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Schwarzer Valentinstag

Schwarzer Valentinstag

Titel: Schwarzer Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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ein paar Brocken Arabisch«, sagte Christoph.
    »Unterbrich Abraham nicht, das gehört sich nicht für einen Jungen«, sagte Nachum.
    »Es heißt auch: Sei zu Gästen so höflich wie zu einem König«, sagte die alte Esther und strich Christoph und Nachum über das Haar.
    »Er ist wohl auch mitgeschickt worden, weil er unterwegs viele Leute kannte. Wir Juden haben viele Verwandte auf der ganzen Welt. Der kluge Kaiser machte sich auch das zunutze. Die Gesandtschaft brach auf, sie fuhr mit Schiffen, sie wanderte mit Karawanen, sie durchquerte Meere und Wüsten. Dann war sie in Bagdad. Das ist eine herrliche Stadt mit großen Moscheen, prächtigen Kirchen, berühmten Synagogen.«
    »Kirchen?«, warf Christoph ein. »Kirchen bei den Ungläubigen?«
    »Es ist nicht überall so wie in Straßburg – «, begann Nachum.
    »Kalif Harun al-Raschid war ein vernünftiger Mann, Nachum, so vernünftig wie Kaiser Karl der Große.« Abrahams Stimme wurde warm: »Christen, Muslime und Juden waren gleichermaßen angesehen bei ihm. Wichtig war für ihn, was jemand für das Gemeinwesen leistete, nicht die Religion. Dabei war er ein strenggläubiger Muslime. Ich glaube, der Prophet selbst hat nicht gewollt, dass sich die Religionen gegenseitig bekämpfen. Ich glaube auch nicht, dass Jesus Christus das gewollt hätte.«
    Abraham schaute in die Ferne.
    »Nun gut – die Gesandtschaft wurde prächtig empfangen, Feste wurden gefeiert, Geschenke wurden ausgetauscht, es wurden Gespräche geführt und Isaak hat alles richtig übersetzt und nach einigen Wochen des schönsten Lebens machten sich die Gesandten daran zurückzukehren. Reich beladen waren sie. Nie war eine Karawane so reich wie die des Kaisers, als sie von Bagdad aufbrach. Das Großartigste, was sie mitbekamen, war ein weißer Elefant.«
    »Ein weißer Elefant?«
    »Der Elefant war ein Geschenk des Kaisers von Indien an den Kalifen. Ein richtiges Geschenk für einen Kaiser, denn weiße Elefanten sind das Zeichen der Herrschaft über die Welt. Er war sehr kostbar und dabei so empfindlich, dass er niemand auf sich reiten ließ. So musste er an einem Seil mitgeführt werden. Aber wie es so geht, die überaus reichen Geschenke, welche die Karawane mit sich führte, lockten Gesindel an. Die ersten Überfälle konnten von den Soldaten abgewehrt werden, die der Kalif ihnen mitgegeben hatte. Aber als man an die Grenze kam, kehrten die Soldaten um. Es kam zu Kämpfen, es gab Tote, Gesandte wurden gefangen genommen und mussten gegen kostbare Geschenke ausgetauscht werden. Die Karawane musste Futter für die Tiere kaufen. Ihr glaubt nicht, welchen ungeheuren Berg Heu allein Abulabas jeden Tag zu fressen bekommen musste.«
    »Abulabas?«
    »So hieß der weiße Elefant. Ich glaube, er war sehr verwöhnt; er ließ ja auch niemand auf sich reiten. Der Kalif wird ihn gerne losgeworden sein. Es heißt, Abulabas habe einmal aus lauter Übermut die berühmten und herrlichen Gärten des Kalifen verwüstet. Die Karawane wurde immer kleiner, die Kostbarkeiten des Kalifen schwanden wie der Schnee in der Sonne.«
    »Und Isaak?«
    »Allein der Jude Isaak wandelte unbeirrt seiner Straße. Er ging unbeachtet in einiger Entfernung hinter der Karawane und er hatte die kostbaren seidenen Gewänder und goldenen Ketten, die ihm der Kalif geschenkt hatte, nicht angezogen, sondern einen alten speckigen Kaftan. Manchmal ritt er auf einem dreckigen kleinen Esel. Er schlief auch nicht in den großen Karawansereien, wo die Räuber nach Beute Ausschau hielten, sondern er fand immer Unterkunft bei den jüdischen Brüdern am Wege. Denn wir Juden müssen einander helfen, hier und auf der ganzen Welt, sonst gehen wir zugrunde. Vor ihm zog unter Paukenschlägen, Trompeten und Schellenklang die blitzende und funkelnde Karawane auf herrlichen Araberhengsten, weißen Kamelen und edelsten Maultieren, angeschirrt mit Gold, Silber und Juwelen. Sie verlor freilich immer mehr an Glanz, so wie der Mond, wenn er voll ist, mehr und mehr schwindet, bis er zum Schluss nicht mehr zu sehen ist. Die Karawane schwand und schwand und eines Tages war Isaak allein mit Abulabas.«
    »Wollten die Räuber Abulabas nicht? Sie hätten ihn doch sicher teuer verkaufen können.«
    »Nein, Christoph. Ich denke mir, dass Abulabas nicht wollte.
    Und wenn ein Elefant etwas nicht will, so kann man ihn schwer dazu zwingen – und dazu noch einen weißen und so verwöhnten Elefanten wie Abulabas! Vielleicht wollten ihn aber auch die Räuber nicht haben, weil er

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