Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories
Die Stories stammen, bis auf eine, aus unserem 800 Seiten starken Band „Stories und Romane”. Das Buch ist das erfolgreichste von Charles Bukowski. Zu haben bei Zweitausendeins im Versand oder in den Läden.
Die eine Geschichte, die Story „Einbruch”, wurde eigens für diesen Band geschrieben.
DIE STRIPPERINNEN VOM BURBANK
Wir redeten über Frauen, linsten ihnen unter die Röcke, wenn sie aus dem Auto stiegen, und bei Nacht sahen wir in Fenster rein und hofften darauf, welche beim Ficken zu erleben, aber wir bekamen nie was zu sehen. Einmal beobachteten wir ein Pärchen im Bett, der Kerl hatte seine Frau schwer in der Mache, und wir dachten, jetzt würden wir’s aber gleich sehen, doch dann sagte sie: »Nee heut’ abend
ich nicht!« und drehte sich einfach auf die andere Seite. Er steckte sich eine Zigarette an, und wir zogen weiter zum nächsten Fenster.
»So ein Scheiß. Bei mir würde sich ne Frau nicht umdre
»Bei mir auch nicht. Und sowas will ein Mann sein.«
Wir waren zu dritt. Baldy, Jimmy und ich. Unser großer Tag war der Sonntag. Sonntags trafen wir uns bei Baldy und fuhren mit der Straßenbahn runter zur Main Street. Die Fahrt kostete sieben Cents.
Damals gab es dort zwei Varietes, das Follies und das Burbank. Wir waren alle verliebt in die Stripperinnen vom Burbank, und die Witze waren dort auch ein bißchen besser, deshalb gingen wir ins Burbank. Wir hatten die anrüchigen Kinos ausprobiert, aber die Filme waren gar nicht so anrüchig, und die Handlung war immer gleich. Ein paar Kerle machten ein kleines unschuldiges Mädchen besoffen, und ehe sie sich von ihrer Schlagseite wieder erholt hatte, steckte sie bereits in einem Bordell, wo Matrosen und Bucklige Schlange standen und an ihre Tür hämmerten. Außerdem schliefen in den Kinos bei Tag und Nacht die Stadtstreicher, pißten auf den Fußboden, tranken Wein und filzten einander. Der Gestank nach Pisse und Wein und Mord war unerträglich. Wir gingen ins Burbank.
»Na, Jungs, gehts heute ins Variete?«, fragte Baldy’s
Opa jedesmal.
»Ah nee, Sir, wir ham was zu tun.«
Wir gingen hin. Wir gingen jeden Sonntag hin. Wir zogen schon am frühen Morgen los, lange vor Beginn der Show, wir klapperten die ganze Main Street ab, sahen in die leeren Bars rein, wo am Eingang die Animierdamen saßen, die Röcke bis über die Knie hoch, und mit den Beinen wippten im warmen Sonnenschein, der in die Bar hineinwaberte. Die Girls sahen gut aus. Aber wir wußten Bescheid. Wir hatten uns umgehört. Ein Typ ging auf einen Drink rein, und sie nahmen ihn aus nach Strich und Faden. Er zahlte nicht nur für sich sondern auch für das, was die Animierdame trank. Die trank natürlich nur verdünntes Zeug. Man durfte sie mal kurz anlangen, und damit hatte es sich. Wenn man Geld sehen ließ, kriegte es der Barkeeper sofort spitz, er tat einem was in den Drink, und dann hing man bewußtlos über dem Tresen und das Geld war fort. Wir wußten Bescheid.
Nach unserem Bummel durch die Main Street gingen wir in die Hot Dog Bude; dort holte sich jeder einen Hot Dog acht Cents und einen großen Humpen Malzbier für
fünf. Wir machten Gewichtheben und unsere Muskeln standen heraus und wir hatten immer unsere Hemdsärmel hochgekrempelt und jeder hatte eine Packung Zigaretten in der Brusttasche. Wir hatten sogar mal einen Fernlehrgang von Charles Atlas ausprobiert, »Dynamite Tension«, aber Bodybuilding war uns nicht männlich genug. Gewichtheben war einfach eine klare Sache.
Mit Hot Dogs und Bierhumpen begaben wir uns dann zum Flipper-Automaten, einen Penny pro Spiel. Wir lernten diesen Flipper mit der Zeit perfekt beherrschen. Wenn man die Traumzahl erreichte, bekam man ein Freispiel. Wir mußten die Traumzahl erreichen. Wir hatten nicht genug Frankie Roosevelt war am Ruder, es ging wieder aufwärts, aber es war immer noch Wirtschaftskrise, und keiner von unseren Vätern hatte Arbeit. Wie wir zu unserem bißchen Taschengeld kamen, war ein Mysterium, wenn man einmal davon absieht, daß wir ein gutes Auge hatten für alles, was nicht niet- und nagelfest war. Wir klauten nicht, wir nahmen uns nur unseren Anteil. Und wir waren erfinderisch. Da wir wenig oder gar kein Geld hatten, erfanden wir kleine Spiele, um uns die Zeit zu vertreiben — eines davon war ein Fußmarsch zum Strand und zurück.
Das war unser üblicher Zeitvertreib an Sommertagen, und unsere Eltern hatten nie etwas dagegen, wenn wir das Essen verpaßten. Es machte ihnen auch nichts aus, wenn wir mit dicken
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