Schwarzes Gold und rote Locken
Männerwelt.
Zweifellos war sie froh, sich aus der Sache zurückziehen zu können. Sie hatte bislang nur keine Möglichkeit gehabt, dies zu tun, ohne ihr Gesicht zu verlieren - nun, er würde ihr einen Weg zeigen.
Falls, was nicht sehr wahrscheinlich war, A. H. nicht bereit war, freiwillig abzutreten, würde er eben mit brutaler Offenheit reagieren.
„A. H.", würde er sagen und ihre Schulter tätscheln, „Sie sind keine Hilfe, wenn es darum geht, Gordon Oil profitabel zu machen."
Eine Psychologin würde diese Erklärung akzeptieren. Dann würde er einen anderen mit ihren Aufgaben betrauen, vielleicht einen seiner Männer oder jemand, dessen Fähigkeiten ihm bei Gordon Oil ins Auge stachen, und mit der nächsten Maschine nach London fliegen.
Möglicherweise machte er sogar einen kleinen Umweg über Dumai, wo noch immer sein Geburtstagsgeschenk auf ihn wartete. Lächelnd dachte er an Leilias verheißungsvoll glänzende Augen, ihre vollen Lippen und ihren verführerischen Körper. Leilia. Ein sinnlicher Name für eine sinnliche Frau, eine Frau, die ebenso schön wie willig war.
2. KAPITEL
Angelica Gordon war keine glückliche Frau.
Die Gläubiger saßen ihr im Nacken, ein Bohrtrupp drohte mit Streik, und außerdem trafen so viele Rechnungen ein, dass sie es längst aufgegeben hatte, die morgendliche Post durchzusehen. Und obendrein hatte sie in zwei Stunden ein Treffen mit dem Bevollmächtigten von Landon Enterprises.
Nein, sie war keineswegs glücklich. Angelica nahm ein schwarzes Leinenkleid aus dem Schrank und betrachtete es kritisch. In diesem Outfit würde sie eher einer Bestattungsunternehmerin ähneln als der Chefin von Gordon Oil ...
Warum hatte man sie nicht rechtzeitig genug informiert? Es war einfach rücksichtslos, einen Besuch nur wenige Stunden vorher anzukündigen. Was wäre, wenn sie bereits einen anderen wichtigen Termin gehabt hätte?
Angelica strich sich eine widerspenstige kupferrote Locke aus der Stirn. Vermutlich war kurze Fristsetzung reine Absicht. In dem Fax, das Emily ihr am Telefon vorgelesen hatte, war von „dringenden geschäftlichen Angelegenheiten" die Rede gewesen. Jeder, der sich im Wirtschaftsleben auch nur ein bisschen auskannte, wusste, dass es nur einen Grund für diese unerwartete Visite geben konnte: Man wollte sie daran erinnern, dass sie für Landon Enterprises durch brennende Reifen springen musste, wenn es ihr befohlen wurde.
Sie gehörte Landon mit Haut und Haar. Dieses Riesenimperium hielt die Fäden in der Hand, und Angelica vermutete, dass man sie von ihrem Posten als Leiterin von Gordon Oil ablösen wollte.
Nun, sie würde ihnen die Sache nicht leichtmachen, schließlich hatte sie ihre ganze Kraft in das Unternehmen gesteckt. Bestimmt würde man begreifen ...
Seufzend setzte Angelica sich aufs Bett. Das einzige, was Landon verstehen würde, war Gordons beharrlicher Abwärtstrend.
Vielleicht hatten ihre Freunde im Osten doch recht gehabt.
Jack Brenner, ein Kollege, der an Miss Palmers Mädchenschule Mathematik unterrichtete, hatte kein Blatt vor den Mund genommen. „Nur weil dein Vater dir eine fast bankrotte Firma hinterlassen hat, musst du nicht alles aufgeben, um sie zu retten", hatte er bei einem gemeinsamen Dinner nach einem Kinobesuch gesagt.
Angelica hatte versucht, ihm zu erklären, welche Herausforderung Gordon Oil für sie darstellte. „Endlich kann ich meine Ausbildung. nutzen. "
„Das tust du bereits", erwiderte Jack, „indem du als Berufsberaterin arbeitest. Du bist gut in deinem Job, und er gefällt dir."
„Ja, schon, aber ich habe mir diesen Job nicht ausgesucht. Immerhin bin ich Betriebswirtin und habe mir immer gewünscht, bei Gordon Oil Karriere zu machen. Ich möchte meine Ideen und Pläne verwirklichen
„Und wie willst du mit dem Leben in Texas fertig werden?"
Angelica lächelte. „Texas gehört mittlerweile zu den Vereinigten Staaten, Jack."
„Aber du hast die meiste Zeit deines Lebens hier verbracht."
„Ja, fast fünfzehn Jahre. Ich bin nach der Scheidung meiner Eltern mit meiner Mutter hierhergezogen, aber ist es nicht völlig belanglos, wo ich wohne? Begreifst du denn nicht? Mein Vater hat mir die Firma hinterlassen ..."
„Richtig", unterbrach Jack sie. „Er hat sie dir hinterlassen. Allerdings hat er nichts darüber geäußert, dass du sie leiten sollst."
Das entsprach zwar der Wahrheit, verlieh jedoch der Aussicht, sich als Chefin von Gordon Oil zu beweisen, nur einen zusätzlichen Reiz. Angelica hatte bei
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