Schwarzer Rauch
Schloss kam mir unbekannt vor. Ich hatte keine Ahnung, warum Serafina mich hierher gebracht hatte. Es sah nicht so aus, als wäre ich in London gelandet, wo Vic sich hätte aufhalten müssen. Ich lief weiter auf das Gebäude zu. Im Garten entdeckte ich zwei Personen. Vielleicht konnten sie mir sagen, wo ich hier gelandet war.
Ich wollte gerade den Mund aufmachen, als eine rothaarig gelockte Frau einen lauten Schrei ausstieß, der mich zusammenzucken ließ.
»Sina, bist du es wirklich? Sofia, es hat geklappt! Darians Plan hat tatsächlich funktioniert!«
Ich verstand nur Bahnhof. Und so musste ich auch ausgesehen haben.
»Entschuldige, du kannst ja gar nicht wissen, wer wir sind. Ich bin Aurelia, Leiterin des Gemeinschaftshauses von London, und das ist Sofia, meine ehemalige Mentorin. Darian hat uns um unsere Meinung zur Beschwörung der alten Mächte gebeten und wir waren bei dem Ritual dabei.«
»Darian ist hier? Wo ...«
»Nachdem das Einhorn verschwunden war, ist er wieder zu Victoria aufs Zimmer gegangen. Ich kann dich gerne dorthin bringen.«
Ich nickte. Dann lief ich der quirligen Rothaarigen hinterher. Wie alt sie wohl war? Sie wirkte so jung!
»Glaub mir, ich bin alt genug«, kicherte sie. Eine Telepathin! Dann musste diese Sofia auch eine sein. Schließlich war sie ihre Mentorin.
»Gut kombiniert, Sina.« Sie nickte mir anerkennend zu. »Nun wollen wir dem Wiedersehen aber nicht im Wege stehen. Hier bitte.« Sie klopfte an eine der vielen Türen. Sofort hörte ich drinnen jemanden schnell zur Tür rennen.
»Sina!« Noch ehe sie mich sehen konnte, rief sie meinen Namen. Das Aufreißen der Tür und unsere innige Umarmung war eine einzige Bewegung, die ich nicht in der Lage war, auseinanderzuhalten.
»Wo hast du nur so lange gesteckt?« Vic blickte mich missmutig an. Dann spürte ich ihren Geist in meine Gedanken eindringen. Ich erzählte ihr, ohne ein Wort sagen zu müssen, was seit meinem Verschwinden aus der schwarzen Villa passiert war.
»Du bist jetzt also wirklich eine von ihnen? Das ist großartig!« Vic freute sich aufrichtig mit mir.
»Es war so spannend. Ich fühle mich jetzt frei. Glücklich.« Es tat so gut, diese Worte endlich auch einmal aussprechen zu können. Und schließlich war sie meine beste Freundin.
»Ich wollte dir noch danken«, wandte ich mich an Darian, der in einem Buch blätterte, um bei unserem Wiedersehen nicht zu stören. Sehr aufmerksam.
Er schüttelte als Antwort nur mit dem Kopf und meinte: »Schließlich war es mein Vater, der dich dort eingesperrt hat. Aber ist es wahr? Hat mein Vater Tabea umgebracht?«
»Sie hat sich selbst umgebracht, ich konnte sehen, wie sie verbrannte.«
Trotz des Horrors, den mir die Szene beim Miterleben bereitet hatte, konnte ich nun völlig losgelöst von den bedrückenden Gefühlen davon erzählen.
»Ich kann es nicht glauben. Sie war seine älteste und talentierteste Seherin. Die anderen können mit ihrer Scharlatanerie keinen Tag der Zukunft wirklich sehen. Irgendetwas geht im Zirkel vor sich. Und ich glaube, du solltest noch einmal überprüfen, ob wir uns immer noch auf diesen Kampf vorbereiten müssen.« Er wandte sich direkt an Victoria. Wie wollte sie das überprüfen?
»Meinst du, dein Vater hat aufgegeben?«, fragte Vic ihn ungläubig. Darian überlegte einen Moment, dann erwiderte er nur: »Sicher nicht. Aber ich denke, er muss seine Taktik überdenken. Eine Gefangene von unserer Seite konnte aus dem Verlies der schwarzen Villa fliehen. Das war noch nie der Fall. Wenn ich an seiner Stelle wäre, hätte ich jetzt großen Respekt vor unserer Macht. Er hat uns definitiv unterschätzt. Oder besser gesagt, gibt er Tabea die Schuld dafür. Für diese Nachlässigkeit musste sie sterben. Deshalb glaube ich nicht, dass der Kampf übermorgen stattfinden wird. Mein Vater muss seinen Zirkel neu strukturieren und dafür sorgen, dass die Zukunft für ihn überschaubar bleibt.«
Aurelia platzte ohne anzuklopfen in den Raum. »Ich habe die Zukunft überprüft. Du hattest eben vollkommen recht mit dem, was du gesagt hast, Darian.« Erleichterung war aus ihrer Stimme herauszuhören. Ebenso ein leichter Hauch von ... Bedrückung?
Sie schaute mich an: »Du bist gut. Genau so fühle ich mich gerade. Ich war aufgeregt und voller Erwartung, was diesen Kampf angeht. Aber ich bin zutiefst erleichtert, dass wir jetzt vorerst in Sicherheit sind. Für den Moment kann ich nichts sehen, was dir«, sie zeigte auf Vic, »oder dir«, sie deutete auf
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