Schwarzer Rauch
allein zu lassen. Doch ich war mir sicher, dass sie es nur verkomplizieren würde, wenn sie von meinem Plan wüsste. Vielleicht hätte sie etwas dagegen einzuwenden gehabt und hätte sich sofort selbst zu Sina teleportiert.
Um sie vor sich selbst und dem Drang, meine Gedanken zu lesen, zu schützen, rannte ich aus dem Raum und klopfte kurz darauf bei Aurelia. Glücklicherweise war Sofia auch da. Ihre Hilfe brauchte ich ebenfalls. Nur eine so erfahrene Tochter des Mondes konnte mir vielleicht die Antwort geben, nach der ich suchte.
Ich war noch keine fünf Sekunden im Zimmer, als beide bereits auf mich einredeten, obwohl ich noch kein einziges Wort über meine Pläne verloren hatte.
»Das ist es also, was dir von unserem Gott geschenkt wurde. Welch seltene Gabe, die bisher nur in allgemeinen Notsituationen vergeben wurde.« Aurelia war sehr überrascht.
»Die alten Mächte zu rufen, solltest du dir besser für unseren Kampf aufsparen, denkst du nicht auch?« Sofia klang wieder einmal ziemlich überheblich.
Ich hatte mir eigentlich alles zurechtgelegt, meine Worte auf dem Weg hierher weise ausgewählt. Das war wohl umsonst gewesen. Doch Aurelia sah auch die Idee hinter meinen Gedanken und schien sie nachvollziehen zu können.
»Damit hast du wohl Recht.« Sie sah Sofia in die Augen und übermittelte auf telepathischem Wege ihre Meinung, ehe sie weitersprach. »Sollte Victorias Freundin während des Kampfes immer noch in Gewahrsam deines Vaters sein, hätte er ihr gegenüber ein sehr starkes Druckmittel. Das können wir nicht zulassen.«
»Bist du dir sicher, dass diese Freundin würdig genug ist? Es heißt, die alten Mächte retten nur die Guten der Guten.«
»Wir müssen es wohl darauf ankommen lassen. Es könnte die einzige Chance sein, die wir haben. Alle anderen Arten von Zauber sind in der schwarzen Villa blockiert.« Ich hatte mir diese Entscheidung schließlich auch nicht leicht gemacht. Immerhin offenbarte ich nun allen meine Fähigkeit, die eigentlich eine Überraschung bei dem großen Kampf sein sollte. Aber wir waren schon mittendrin. Das alles war bereits Teil des Kampfes. Wieso sollte ich die Sache nicht schon jetzt testen?
»Wir sollten dazu aber wenigstens in den Garten gehen. Ich weiß nicht, in welcher Gestalt die Mächte erscheinen, aber eventuell könnte es hier drin ganz schön eng werden.« Nun schien selbst Sofia überzeugt zu sein. War vielleicht mein innerer Monolog zu ihr durchgedrungen? Oder sie hatte prüfen wollen, ob mir die Entscheidung zu leicht gefallen war. Achtlos sollte man mit derartigen Kräften nicht umgehen, das war mir durchaus bewusst.
Gemeinsam gingen wir zum zentralen Platz des Gartens. Wir hatten Glück, dass im Moment keiner hier draußen war, der unangenehme Fragen stellen konnte. Elrics Familie hätte sicher ihre eigenen Pläne zu Sinas Rettung einbringen wollen.
»Und wie stellst du das jetzt an?« Aurelias fragender Blick durchdrang mich. »Du hast eine solche Beschwörung schließlich auch noch nie gemacht.«
»Das Wissen wurde mir zusammen mit der Gabe weitergegeben, also mach dir keine Sorgen.«
Sie hob schon abwehrend ihre Hände, aber ich schüttelte nur den Kopf. »Schon okay, ich kann verstehen, dass du beunruhigt bist. Aber ich weiß hundertprozentig, was ich tue.«
Sofia zog Aurelia am Arm ein paar Meter von mir weg, damit ich genug Platz hatte. Ich atmete einige Male tief durch, bündelte mein neugewonnenes Talent und bat die alten Mächte, uns gegenüberzutreten.
Die Machtexplosion, mit der das Einhorn erschien, war so gewaltig, dass ich mit einem Auge auf die zahlreichen Fenster schaute, die Richtung Garten wiesen. Ich war dem festen Glauben, dass man die Macht noch etliche Kilometer weit spüren musste.
Das Einhorn musterte mich von oben bis unten. Vielleicht hatte es jemand Älteren erwartet?
»In der Tat, in der Tat. Die Unsrigen waren seit Dekaden nicht mehr angerufen worden. Großes Unheil muss auf dieser Welt wandeln, so unser Gott die Gabe erneut verliehen hat. Wie können wir Euch helfen, junger Hüter?«
Hüter? Was war das denn für ein Wort?
Aurelia und Sofia sahen mich beide mit einem beinahe tödlichen Blick an. Ich schluckte. Es musste Gedanken lesen können, sonst hätte es meine Frage nicht beantwortet. Ich packte alles in meine Kammer und konzentrierte mich wieder.
»Euer jungenhaftes Benehmen amüsiert uns. Euch wird vergeben. Teilt uns nun Euer Anliegen mit.«
Glück gehabt!
Ich erklärte dem Einhorn, was bisher alles
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