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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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würde er ihn zur Hölle schicken.
    Wie er so dastand und die Kreatur berührte, sah Junior das Gesicht seiner Mutter vor sich, genau wie damals, wenn sie nach ihren Beutezügen immer nebeneinander im Bett gelegen hatten. Ihr warmer Atem hüllte ihn ein, ihre Fingerspitzen lagen auf seinem Herzen, das in wahnsinniger Liebe für sie schlug. Plötzlich kam Junior ein verführerischer Gedanke. Er würde seine Schwester nicht töten – er würde sie mitnehmen.
    Nach Süden, über die Grenze. Dorthin, wo alles seinen Anfang genommen hatte.
    Gerade wollte er ihr diesen Vorschlag unterbreiten, als das Klicken, mit dem der Hahn einer Schrotflinte gespannt wurde, den Zauber brach. Er hob die Pistole und feuerte in Richtung des Geräusches.
    Eine Kugel durchschlug die Glasscheibe hinter ihm. Noch während Gene den Abzug der Remington betätigte, wusste er, dass der Schuss sein Ziel verfehlen würde. Junior Cotton ging hinter einer Zapfsäule in Deckung. Eine Flamme loderte auf und entzündete ein Höllenfeuer, das über den Asphalt in den leeren Benzintank raste. Timmys Schreie hallten von den Metallwänden wider.
    Junior Cotton warf das brennende Feuerzeug auf das Benzin. Beim Anblick der Flammen wurde sie kurzzeitig von einer uralten Furcht gepackt und schreckte zurück. Skye – denn jetzt war sie wieder Skye, erhielt schlagartig die Kontrolle zurück – vergaß Junior, rannte in die Flammen und sprang direkt in den brennenden Metallzylinder. Die metallischen Echos von Timmys Rufen durchschnitten das Brausen der hungrigen Flammen.
    Sobald Timmy das dumpfe Dröhnen des Automotors hörte, fing er an zu schreien und gegen die Eisenwände zu treten. Er wusste, wie sich Schüsse anhörten – schließ lich war er oft mit seinem Daddy auf der Jagd nach Antilopen und Hasen gewesen –, und sobald der Knall ertönte, wurde er still.
    Dann ein Krachen, wie bei einem Autounfall, dann wieder Stille. Er holte gerade Luft, um noch mal loszuschreien, als weitere Schüsse ertönten und alles ganz hell wurde. Feuer kam durch das Loch und kroch über den Boden auf ihn zu.
    Verzweifelt rief er nach seinem Vater, versuchte, den Flammen auszuweichen, und strampelte mit den Beinen. Doch es half nichts – das Feuer erfasste ihn, das Benzin in seiner Kleidung entzündete sich mit einem ohrenbetäubenden Zischen, und dann war da eine Hitze, wie er sie noch nie gespürt hatte. Er versuchte, sich auf dem Boden herumzurollen und die Flammen zu ersticken, kam jedoch nicht gegen seine Fesseln an.
    Irgendetwas sprang durch die Falltür und rannte durch die Flammen auf ihn zu. Es war so groß, dass es den Kopf einziehen musste. Als es ihn packte, wurde die Furcht vor dem Feuer von einer noch größeren Angst verdrängt – jetzt sah er nämlich Tierzähne und zusammengekniffene Augen und Klauen.
    Das Ding nahm ihn fest in die Arme, erstickte so die Flammen auf seinem Körper und drückte ihn vom Feuer weg und gegen die Wand des Tanks. Unter dem Gestank von Moder und brennendem Haar und verkohltem Fleisch roch er noch etwas anderes.
    Er roch Skye.
    Gene beobachtete, wie die Kreatur in das Inferno sprang und von den Flammen verschlungen wurde. Er ließ die Schrotflinte fallen, kletterte in den Wagen zurück, griff nach dem Funkgerät und betete, dass er noch Empfang hatte.
    Zischend und knackend meldete sich Darlenes Stimme. Sofort forderte er Verstärkung an. Als sie »Verstanden« sagte, ließ er sich wieder aus dem Wagen fallen. Obwohl ihm durch den Blutverlust die Sinne zu schwinden drohten, kroch er auf die Falltür zu, aus der Flammen in die Dunkelheit schlugen.
    Ein Auto preschte hinter der Tankstelle hervor. Zuerst dachte Gene, Junior Cotton wollte ihn über den Haufen fahren, doch der Chevrolet hielt neben ihm an. Cotton grinste, hob den Finger zu einem kurzen Gruß und brauste mit Vollgas in Richtung Grenze davon.
    Gene kroch weiter. »Timmy! Timmy!«, rief er.
    Bis auf das Dröhnen und Zischen des Feuers war nichts zu hören. Er schleppte sich weiter, bis ihn seine Kräfte verließen. Sein Kopf fiel auf den rissigen Asphalt, und bevor ihm schwarz vor Augen wurde, sah er die Flammen, die aus der Falltür loderten, und die Funken, die wie Glühwürmchen vor dem Nachthimmel tanzten.

56
    Als Gene wieder zu sich kam, roch er den unverwechselbaren Krankenhausduft, eine Mischung aus Desinfektionsmittel, Medikamenten und ungenießbarem Klinikfraß. Er lag auf dem Rücken. An seinem Arm hing ein Tropf. Sein linkes Bein war vom Knie abwärts

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