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Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur

Titel: Schwarzer Purpur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wahl
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schlank sein. Deshalb die Gurken. Der Auftrag ist auch der Grund, weshalb ich die Kinder heute schon zu euch bringe. Wir müssen morgen in aller Herrgottsfrühe los, ich will noch zum Friseur, und außerdem müssen wir mal wieder eine Nacht für uns haben. Das verstehst du doch, Ma, nicht wahr?“
    „Das hättest du mir früher sagen müssen. Oder wisst ihr das erst seit heute?“
    „Das mit dem Auftrag? Nein. Aber dass ich mal wieder so eine richtig gute Nacht mit Axel haben muss, das weiß ich seit vier Stunden. Ich bin der Meinung, dass eins seiner Models zu häufig am Telefon hängt. Ganz entschieden zu häufig! Du solltest ihre Stimme hören, Ma. Süß und zart, sage ich dir. Es ist die Blonde, die Axel für die Unterwäschefotos engagiert hat, du kennst sie von den Bildern. Ihr Künstlername ist Trezza.“
    „Die langhaarige Schönheit mit den schrägen, grünen Augen?“ Rike pfiff leise durch die Zähne. „Ich kenne sie nicht nur von den Bildern; wir haben sie doch auf eurem Fest letzten Sommer kennengelernt.“
    „Stimmt, jetzt erinnere ich mich. Waren nicht auch Lotte und ihr Freund da? Wie heißt der noch mal?“
    „Wend. Wend von Scharenberg. Die Blonde hat Lotte und mich damals mächtig auf die Palme gebracht. Sie hat uns so behandelt, als wären wir eine Mischung aus Putzfrau und Matrone jenseits jeglicher Geschlechtlichkeit. Wir schienen für sie gar nicht zu existieren. Zuerst hat sie hemmungslos mit Wend geflirtet, danach hat sie sich von deinem Vater beraten lassen; es ging um ein paar hundert Euro, für die sie einen sicheren Aktientipp wollte. Angeblich!“
    „Genau die ist es, Ma. Das Biest ist ja so was von berechnend, die schreckt vor nichts zurück.“
    „Ich bitte dich, Elina! Übertreibst du da nicht ein bisschen?“
    „Ich weiß, was ich sage, Ma“, ereiferte sich Elina. „Das Mädchen hat’s auf jeden Mann abgesehen, auch auf meinen Axel. Sie betet ihn an – jedenfalls vermittelt sie ihm den Eindruck. Schlichte Anbetung ist leider das Höchste für viele Männer; egal, wie intelligent sie sind, sie fallen immer gerne darauf herein.“
    „Mach’s doch genauso“, empfahl ihr Rike.
    „Falsches Elternhaus, falsche Erziehung“, entgegnete Elina ungerührt. „Also, du nimmst doch die Kleinen? Ich habe das Nachtprogramm nämlich schon vorbereitet, hab ein neues Parfum gekauft und bei Lotte eine Flasche Champagner besorgt.“
    Rike seufzte. Das war Elina in Reinkultur: ehrlich, offen und direkt. Deshalb konnte man ihr auch so schlecht was abschlagen. „Okay, wann holst du die beiden wieder ab?“
    „Überübermorgen. Ich geh dann mal, ja? Bevor Pa zurückkommt, will ich weg sein.“
    Elinas Timing war perfekt. Heiner kam eine Viertelstunde später mit den Kleinen und rief schon am Gartentor: „Radita stinkt!“
    Mariacarla sprang Rike entgegen. „Oma, ich muss nicht in den Kindergarten! Meine Mama hat gesagt, ich darf die ganze Zeit bei euch bleiben. Und sie hat gesagt, ich darf Nutella essen, so viel ich will. Auch mit dem Löffel!“
    Rike nahm ihrem Mann die Kleine ab. „Puh! Radita braucht wirklich eine frische Windel.“
    Zusammen gingen sie ins Bad. Rike legte Radita auf den Wickeltisch, den sie und Heiner wieder aus einer Abstellkammer geholt hatten, und öffnete die Druckknöpfe am Höschen.
    „Axel hat einen großen Auftrag bekommen“, sagte Heiner nicht ohne Stolz.
    „Ja, und Elina hat sich ein neues Parfum gekauft.“
    „Hat das eine etwas mit dem anderen zu tun?“, fragte Heiner verdutzt.
    „Und ob. Axel ist erfolgreich, er arbeitet mit attraktiven
    Models … Na, dämmert dir was?“
    „Hat er etwa schon jetzt ein Verhältnis? Radita ist doch erst ein halbes Jahr alt!“
    „Wie bitte? Wie meinst du das denn?“ Rike säuberte Raditas Po mit einem nassen Waschlappen. „Ab wann ist deiner Meinung nach ein Verhältnis angebracht?“
    „Dazu habe ich überhaupt keine Meinung“, nuschelte Heiner und verließ rasch das Bad.
    Rike stutzte. Nach dreißig Ehejahren kannte sie ihren Mann. Diese Reaktion schien hochverdächtig.
    „Tut dir der Kopf weh, Oma?“, fragte Mariacarla.
    „Warum?“
    „Weil du immer so machst: h-h-h …“
    „Ich mache h-h-h, weil Radita einen wunden Po hat.“
    „Da musst du Salbe drauftun“, riet Mariacarla. „Oma, weißt du, dass ein Rhinozeros nicht so steile Füße hat wie eine Giraffe? Und weißt du, dass ich schon einen Dino malen kann? Weißt du, dass Dinos Feuer spucken? Aber das ist gefährlich. Ich male das Feuer

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