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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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taumelte zurück, hob die Hand, die jetzt eine Glock hielt. Nathan trat ihm in den Bauch, was ihn der Länge nach auf die Straße warf. Schweinegesicht kam eben wieder auf die Beine, gab zwei Schüsse ab, verfehlte beide Male, versuchte es schließlich mit Zielen. Nathan sprang den Mann an, stieß ihn zu Boden und trat ihm mehrmals auf die Hand, bis er die Knochen brechen hörte. Der Mann schrie auf und verlor die Waffe.
    Nathan griff danach. Einen Augenblick lang dachte er daran, sie beide zu erschießen. Der Kerl mit der Schweinenase wand sich auf dem Pflaster und hielt sich die kaputte Hand. Das Narbengesicht kam taumelnd auf die Beine. Nathan war jedoch bereits losgelaufen und sprintete um die Ecke, wo Lucia auf ihn wartete. Er packte sie bei der Hand. Sie liefen dreißig Meter, dann zog Nathan sie in einen Wohnblock aus roten Backsteinen. Sie durchquerten die Halle und gelangten durch eine Metalltür auf der rückwärtigen Seite auf eine verlassene Seitenstraße.
    Hier und da einem Müllberg ausweichend, sprinteten sie die Straße hinauf. Sie drosselten das Tempo, als sie in den ärmeren Teil von Chapinero kamen. Hier passierten sie obdachlose Bettler, die auf den Gehsteigen kauerten; Punks und Metalheads drängten sich in die vollen Bars. Der Platzregen war wieder vorbei.
    Nathan drosselte das Tempo zu dem eines Spaziergangs. Er führte Lucia in ein heruntergekommenes Hotel mit einer zur Hälfte erloschenen Neonreklame. Ein verschlafener Portier blickte auf, seine Krawatte geöffnet, die Ärmel hochgerollt bis zu den Ellbogen. Nathan bezahlte ein Doppelzimmer für eine Nacht.
    Er führte Lucia die Holztreppe hinauf in ein Zimmer im dritten Stock. Auf den beiden Betten lagen dunkelbraune Tagesdecken. In der Ecke befand sich ein Waschbecken, in einer anderen ein wackeliger Holztisch mit einem Stuhl. Die Wände waren marineblau; der Anstrich warf hier und da Blasen. Eine einzelne nackte Glühbirne an der Decke verbreitete schummriges Licht. Nathan verschloss die Tür und trat ans Fenster. Dort teilte er die gelblichen Vorhänge und sah auf die Straße hinaus. Als das Adrenalin versickerte, machte sich eine tiefe Unruhe in ihm breit. Das Netz der Front um ihn wurde ziemlich eng.
    »Das ist ja die reinste Gefängniszelle«, sagte Lucia und setzte sich auf die Kante eines der Betten. Sie war noch immer außer Atem. Ihr Telefon klingelte. Nathan bedeutete ihr mit einem Nicken ranzugehen. Sie stellte die Freisprecheinrichtung an.
    »Sie haben da eben einen großen Fehler gemacht«, sagte die grobe Stimme mit dem amerikanischen Akzent.
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Wir finden Sie schon.«
    »Ach ja? Und was dann, Mister Tough Guy?«
    Es entstand eine lange Pause, als hätte der Mann am anderen Ende der Leitung vergessen, was er hatte sagen wollen. Aber dann sagte er ruhig und selbstgewiss:
    »Dann bringen wir dich um.«

Kapitel 38
    Turks- und Caicosinseln
12. April 2011
    »Bist du sicher, dass das die richtige Insel ist?«, rief Elijah zu Patrice hinüber, der nervös nickte.
    Elijah kletterte auf einen Haufen Felsen auf der rechten Seite des Strands. Sie waren kantig und scharf. Blut lief ihm über die Zehen und mischte sich mit dem Sand. Schmerz verspürte er keinen.
    Wieder sah er zu Patrice hinüber. »Bist du sicher, dass wir den richtigen Tag haben?«
    »Absolut«, rief Patrice zurück.
    »Und wo zum Teufel sind dann die verdammten Haitianer?«
    »Komm zurück. Lass die anderen nachsehen.«
    Elijah kletterte etwas höher. Er rutschte auf einem Strang nassen Seetangs aus und schnitt sich den Unterarm auf. Er stürzte fluchend. Er sah sich in einer weiteren kleinen Bucht mit einem Strand, auch dieser verlassen, aber von der Jacht aus nicht mehr zu sehen. Der Sand schimmerte rötlich im Licht der untergehenden Sonne. Er legte sich hin und musterte den Himmel. Von Lichtstrahlen durchbrochen, breitete er sich nach allen Richtungen aus. Muster wurden erkennbar und bildeten die Gesichter von Bekannten: seines Vaters, seiner Mutter, seines Bruders, mit dem er längst nicht mehr sprach. Sie funkelten ihn an, vorwurfsvoll, knurrten ihn wütend an. Er hob die Hände und wischte sie beiseite. Die Bilder zerbarsten wie Seifenblasen und fielen in einem Schauer von Farben in den schimmernden Sand.
    Sein Blick begann sich zu trüben. Er setzte sich auf und rieb sich die Stirn. Was machte er hier? Als es ihm wieder einfiel, hob er die Pistole auf, die neben ihm gelandet war. Er taumelte die Bucht entlang auf einen weiteren

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