Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
entlang, die von Werkstätten gesäumt war, vor denen Männer standen und ihr hinterherpfiffen.
Endlich fand sie auf einem kleinen Platz ein Taxi. Erst als der Wagen wieder zu der von der Sonne beleuchteten Stadtmauer kam und durch eines der hohen Tore in die Medina fuhr, konnte sie sich ein wenig entspannen
In dem spartanischen Zimmer, das sie als britische Touristin gemietet hatte, zog sie sich die schwarze Burka über Kopf und Körper und machte sich auf den Weg in die Souks. Dort kaufte sie verschiedene Haarfärbemittel und kehrte zurück in ihr Zimmer. Während sie sich die blonde Farbe aus den Haaren wusch und diese dann rötlich färbte, verglich sie ihr Gesicht mit dem Foto in dem britischen Reisepass und war mit der Verwandlung in die Engländerin Karen Black zufrieden.
Mit einer Baseballmütze und großen Sonnenbrillen getarnt, ging sie in ein kleines Reisebüro, das von einem verschlafenen und bekifften Europäer geführt wurde. Dort kaufte sie sich ein Charterflugticket nach Barcelona. Als sie der Reisebüroleiter darauf hinwies, dass die Maschine in Malaga einen Zwischenstopp machen würde und es auch einen Direktflug nach Barcelona gab, lächelte sie nur.
„Ich weiß, aber mir ist dieser Flug lieber, denn ich möchte mich in Malaga ein wenig entspannen“, sagte sie in fehlerfreiem Oxford-Englisch. Der Verkäufer zuckte gleichgültig mit den Schultern und lächelte erfreut, als Leyla in bar bezahlte. Sie erinnerte sich undeutlich an das Telefonat des Skorpions, dass er auf Arabisch geführt hatte, da er dachte, Leyla würde ihn nicht verstehen. Das war ein Irrtum gewesen und deshalb kannte sie jetzt den Plan des Skorpions. München war seine nächste Station und deshalb würde sich auch David Stein in München aufhalten. In München fand eine internationale Sicherheitskonferenz statt, hatte der Skorpion am Telefon gesagt, und das war auch sein Ziel. Leyla Khan wusste also, was zu tun war.
24. Marrakesch – Industriegebiet
Tag 5, vormittags
Der Ball, der gegen das Eisentor geschossen wurde, dröhnte wie ein Donnerschlag durch die düstere Halle. Kleine Skorpione, die durch den Lärm aufgescheucht worden waren, krabbelten über den staubigen Betonboden, bis sie die Luftlöcher in der Kiste entdeckten, durch die sie schlüpfen konnten, um in Sicherheit zu sein.
Stella Heisenberg wusste nicht mehr, wie lange sie schon in der Kiste lag. Irgendwann im Laufe des gestrigen Tages war der Mann gekommen, den sie als Pierre kennen und lieben gelernt und der sie so bitter enttäuscht hatte.
Doch als er den Deckel der Kiste geöffnet hatte, war eine Welle der Dankbarkeit über sie hereingebrochen und sie atmete heftig und gierig, obwohl ihre zerschlagene Nase sie fürchterlich schmerzte. Aber dieser Schmerz war nichts im Vergleich zu dem namenlosen Entsetzen, das sie überfiel, als sie gefesselt seitlich in der Kiste lag, die Beine angezogen, und durch die Löcher nach Luft geschnappt hatte. Auch der Schmerz war verschwindend gering, als ihr Pierre das Pflaster vom Mund riss, im Vergleich zu der Wohltat, die das warme abgestandene Wasser für sie bedeutete, das er ihr aus einer zerbeulten Plastikflasche zu trinken gab. Mit geschlossenen Augen schluckte sie das brackige Wasser gierig, verschluckte sich, begann zu husten und nach Luft zu schnappen, panisch schlug sie mit den gefesselten Beinen gegen den Rand der Kiste, die sie immer mehr an einen Sarg erinnerte, an ihren Sarg, in dem sie sterben würde.
„Pierre, bitte lass mich aus der Kiste steigen oder lass wenigstens den Deckel offen. Ich erzähle auch niemandem etwas von dir“, hatte sie gefleht und die salzigen Tränen zogen senkrechte Furchen in ihre vom Staub grauen Wangen. Ohne ein Wort zu sagen, hatte ihr Pierre das Pflaster wieder über den Mund geklebt und sie rücksichtslos zurück in die Kiste gedrückt. Dann hatte er noch schnell ein Foto von Stella gemacht, um ihren panischen Gesichtsausdruck festzuhalten. Danach hatte er den Deckel wieder über die Kiste gelegt und Enge und Dunkelheit waren so beklemmend, dass sich Stella wie lebendig begraben fühlte. Das war gestern gewesen und bis jetzt war er nicht wieder gekommen, um ihr zu trinken zu geben.
Wieder krachte der Ball an das Tor und Kinder lachten laut auf. Stella versuchte zu schreien, aber es kamen nur dumpfe Laute aus ihrem Mund, die sofort vom Lärm draußen verschluckt wurden. Dann hörte sie ein schabendes Geräusch, sah einen Schatten durch eines der Luftlöcher krabbeln, sah,
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