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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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die eigene Hand genommen. Nur – er brauchte sie. Er brauchte ihre Stärke.
    Aus diesem Grund war er aus dem Verhörraum und durch das verlassene Büro gestürmt – verlassen bis auf die halb blinde Darlene, die mit dem Rücken zu ihm vor ihrem Tisch saß und die Suche nach Timmy per Funk koordinierte.
    Gene schloss die Tür zur Garage auf und ging in den Verhörraum zurück. Schiere Muskelkraft hatte der Kreatur bei ihrer Verwandlung die Kleidung vom Körper gerissen, sodass sie nun splitternackt vor ihm stand. Wieder hätte Gene fast der Mut verlassen. Erst als er an Timmys Gesicht auf dem Display des Handys dachte, war er in der Lage, das Ding, das einmal seine Schwester gewesen war, zur Hintertür zu locken. Die Kreatur folgte ihm, wobei ihre Klauen über das Linoleum kratzten und sich ihre Nackenhaare aufstellten wie grässliche Fühler.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand in der Garage war, öffnete er die Hintertür des Streifenwagens. Geschmeidig glitt die dunkle Gestalt in das Auto und zog sogar den Kopf ein, als er den Motor anließ und auf die Hauptstraße bog.
    Jetzt, während der flackernde Neonstern immer näher kam, griff Gene nach dem Funkgerät und erzählte Darlene, er hätte durch einen Anruf erfahren, dass Timmy auf einer verlassenen Ranch nördlich der Stadt festgehalten würde. Er befahl ihr, alle Deputys sofort dorthin zu beordern.
    Er wollte seine Männer so weit wie möglich von dem blutigen Grauen fernhalten, das ihm bevorstand.
    Sie kauerte im Dunklen und roch Gene durch die Maschen des Gitterkäfigs. Seltsamerweise erregte sie der Duft seines Fleisches und Blutes nicht im Geringsten. Ihre Konzentration galt einzig einem unaufhörlichen Strom von Erinnerungen, der auf sie eindrang, dieser gewaltigen Datenmenge, die unmöglich aus ihrem Unterbewusstsein stammen konnte. Dafür waren die Erinnerungen zu alt, reichten zu weit zurück – bis weit vor die Zeit, in der die Menschheit in ihrem einfältigen Versuch, das Böse zu verstehen, das törichte, dumme Märchen von Gott und den gefallenen Engeln erfunden hatte.
    Die Erinnerungen reichten bis zu der Quelle, aus der das wahre Böse getrunken hatte. Dann verlor sich die Spur, war zu alt, zu undeutlich, zu schwer zu verfolgen. Die Straße, auf der sie reisten, war für ihre Augen unsichtbar – nicht jedoch für ihre anderen Sinne, die erneut den Sandsturm und die Schachtel und den Jungen namens Gene und sich selbst als kleines rosafarbenes Baby heraufbeschworen.
    Eine weitere Erinnerung traf sie wie ein heftiger Schlag in die Leber. Jetzt war sie nicht mehr im Streifenwagen, sondern befand sich an einem dunklen, übel riechenden Ort und beobachtete zwei brünstige Körper bei der Paarung. Der Ursprung dessen, was sie einst werden sollte, lag in einer Kreatur, die mit jener Quelle verbunden war – einer Kreatur, die aus ihrem Schlamm gekrochen war – und ihren Samen in eine Frau ergoss.
    Eine sengende Flamme, die zugleich den Moment ihrer Zeugung und eine Vision der Zukunft beinhaltete, durchfuhr sie wie ein Kundalini-Rausch vom Ansatz ihrer Wirbelsäule hinauf bis zum Gehirn und schleuderte sie ins Hier und Jetzt zurück. Endlich hatte sie eine ungefähre Ahnung davon, was sie war und wer sie erwartete.

55
    Es gab keinen Schlachtplan, keine langsame Annäherung mit ausgeschalteten Autoscheinwerfern, kein vorsichtiges Anpirschen von der Rückseite der Tankstelle aus. Der Streifenwagen brauste ohne Sirene oder Blaulicht auf den Vorplatz. Die Scheinwerfer spiegelten sich in der Benzinspur, die von der offen stehenden Falltür zu dem hinter einer der defekten Zapfsäulen lauernden Junior führte.
    Der hielt das Zippo in der einen und Dellas Pistole in der anderen Hand. Gene Martindale stieg aus dem Auto und hob die Arme, als wollte er sich ergeben. Einen Augenblick befürchtete Junior schon, er wäre allein gekommen, bis er eine Bewegung auf der Rückbank des Streifenwagens bemerkte. Seine Hoden und sein Schließ muskel zogen sich vor Vorfreude zusammen.
    Jetzt war ihm alles klar. Warum er und seine Gefährtin, deren Name ihm längst entfallen war, die Frau und das ungeborene Kind gerade dieses Gesetzeshüters getötet hatten. Warum er jahrelang untätig in einer leeren, einsamen Vorhölle hatte schmoren müssen.
    Er hatte gewartet. Gewartet, bis das Ding, das in dem Mädchen schlummerte, erwachte.
    Und so war es nun geschehen.
    »Cotton, ich will nur meinen Jungen«, sagte dieser John Wayne für Arme. »Lass ihn frei und nimm

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