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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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Hals. Tincup war nicht besonders groß, sein Haar mit den glänzenden, aus der Stirn gekämmten grauen Locken hätte allerdings jedem Hollywoodstar zur Ehre gereicht. Auch sein Lächeln – das er gerade nicht zeigen wollte – war filmreif. Das Bemerkenswerteste an ihm war jedoch seine tiefe, bedächtige Stimme, die für sich schon ein Heilsversprechen darstellte.
    »Sheriff, warst du gestern Nacht bei Holly?«, fragte er.
    »Ja, Sir, stimmt genau.«
    »Um ihr Drogen zu geben?«
    »Nein, Sir, aus sentimentalen Gründen. Ihr beklagenswerter Zustand hat mir große Sorge bereitet.«
    »Du lügst.«
    Drum beobachtete, wie ein Bussard langsam über einer weit entfernten Klippe kreiste. Er zog ein Hosenbein hoch, stellte einen Stiefel auf das niedrige Ziegelgeländer und stützte die Arme auf dem Knie ab. Dann starrte er Tincup mit ausdrucksloser Miene an.
    »Was soll ich mit ihr machen?«, fragte der Priester.
    Drum zuckte mit den Achseln. »Sag deinen Jüngern, sie sollen sie in der Wüste verscharren.« Er wartete auf Widerspruch. »Bist du alleine hier?«, fragte er, nachdem dieser ausblieb.
    »Schwester Marisol ist bei mir.«
    »Dann sieh zu, dass du sie loswirst.«
    Tincup sagte etwas auf Spanisch, woraufhin eine Frau in ihren Zwanzigern aus dem Bungalow trat. Sie war in eine bunte Decke gewickelt und trug Pantoletten mit hohen Absätzen. Ihre Zehennägel waren gelb lackiert. Sie starrte Drum an. Drum starrte zurück. Sie marschierte mit stampfenden Schritten davon und verschwand in dem Bungalow neben dem Parkplatz.
    »Die Typen in dem Dodge«, sagte Drum.
    »Was ist mit ihnen?«
    »Holly hat sie gerufen.«
    Tincup sah ihn mit offenem Mund an. »Das ist doch völliger Blödsinn.«
    Drum machte eine dramatische Pause, dann zog er das Handy aus der Tasche, das er der Toten abgenommen hatte. Es funkelte in der Sonne, sodass eine kreisförmige Reflektion auf Tincups pockennarbigen Wangen erschien, als der Sheriff es ihm reichte.
    »Das hab ich in ihrem Bungalow gefunden. Sie hat damit dreimal bei einer Bar in der Stadt angerufen. Zum letzten Mal vorgestern Nacht.«
    Tincup hielt das Handy mit spitzen Fingern von sich, als könnte es plötzlich zum Leben erwachen und ihn beißen. Vorsichtig legte er es neben Drums Stiefel auf die Ziegelwand.
    »Was sollen wir wegen der Männer unternehmen?«
    Umständlich zündete sich Drum eine weitere seiner kleinen schwarzen Zigarren an, dann verkündete er Tincup die glückliche Nachricht. Der Priester hörte atemlos zu, wie Drum ihm im Detail erzählte, warum sie sich wegen dieser Männer keine Sorgen mehr zu machen brauchten. Seine dunklen, gelb gesprenkelten Pupillen waren dabei unentwegt auf Drums Gesicht gerichtet.
    »Die Hand Gottes.«
    »Eher des Teufels, wie mir scheint.«
    »Waren das die Kartelle?«
    Drum schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Wer dann?«
    Mit dem Timing eines geborenen Entertainers griff Drum erneut in seine Hemdtasche, zog den Gefrierbeutel mit der zerbrochenen Brille heraus und ließ ihn vor Tincups Gesicht hin und her baumeln.
    »Du hast es faustdick hinter den Ohren, Drum. Was in Gottes Namen ist das?«
    Drum legte ihm seine Theorie über Skye Martindale dar. Tincup nahm die Brille, setzte sich auf einen gammeligen Korbstuhl, schüttelte den Kopf und lachte. Dann wurde er wieder ernst und konzentriert.
    »Unser weiteres Vorgehen will wohlüberlegt sein.«
    »Ja, Sir, das weiß ich. Deshalb will ich dich ja auch um Rat fragen.«
    Tincup nickte. »Das ändert alles.«
    »Ja, Sir, ganz genau«, sagte Drum.
    »Ich muss darüber nachdenken«, sagte der Priester und wiegte die Brille in der Hand.
    »Aber bitte, Reverend«, sagte Drum. »Übrigens – ich habe gehört, dass frische Ware eingetroffen ist?«
    Tincup nickte. »Unsere kleine Gemeinde hat einen Neuzugang zu verzeichnen. Sie ist ziemlich vielversprechend, will ich meinen.«
    Er rief etwas auf Spanisch. Seine volle Stimme trieb Marisol aus dem Hotelzimmer. Die Frau blickte erst ihn, dann Drum an und verschwand wieder im Zwielicht. Als sie erneut in der Tür erschien, hielt sie ein barfüßiges Mädchen in abgerissener Kleidung an der Hand.
    »Sheriff, wieso entspannst du dich nicht ein Weilchen, solange ich unseren Himmlischen Vater um Beistand bitte?«
    Eine Rauchwolke stieg aus Drums grinsendem Gesicht auf. Er schnippte die Zigarre beiseite und ging auf das Mädchen zu, das ihn ohne jede Gefühlsregung ansah. Das schwarze Haar war aus dem breiten, noch ungeschminkten Gesicht gekämmt. Drum

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