Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)
Kaffee ein, was ihm gar nicht ähnlich sah. Dann tat er so, als würde er sich das Frühstücksfernsehen ansehen, das auf dem kleinen tragbaren Fernsehgerät vor sich hin dudelte, aber sie spürte, dass er sie aus den Augenwinkeln beobachtete.
Skye brachte Jimmy zum Schulbus. Als sie wieder in die Küche kam, saß Gene noch immer über seinem Kaffee. Das machte sie nervös, und sie schlug Timmys Frühstücksschüssel beim Abspülen versehentlich so fest gegen den Wasserhahn, dass sie einen Sprung bekam.
»Wegen letzter Nacht …«, sagte Gene.
»Ja?« Sie drehte sich nicht um, nahm auch nicht die Hände aus dem schaumigen Wasser.
»Wie bist du nach Hause gekommen?«
»Zu Fuß.«
»Warum?«
»Minty hat sich jemanden angelacht.«
»Ach ja? Wen denn?«
Skye zuckte mit den Schultern und stellte die Schüssel auf das Abtropfgitter. »Irgendeinen Trucker.«
»Minty hat wohl eine Vorliebe für Trucker«, sagte Gene im Plauderton. Dabei plauderte er nie. »Für Trucker und Biker.«
»Sie hat eine Vorliebe für alles, was zwei Beine hat und noch nicht unter der Erde ist.«
Die Worte waren heraus, noch bevor sie sich zurückhalten konnte. Was gar nicht in ihrer Natur lag – für einen Augenblick hatte eine andere Skye das Kommando übernommen. Sie legte eine tropfende Hand auf die Lippen, als könnte sie so die Worte wieder einfangen und hinunterschlucken.
Gene starrte sie an. »Bist du am alten Roadhouse vorbeigekommen?«
»Ja. Wieso?« Sie ließ das Spülwasser ab und trocknete sich die Hände.
»Hast du einen alten Dodge gesehen? Beim Diner?«
»Ja, da waren ein paar Typen drin. Sie haben Kaffee getrunken.«
»Im Diner?«
»Nein. Earl wollte gerade zumachen, da hab ich ihnen ihren Kaffee mitgegeben. Ging aufs Haus.«
»Was waren das für Männer?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Na ja, Männer eben. Aus der Stadt.«
»Haben Sie dich belästigt?«
»Nein.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Was haben sie gemacht, nachdem sie das Diner verlassen haben?«
»Sind im Auto die Hauptstraße hochgefahren.«
»Und du hast sie nicht wiedergesehen – beim Roadhouse vielleicht?«
»Nein.« Endlich fand sie den Mut, ihm in die Augen zu sehen. »Was ist los, Gene?«
»Wo ist deine Brille?«
Sie legte eine Hand auf die Augenbraue. »Kaputt.«
»Wie das?«
»Hab sie fallen lassen und bin draufgetreten. Gestern im Diner. Das Gestell und ein Glas sind zerbrochen.«
»Und du kannst trotzdem sehen?«
»Nein. Alles ist verschwommen. Ich hol mir eine vom Walmart, bis die neue fertig ist.«
Gene starrte sie weiter an, bis das Telefon klingelte. Er ging ran und lauschte etwa eine halbe Minute. »Bin schon unterwegs«, sagte er, ohne Skye dabei auch nur einen Augenblick aus den Augen zu lassen. Er stand auf, blieb zögernd stehen, griff dann nach seinem Hut und ging durch die Tür.
9
»Ist diese Sauerei dein Werk?«, dröhnte die volle Stimme des Priesters aus Drums Handy. Gemächlich glitt der Ford Explorer über den flirrenden Asphalt, der wie eine schwarze Krawatte auf der öden Landschaft lag.
»Welche Sauerei, Reverend?«
»Meine Frau ist tot.«
»Welche Frau genau?«, fragte Drum genüsslich. Er wusste sehr wohl, dass Tincup nur eine Frau gesetzlich geheiratet hatte. Die anderen trugen diesen Titel nur dem Namen nach.
»Holly. Sie liegt mit einer Nadel im Arm in ihrem Bungalow.«
»Mein Beileid, Reverend.«
»Du musst sofort kommen.«
»Zehn Minuten.«
Drum legte auf und gab Gas, sodass er das Milky Way sogar in nur sieben Minuten erreichte.
Das Neonschild, unter dem er hindurchfuhr, kam nicht gegen das grelle Sonnenlicht an. Drum hielt vor dem ehemaligen Büro des Hoteldirektors. Die Tür war verbarrikadiert, die Fenster waren schwarz angestrichen, und im Sand davor lag allerlei Müll. Alte Gummischläuche, Atemmasken und Latexhandschuhe, leere Frostschutzmittel-, Rohrreiniger- und Farbverdünnerdosen sowie Lithiumbatterien ohne Inhalt ließen keinen Zweifel daran, welchem Zweck das Büro nun diente. Als Drum ausstieg, wehte der Gestank von frisch gekochtem Meth zu ihm herüber.
Er rückte die Smith & Wesson mit Perlmuttgriff an seinem Gürtel zurecht, verscheuchte eine fette träge Fliege von seinem Hut und ging auf den letzten der Bungalows zu, die hufeisenförmig um einen leeren Swimmingpool angeordnet waren. Die Sonne hatte den Beton rissig und fleckig werden lassen.
Tincup erschien in der Tür. Wie üblich trug er einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd. Ein Priesterkragen hing um seinen dürren
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