ihre Anwesenheit kaum an die große Glocke hängen; es gab in der Gegend Kontrollflüge der DEA. Nervös bei dem Gedanken, blickte er nach oben. Nach allem, was er gehört hatte, war das Equipment der DEA so gut, dass sich damit noch aus mehreren tausend Fuß Höhe die Marke einer Waffe erkennen ließ.
    Trotzdem, die Insel wirkte zu still.
    »Wo könnten die stecken?«, überlegte er laut.
    Patrice stand etwas zu nahe. »Wo soll man da schon groß hin außer hinter die Felsen? Deshalb wird Amonite die Insel ausgesucht haben, schätz ich mal.«
    »Irgendwas stimmt da nicht. Fahr ganz langsam ran.«
    Patrice beugte sich Elijah zu. »Boss.«
    »Ja?«
    »Wegen Wes«, sagte Patrice leise. »Er ist hackezu.«
    »Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?«
    »Aber–«
    »Sei still. Sag den anderen, sie sollen raufkommen. Gib mir was zu schießen.« Patrice gab den Befehl an die anderen weiter, die aus der Kabine kamen und sich flach aufs Deck warfen. Patrice reichte Elijah eine Pistole. Der nahm sie in die rechte Hand, während er sich mit der linken den Feldstecher vor die Augen hielt. Die Insel rückte näher. Sie maß kaum einen Kilometer, aber die Felsen ragten in allen Richtungen weit genug ins Meer, um Schutz gegen die neugierigen Augen vorbeifahrender Schiffe und die Elemente zu bieten, falls ein Sturm aufkam.
    Die Jacht glitt auf den Strand zu. Elijah kniete nieder. Er bat Gott um Schutz. Er leckte sich über die Fingerspitzen und stippte sie in den kleinen Beutel schwarzen Koks in seiner Tasche. Er rieb sich die Droge ins Zahnfleisch und spürte im nächsten Augenblick schon den Rush. Die bleierne Schwere in seinen Gelenken verschwand. Die Welt um ihn wurde klarer, schärfer. Er stand auf. Eine Welle von Energie schwappte über ihn hinweg, als hätte jemand einen Schalter gekippt. Er betastete die Waffe.
    »Sollen die Haitianer kommen«, flüsterte er. »Der Herr ist mit mir.«
    »Boss«, sagte Patrice hinter ihm.
    »Was ist denn jetzt wieder?«
    »Es könnte ein Hinterhalt sein.«
    »Epheser 6, 11: Ziehet an den Harnisch Gottes, dass ihr bestehen könntet gegen die listigen Anläufe des Teufels.«
    Patrice antwortete nicht. Er brachte die Jacht gut ein Dutzend Meter vom Strand zum Stehen. Elijah fuhr sich mit der Zunge über den Flaum auf den Zähnen.
    Die Haitianer sind deine Rivalen. Töte sie.
    Elijahs Augen wurden schmal. Die Stimme hatte Recht. Aber zuerst musste er sich mit den Haitianern treffen, ihr Vertrauen gewinnen. Dann galt es, hart zuzuschlagen. Durch einen weiteren Rush aufgeputscht, trat er sich die Schuhe von den Füßen und sprang angezogen ins Meer. Ohne auf Patrices Rufe zu achten, schwamm er aufs Ufer zu. Er hielt die Waffe mit einer Hand aus dem Wasser. Kaum hatte er Boden unter den Füßen, stand er auf und watete an den Strand.
    Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass jemand hier war. Keine Fußspuren im Sand. Nichts.

Kapitel 35
    Bogotá, Kolumbien
12. April 2011
    »Nicht umdrehen«, sagte Nathan unvermittelt, als er neben Manuel die Plaza de Lourdes hinaufschlenderte, vorbei an Straßenkünstlern und Hippies mit Wolldecken vor sich auf dem Pflaster, auf denen man Handarbeiten feilbot.
    »Was ist?«, fragte Manuel aus dem Mundwinkel. Sie kamen an der gotischen Kirche aus weißem Stein vorbei, die die eine Seite der Plaza beherrschte.
    »Der
sicario
«, sagte Nathan. »Neben dem Baum, fünfzig Meter, auf zwei Uhr. Kauft sich gerade was zu essen.«
    Manuel wurde sichtlich nervös, ging aber weiter.
    »Psst!« Ein Dealer in zerrissenen Jeans und grauem Hemd stand neben dem Portal der Kirche gegen die Mauer gelehnt. Er winkte die beiden zu sich hinüber; sie ignorierten ihn. Der Dealer kam auf sie zugeschlendert. Ein Schwarm Tauben stob auf; ein räudiger Straßenköter kläffte. Nathan gab den Touristen und blickte den Kirchturm hinauf bis zu den Spitzen ganz obenauf.
    »Wimmle ihn ab«, zischte er Manuel zu.
    Manuel sprach den Dealer an. Der wurde kreidebleich. Dann verzog er sich rasch.
    Sie hielten weiter auf die Carrera 13 zu, eine Hauptstraße, die vom Platz wegführte. Sie war von Läden und Straßenhändlern gesäumt, die alles nur Denkbare feilboten: von Gürteln und Sonnenbrillen über Schnürsenkel und Brieftaschen bis hin zu Kinderspielzeug, Mobiltelefonen und DVDs. Nathan blieb stehen, um in ein Schaufenster zu sehen, das voller Spiegel in

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