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Schwarzer Neckar

Schwarzer Neckar

Titel: Schwarzer Neckar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Scheurer
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diesen Rückruf gebeten hatte.
    Er suchte sich ein einigermaßen windgeschütztes Plätzchen. Dann drückte er die Empfangstaste und nannte seinen Namen.
    Das Gespräch dauerte nicht einmal eine Minute; schon nach wenigen Sätzen verabschiedete er sich. »Bis heute Abend also. Und vergessen Sie das Geld nicht – in bar, wenn ich bitten darf. Ach, noch was: Seien Sie pünktlich. Sie wissen ja, wer zu spät kommt …« Er ließ dem Halbsatz ein heiseres Lachen folgen, unterbrach die Verbindung und steckte das Handy wieder in die Tasche. Jetzt war er froh, das altmodische Teil nicht weggeschmissen zu haben, letzte Woche, als er das neue Smartphone erstanden hatte. Dessen Anschaffung hatte ihn zwar eine Stange Geld gekostet, doch dafür hielt es, was der Name versprach. Inzwischen mochte er das Wunderding nicht mehr missen. Dumm nur, dass es seit gestern spurlos verschwunden war. Verlegt? Verloren? Vielleicht sogar gestohlen? Er wusste es nicht. Schon die Vorstellung, es könnte in fremde Hände gelangt sein, verursachte ihm Übelkeit – weniger wegen des materiellen Wertes, der war leicht zu verschmerzen. Nein, weit schwerer traf ihn der Verlust der sensiblen Daten, die er darauf gespeichert hatte. Ungesichert. Die Einrichtung eines Sicherheitscodes hatte er immer wieder auf später verschoben. Sofort nach seiner Rückkehr würde er noch einmal alles danach absuchen. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn sich das verdammte Ding nicht wiederfände!
    Während er zum zweiten Mal das Bordrestaurant betrat, überschlugen sich seine Gedanken. Dieser Anruf eben – brauchte es noch mehr Beweise, dass er mit seinen Plänen richtiglag? Erneut hatte er einen dicken Fisch an Land gezogen.
    Obwohl … ein bisschen seltsam hatte sich der Anrufer schon benommen. Wie, zum Teufel, sollte er die Frage nach »qualifizierten Referenzen« verstehen, wie die auffallende Neugier, als es um Sicherheiten ging? Und weshalb hatte der Kerl so hämisch gelacht, als er Bares verlangte?
    Unwillig wischte er seine Bedenken beiseite. Immerhin war es die dritte Zusage in weniger als einer Stunde gewesen – eine Resonanz, auf die er in seinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt hatte. Fast hatte es den Anschein, als wären die Leute scharf darauf, sich von ihren Kröten zu trennen.
    Na ja, kein Wunder bei dreißig Prozent Rendite – pro Monat, wohlgemerkt. Wer konnte da schon Nein sagen? Er grinste. Gewissensbisse? Wieso sollte er die haben? Es traf ja keine Armen.
    Hatten ihn seine beiden Partner anfangs für einen Spinner gehalten, so waren sie inzwischen vom Gegenteil überzeugt. Wiederholt hatten sie ihm versichert, der Plan sei »irgendwie genial«. Nicht, dass er dieses Lob allein auf sich bezogen hätte, das Geschäftsmodell stammte schließlich nicht von ihm. Es war von ihren spanischen Geschäftspartnern entwickelt worden und fußte auf der Erkenntnis von Psychologen und Finanzstrategen, wonach die Gier nach immer mehr Geld den Verstand umso schneller ausblendet, je höher die in Aussicht gestellten Gewinne sind. »Gier frisst Hirn«, der Titel dieses Buches traf den Nagel auf den Kopf. Nicht umsonst zählte der Konstanzer Autor Jürgen Wagner hierzulande zu den kompetentesten Wirtschaftsanwälten.
    Beim Gedanken an die spanischen Partner lachte der Mann kurz auf. Seit sie die Anlagen teilweise auf eigene Rechnung verscherbelten, stimmte die Kasse. Er ärgerte sich, dass er nicht schon viel früher draufgekommen war. Und was sein Mitgefühl mit den Anlegern anging, so hielt sich das in Grenzen. Wer vor lauter Gier den Hals nicht voll genug bekam, war selbst schuld, wenn er sein Geld verlor.
    Ein Blick durchs Fenster auf das sich nähernde Konstanzer Ufer holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Noch zehn Minuten bis … nein, nicht bis Buffalo.
    Merkwürdig. Wieso fiel ihm gerade jetzt Fontanes Gedicht wieder ein – das von der Schwalbe, die über den Eriesee flog? War Lichtjahre her, dass er es das letzte Mal hatte aufsagen müssen … War die Schwalbe, dieser Kahn, etwa gesunken … oder am Ufer zerschellt? So oder so wäre es ein schlechtes Omen. Ausgerechnet jetzt!
    Ach was, dachte er und richtete den Blick nach vorn, wo hinter gischtenden Wellen das Konstanzer Ufer lag. Zehn Minuten bis zum Fährhafen … für einen Espresso im Stehen reichte das allemal. Kurz entschlossen kämpfte er sich zur Theke durch.
    Gerade wollte er seine Bestellung aufgeben, da drängte sich ein bulliger Glatzkopf an ihm vorbei und warf einen

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